Paul Tillich und die Religionspädagogik - Religion, Korrelation, Symbol und Protestantisches Prinzip

von: Johannes Kubik, Gottfried Adam, Rainer Lachmann, Martin Rothgangel

Vandenhoeck & Ruprecht Unipress, 2011

ISBN: 9783862349012 , 391 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 75,00 EUR

Mehr zum Inhalt

Paul Tillich und die Religionspädagogik - Religion, Korrelation, Symbol und Protestantisches Prinzip


 

6. Die explizit religionspädagogischen Texte Tillichs (S. 311-312)

Das Thema »Tillich und die Religionspädagogik« wäre mit den bisher behandelten Aspekten noch nicht vollständig bearbeitet. Denn über den Umstand hinaus, dass Tillich in der Religionspädagogik breit rezipiert wurde, hat Tillich auch selber religionspädagogische Texte geschrieben und sich darin explizit mit Fragen der religiösen Erziehung auseinander gesetzt. 993 Diese »explizit religionspädagogischen« Texte sollen, wie oben schon angekündigt, begrifflich unterschieden werden von »implizit religionspädagogischen Texten«, worunter solche Texte subsumiert werden, die offenkundig nicht in religionspädagogischer Intention geschrieben sind, aus denen sich aber dennoch religionspädagogische Folgerungen ableiten lassen.

Auch bei der Analyse dieser Texte soll – wie schon bei den Texten zum Protestantischen Prinzip – werkgeschichtlich vorgegangen werden, d. h. die Texte werden in der Reihenfolge ihrer Entstehung behandelt, auf weitere Texte wird verweisend eingegangen. Das Prinzip, systematische und historische Aspekte zu verschränken, ist auch hier sinnvoll, denn auch bei diesen Texten liegen im Zeitraum ihrer Entstehung z.T. gravierende biographische Änderungen, wie Tillichs Emigration in die USA; außerdem handelt es sich erneut um völlig verschiedene Genres, sodass auch hier die Aussagen Tillichs im Kontext berücksichtigt werden müssen und nicht einfach kommentarlos nebeneinander gestellt werden können.

In diesem Kapitel geht es darum, die explizit religionspädagogischen Texte zu rekonstruieren, und zwar im Horizont des Gesamtwerkes Tillichs. Nur eine solche Rekonstruktion kann es ermöglichen, in einem zweiten Schritt (im folgenden Kapitel) Folgerungen für den Religionsunterricht heute aus Tillich zu ziehen, die zwar explorativ-extrahierenden Charakter haben, aber dennoch nicht spekulativ sind, sondern von seinem Gesamtwerk her abgesichert.

6.1 Religionsunterricht vom Protestantischen Prinzip her – »Zum Problem des evangelischen Religionsunterrichts« (1931)

In diesem 1931 erschienenen Text kann Tillichs erste explizite Stellungnahme zu religionspädagogischen Fragestellungen erblickt werden. Er ist nur drei Seiten lang, enthält aber trotzdem sehr weit reichende Aussagen, freilich nur zum Unterricht in der Oberstufe (vgl. GW 9, 233). Tillichs Überlegungen zu religionspädagogischen Fragestellungen und zum Religionsunterricht werden zu diesem Zeitpunkt vollständig von seiner Theologie des Protestantischen Prinzips geleitet: Sein Anliegen in diesem Text ist es, einen spezifisch protestantischen Religionsunterricht zu charakterisieren, bei dem »protestantisch« nicht als Konfessionsangabe, sondern im Sinne des »Protestantischen Prinzips« als ein zeitloses Prinzip verstanden wird.