Kurzes Lehrbuch der Zoologie

Kurzes Lehrbuch der Zoologie

von: Volker Storch, Ulrich Welsch

Spektrum Akademischer Verlag, 2004

ISBN: 9783827413994 , 695 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 45,00 EUR

  • Mordmethoden - Neue spektakuläre Kriminalfälle - erzählt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
    Mordspuren - Neue spektakuläre Kriminalfälle - erzählt vom bekanntesten Kriminalbiologen der Welt
    Honor Harrington: Jeremy X - Bd. 23. Roman
    Ich bin Profiler - Eine Frau auf der Jagd nach Serienkillern und Psychopathen
    Sterne über Schottland - Roman

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Kurzes Lehrbuch der Zoologie


 

Einführung: Geschichte der Zoologie (S. XIII-XIV)

Die Zoologie erfuhr im Abendland ihre erste Entfaltung in der griechischen Antike. Als ihr eigentlicher Begründer gilt Aristoteles (384–322 v. Chr.). Anders als sein Lehrer Platon (427–347 v. Chr.), der die Welt unserer Erfahrung als Abbild von »Ideen« auffasste, die das wahre Wesen der Dinge darstellen, und anders als Sokrates, der nur für den Menschen nützliche Forschung gelten ließ, begann Aristoteles, empirisch die lebende Natur in allen Einzelheiten zu untersuchen.

Er beschrieb die äußere Erscheinung vieler Tiere, ihre anatomischen Verhältnisse, Lebensweise und Individualentwicklung. Als Erzieher Alexander des Großen erhielt er später von dessen Eroberungszügen unbekannte Tiere und Pflanzen aus allen Regionen des bis nach Ägypten und Indien ausgedehnten Reiches.Aristoteles besuchte von 367–347 Platons Akademie und lehrte und forschte ab 335 v. Chr. im Lykeion, einem öffentlichen Gymnasium in Athen. Die Exaktheit seiner vergleichenden Tierbeobachtungen wurde wie die der Pflanzenbeschreibungen seines Schülers und Nachfolgers Theophrastos (372–288 v. Chr.), erst nach der Renaissance in Europa wieder erreicht, als man methodisch und theoretisch an ihn anknüpfte.

In den dazwischenliegenden ca. 1 700 Jahren gab es im Hellenismus (Herophilos, Erasistratos), im altem Rom und im Mittelalter vor allem die von der praktischen Medizin geförderten anatomischen Forschungen. Der römische Arzt Galenus (129 bis ca. 200) und sein System der Medizin galten bis zum 17. Jahrhundert als Autorität, neben Enzyklopädien wie die »Naturalis historia « des Plinius (23–79), deren zoologische Teile noch im 18. Jahrhundert zu Rate gezogen wurden. Für seine eigenen Untersuchungen standen Galenus nur Tiere, vor allem Affen und Schweine, zur Verfügung. Die magischen und animistischen Empfindungen der Römer und die leibfeindliche Einstellung des Neuplatonismus in der Spätantike duldeten keine Sektionen des menschlichen Leichnams. Diese Haltung blieb, durch das Christentum eher gefördert, über Jahrhunderte hinweg bestimmend, obwohl ein offizielles Verbot von kirchlicher Seite nie ausgesprochen worden war.

Die naturwissenschaftlichen Kenntnisse der Antike wurden durch arabische Ärzte bewahrt, weitervermittelt und vermehrt, besonders auf Gebieten wie der Heilmittellehre, die die Kenntnis der Naturalien aller drei Naturreiche einschloss (Avicenna, um 980–1030, Averroes 1126– 1198). An ihre Aristoteles-Kommentare knüpften weitere mittelalterliche Persönlichkeiten an, wie der Hohenstaufenkaiser Friedrich II (1194– 1250), Begründer der ersten staatlichen Universität Europas (Neapel).

In seiner Schrift »De arte venandi cum avibus« schildert Friedrich II nicht nur die Beizjagd mit Falken, sondern auch die innere Anatomie von Vögeln, erörtert Beziehungen zwischen Körperbau und Lebensweise und die Mechanik des Vogelfluges, macht erste nähere Angaben über den Vogelzug und verbessert unrichtige Angaben von Aristoteles, dessen Schriften er ins Lateinische übersetzen ließ.

