Gesundheit und Krankheit aus der Sicht von Kindern

von: Arnold Lohaus, Juliane Ball

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2006

ISBN: 9783840918933 , 196 Seiten

2. Auflage

Format: PDF, OL

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Preis: 21,99 EUR

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Gesundheit und Krankheit aus der Sicht von Kindern


 

3. Einflussfaktoren beim Aufbau individueller Konzepte über Gesundheit und Krankheit (S. 110-111)

3.1 Die Rolle zurückliegender Krankheitserfahrungen beim Aufbau gesundheits- bzw. krankheitsbezogener Konzepte

Im Verlauf ihrer Entwicklung werden Kinder mit verschiedenen Erkrankungen konfrontiert, wobei hier zwischen Erkrankungen mit kurz- und längerfristigen Krankheitserfahrungen differenziert wird. Unter kurzfristigen Krankheitserfahrungen werden zeitlich begrenzte Erkrankungen wie Erkältungen, grippale Infekte oder Kinderkrankheiten (Masern, Windpocken), aber auch kurzfristige Krankenhausaufenthalte, z.B. in Folge von Blinddarmoperationen oder orthopädischen Eingriffen verstanden. Unter längerfristigen Krankheitserfahrungen werden verschiedene chronische Erkrankungen (z.B. Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, juvenile chronische Arthritis) sowie Erkrankungen, die lange Behandlungs- und Genesungszeiten nach sich ziehen (z. B. Krebserkrankungen) gebündelt. Eine Reihe von Studien beschäftigt sich mit dem Einfluss zurückliegender Krankheitserfahrungen auf gesundheits- und krankheitsbezogenes Wissen. Die Frage, ob eigene Erfahrungen durch kurz- oder längerfristige Erkrankungen zu elaborierterem Krankheitswissen führen, steht dabei im Mittelpunkt des Interesses. Im Folgenden werden die Einflüsse von Krankheitserfahrungen auf Wissensbereiche wie Gesundheits- und Krankheitskonzepte sowie Körperwissen untersucht.

Zur Wirkung kurzfristiger Krankheitserfahrungen auf das Ausmaß gesundheits- und krankheitsbezogenen Wissens liegen nur wenige Untersuchungen vor. Eiser, Patterson und Eiser (1983) gehen davon aus, dass trotz Krankheitserfahrungen das Wissen von Kindern über diese Erkrankungen nicht prinzipiell besser ist als über Erkrankungen, mit denen keine Erfahrungen bestehen (wie beispielsweise Krebserkrankungen).

Auch Hansdottir und Malcarne (1998) konnten keinen Zusammenhang zwischen den kurzfristigen kindlichen Krankheitserfahrungen und der Elaboriertheit der Krankheitskonzepte aufzeigen. Weiterhin untersuchten die Autoren, ob die von den Eltern berichtete kindliche Krankheitshäufigkeit mit dem Krankheitswissen zusammenhängt, was sich jedoch nicht bestätigte. In einer eigenen Untersuchung (Ball, 2004) wurden die Eltern von 104 Grundschülern der zweiten bis vierten Klasse gebeten, Auskunft über die Erkrankungen ihres Kindes in den letzten vier Wochen zu geben. Zur Erfassung des Krankheitswissens wurde mit den Kindern ein standardisiertes Erhebungsverfahren durchgeführt. Es zeigte sich auch hier kein Zusammenhang zwischen den Krankheitserfahrungen in den letzten vier Wochen und dem krankheitsbezogenen Wissen. Erfahrungen mit spezifischen Erkrankungen scheinen damit allein kein Garant dafür zu sein, dass ein größeres Wissen über diese oder andere Erkrankungen aufgebaut wird.