Garten und Demenz - Gestaltung und Nutzung von Aussenanlagen für Menschen mit Demenz

von: Martina Föhn, Christina Dietrich

Hogrefe AG, 2012

ISBN: 9783456951683 , 176 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 28,99 EUR

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Garten und Demenz - Gestaltung und Nutzung von Aussenanlagen für Menschen mit Demenz


 

In der Regel verfügen Institutionen im Altersbereich über ein Leitbild, ein Betreuungsund Pflegekonzept oder ähnliches. Darin wird ausgeschildert, an welchem Menschenbild und an welchen fachlichen Standards sich Pflege, Betreuung, Dienstleistungen und Aktivitäten orientieren. Einzelne Institutionen formulieren darüber hinaus weitere Richtlinien, beispielsweise zum Umgang mit Leiden und Sterben, bezüglich der Umsetzung ihrer Pflegemodelle (Orientierung an theoretischen Modellen wie Anspruch auf Gleichstellung, Milieutherapie, Validation etc.) oder der Sicherheit (Weisungen für das Personal im Umgang mit Sturzrisiken oder Weglaufgefahr etc.). Auch für einen Garten können Überlegungen zur Nutzung und Gestaltung schriftlich festgehalten werden. Damit können Werte zum Ausdruck gebracht, Ziele für Gartenentwürfe gemeinsam festgelegt und Nutzungskonflikte verhindert werden.

Im folgenden Kapitel werden wichtige Arbeitsschritte für die Planung eines Gartenprojektes beschrieben. Der Schwerpunkt liegt auf den gemeinsam entwickelten Zielen für die Nutzungsund Gestaltungsqualitäten und dem für den Betrieb des Gartens notwendigen Nutzungskonzept (Regelungen für die Nutzung des Gartens).

2.1 Ziele für die Nutzungs- und Gestaltungsqualität des Gartens

Bei der Projektierung von Gärten für Menschen mit Demenz können zwischen den gestalterischen Zielen und den funktionalen bzw. therapeutischen Anforderungen Konflikte auftreten. Der vorliegende Leitfaden kann grundsätzliche Entscheidungshilfen bieten. Wichtig ist bei jedem konkreten Projekt, dass die Schnittstelle zwischen Landschaftsarchitektur und dem therapeutisch-pflegerischen Alltag beachtet wird.

Ein grundlegender Schritt ist die Analyse des bestehenden Außenraumes und die Erhebung der in ihm bereits stattfindenden sowie der gewünschten zukünftigen Nutzungen. Dieser Schritt scheint naheliegend und banal, wird jedoch in vielen Fällen zu sehr vernachlässigt, sodass in der Folge Unstimmigkeiten auftreten können. Ein weiterer notwendiger Schritt ist die Erarbeitung gemeinsamer Zielformulierungen für den Garten. Die Durchführung beider Schritte ermöglicht ein gemeinsames und verbindliches Programm, das Entscheide zu folgenden Themen enthält:

• Standort des Gartens in Bezug zum Gebäude
• notwendige Ausstattung für Aktivitäten, Therapie und Pflege im Außenraum
• Fragen der Sicherheit
• Umgang mit der Heterogenität der Bedürf- nisse verschiedener Nutzergruppen (z.B. Bereiche für Geselligkeit und individuelle Rückzugsmöglichkeiten, öffentliche Bereiche und ausschließlich institutionell genutzte Therapieräume)
• gewünschte Atmosphäre und Charakter des Gartens
• örtlicher und historischer Kontext des Gartens
• Bedeutung der Topografie für die gewünschten Aktivitäten und Therapien
• Grenzen und Einsehbarkeit
• Formen des Einbezugs von Wasser (stehend, fließend, Benutzbarkeit)
• Charakter und Nutzung der Pflanzen im Garten
• Tiere im Garten
• Stellenwert von ökologischen Aspekten im Garten.

Auf dieser Basis grober, qualitativer Ziele kann die Landschaftsarchitektin im weiteren partizipativen Planungsprozess den Garten konkretisieren.

Dabei werden folgende Arbeitsschritte durchlaufen:

Grobkonzept:
Charakter und Nutzungsanforderungen für die Teilbereiche
Vorprojekt:
Gestaltung und materielle Ausstattung des Gartens. Alle Entscheidungen hinsichtlich Raum und Material werden im Planungsteam abgestimmt. Formfindung steht hier im Dienst des Alltages einer Nutzergruppe mit spezifischen emotionalen, sinnlichen und körperlichen Fähigkeiten.

Projekt:
alle technischen Angaben für die Umsetzung.

2.2 Mögliche Inhalte eines Nutzungskonzeptes

Ein Nutzungskonzept bzw. -reglement für den Garten kann dazu dienen, die Haltung von Mitarbeitenden und Leitung bezüglich der Nutzung des Gartens zum Ausdruck zu bringen, indem konkrete Aussagen zu Aktivitäten im Garten ausformuliert werden.

Folgende Aspekte könnten in einem Nutzungsreglement geklärt werden:
Zielgruppe – Wer soll den Garten nutzen?
Haben einige Nutzergruppen Vorrang vor anderen? Ist der Garten ausschließlich den an Demenz erkrankten Bewohnerinnen vorbehalten oder ist auch eine Nutzung durch andere Zielgruppen denkbar? Im Falle einer ausschließlichen Nutzung durch die an Demenz erkrankten Bewohnerinnen kann im Nutzungskonzept dem Legitimationsund Informationsbedarf der nicht dementen Bewohnerinnen und deren Angehörigen Rechnung getragen werden.

Verhaltensregeln – Wie soll der Garten genutzt werden?

Unter diesem Punkt kann vermerkt werden, dass an Demenz erkrankte Nutzerinnen vor Verhaltenseinschränkungen durch gesunde Personen geschützt werden sollen, d.h., dass keine Maßregelungen aufgrund von inadäquater Kleidung bzw. inadäquatem Verhalten gewünscht werden. Es kann auch formuliert werden, dass sich die Nutzerinnen überall hinsetzen dürfen, auch zu bereits anwesenden Personen. So kann die Etablierung von «privaten» Stammplätzen und damit die soziale Ausgrenzung von einzelnen Bewohnerinnen verhindert werden. Gesundheitliche Aspekte können erwähnt werden wie beispielsweise die Gewichtung der freien Bewegung als erwünschte, unterstützte Verhaltensweise. Als weiterer Aspekt kann das Thema Rauchen im Garten geregelt werden.