Der Dominikaner Albertus Magnus (1193– 1280) suchte Verbindungen zwischen antikem Wissen und christlichem Dogma herzustellen und beschäftigte sich auf ausgedehnten Fußreisen mit eigenen Naturbeobachtungen. Sein zoologisches Werk (deutsche Übersetzung »Thierbuch«, 1545) enthält 26 Kapitel, wovon 19 Aristoteles-Kommentare und sieben eigene Studien darstellen. Durch sachliche Beschreibungen von Aussehen, Vorkommen und Lebensweise einheimischer Tierarten unterscheidet es sich deutlich von den damals verbreiteten Tierbüchern (»Bestiarien«), die nach dem Vorbild des in Alexandrien entstandenen »Physiologus« (2. Jahrhundert) vorwiegend Tierfabeln, verknüpft mit christlicher Moral, enthalten.

Die Renaissance mit ihrer geistigen Entfaltung brachte auch rasche Fortschritte in der Biologie. Dies galt vor allem für Italien,wo sogar schon seit Anfang des 14. Jahrhunderts wieder erste Lehrund Forschungssektionen an menschlichen Leichen vorgenommen worden waren.

Leonardo da Vinci (1452–1519) fertigte Hunderte von anatomischen Zeichnungen an und erkannte – wie in der Antike bereits Xenophanes –, dass die Versteinerungen Reste früherer Lebewesen sind.

In der Zwischenzeit hatte man diese meist für Produkte einer mystischen Bildungskraft gehalten. Eine grundlegende Reform der menschlichen Anatomie leitete erst das Werk von Vesalius ein. Der in Brüssel geborene Andreas Vesalius (1515–1564), der in seinen wissenschaftlich fruchtbarsten Jahren in Padua wirkte, schuf aufgrund eigener Studien das große Werk: »De humani corporis fabrica libri septem«. Es ist das erste große Lehrbuch der Anatomie, dessen Wirkung auf Kunst und Wissenschaft bis weit in das 18. Jahrhundert hineinreichte. Vesalius war Angriffen von kirchlicher Seite ausgesetzt, weil er dem Mann die volle Rippenzahl zuerkannte (eine sollte ihm doch für Evas Erschaffung genommen worden sein). Auch seine Korrekturen der anatomischen Befunde des Galenus wurden zunächst nicht akzeptiert. Vesalius verließ nach Erscheinen seines Werkes Italien und ging nach Spanien.

Aus der Fülle der italienischen Anatomen und oft sehr vielseitigen Naturforscher des 16. und 17. Jahrhunderts seien noch die folgenden genannt: G. Fallopio, G. Fabricio, B. Eustachio, C. Varolio, A. Cesalpino und M. A. Severino. Am Anfang der neuzeitlichen Zoologie steht eine Reihe umfangreicher Tierbeschreibungen, vor allem der Vögel und der »Meerestiere«: Pierre Belon (1517–1564) »De aquatilibus libri duo…« (1553), Guillaume Rondelet (1507–1566) »Libri de piscibus marinis …« (1554/55), Ippolito Salviani (1512–1572) »Aquatilium animalium historiae liber« (1554). Belon brachte 1555 als Erster die Bearbeitung einer einheitlichen Tiergruppe heraus: »L’Histoire de la nature des oyseaux …«. Als Zoographen der frühen Neuzeit sind Konrad Gesner (1516–1565) und Ulisse Aldrovandi (1522–1605) bekannter. Beide bemühten sich, das gesamte Tierreich darzustellen. Die Bände der »Historia animalium« (1551–1587) haben einen mehr philologisch-enzyklopädischen Charakter. Aldrovandis »Ornithologia«, vor allem aber sein Werk »De animalibus insectis libri VII« (1602) sind von Bedeutung. Das Buch über die Insekten ist das Erste seiner Art. Bis dahin galt die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Insekten als eine Tätigkeit ohne Würde, Anstand und Nutzen.

Eine große Bedeutung gewann im 17. Jahrhundert die Erfindung des Mikroskops, mit dem neue Tierformen entdeckt wurden. Einer der größten Mikroskopiker dieser Zeit war Antony van Leeuwenhoek (1632–1723), ein Autodidakt, der seine Linsen selbst schliff. Er entdeckte die Welt der Protozoen und Rotatorien sowie die Bakterien, er studierte die Spermien vieler Tiere und beobachtete beim Frosch die Vereinigung von Ei und Samenzelle. In der mikroskopischen Anatomie trat Marcello Malpighi (1628–1694) hervor, der viele Tiere untersuchte. Nach ihm sind die Malpighi- Körper (Milz, Niere) der Wirbeltiere und die Malpighi-Gefäße der Insekten benannt, er entdeckte die Blutcapillaren.

Jan Swammerdam (1637–1680), ein Arzt aus Leiden, bearbeitete Anatomie und Entwicklung wirbelloser Tiere, besonders von Insekten und Krebsen. Sein Werk »Biblia naturae« wurde erst Jahrzehnte nach seinem Tod publiziert.