Julia Extra Band 311 - Mit Charme und ganz viel Gefühl / So nah und doch so fern / Wiedersehen in Hollywood / Suche Kindermädchen - biete ... Liebe? /

Julia Extra Band 311 - Mit Charme und ganz viel Gefühl / So nah und doch so fern / Wiedersehen in Hollywood / Suche Kindermädchen - biete ... Liebe? /

von: Cathy Williams, Kate Walker, Trish Wylie, Maggie Cox

CORA Verlag, 2010

ISBN: 9783862952113 , 448 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Julia Extra Band 311 - Mit Charme und ganz viel Gefühl / So nah und doch so fern / Wiedersehen in Hollywood / Suche Kindermädchen - biete ... Liebe? /


 

1. KAPITEL

Endlich schwand die Hitze des Tages, die Luft kühlte langsam ab. In den länger werdenden Schatten des Abends steuerte Lucy das alte Ruderboot vorsichtig an den Strand der kleinen Insel und sprang heraus.

Das flache Wasser umspülte ihre Zehen und Knöchel. Die Hosenbeine ihrer Jeans hatte Lucy aufgerollt, damit sie sich nicht voll Wasser saugen würden, während sie das Boot an Land zog. Nervös kaute sie an ihrer Lippe, als der Rumpf über den Sand knirschte. Ob das jemand gehört hatte?

Sie durfte jetzt nicht ertappt werden. Bis zum Haus war es noch weit. Wenn einer von Ricardos Sicherheitsleuten Alarm schlug, hatte sie schon verloren, noch bevor sie überhaupt angefangen hatte. Man würde sie, ohne Aufsehen, zum italienischen Festland zurückbringen, zu der ärmlichen Pension, in der sie für diese Woche untergekommen war, da sie sich nichts anderes leisten konnte.

In dieser enorm wichtigen Woche.

Falls sie überhaupt in Italien bleiben konnte. Wenn Ricardo erst herausfand, dass sie wieder zurück war, würde er wahrscheinlich sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um sie aus dem Land ausweisen zu lassen. Aus dem Land und aus seinem Leben, ein für alle Mal. Allerdings glaubte er, das hätte er bereits erreicht.

„Oh, Himmel!“

Sie merkte, dass sie die Luft anhielt, und zwang sich, wieder bewusst zu atmen. Mit einer Hand strich sie sich die blonden Strähnen zurück, die sich aus dem Band gelöst hatten, während ihre blauen Augen unstet die Gegend absuchten. Falls jemand das Knirschen im Sand gehört hatte, dann wäre er doch schon aus dem Haus gekommen, oder?

Ganz bestimmt. Also musste sie jetzt sicher sein. Lucy holte ihre Segelschuhe aus dem Boot und setzte sich ins Gras, um sich den Sand von den Füßen zu wischen und die Schuhe anzuziehen.

Sie wünschte, sie könnte das Boot weiter an Land ziehen. Vielleicht sollte sie es mit Blättern und Ästen zudecken, bis es nicht mehr zu sehen war? Aber dazu war sie nicht stark genug, und das nervöse Hämmern ihres Herzens drängte sie dazu, schnell weiterzugehen.

Nun, da sie schon einmal hier war, konnte und wollte sie es nicht länger hinauszögern. Sie hatte alles lange geplant und alles sorgfältig vorbereitet. Als ihr Brief an Ricardo ungeöffnet an den Absender zurückgekommen war, da wusste sie, dass es keinen anderen Weg gab. Sie musste die Sache selbst in die Hand nehmen.

Lucy hatte es auf die höfliche Art versucht, auf die zivilisierte Art und war dennoch eiskalt zurückgewiesen worden. Sie hatte an Ricardos gutes Herz appelliert, aber scheinbar besaß er so etwas gar nicht – zumindest nicht, was sie anbetraf.

Also sah sie sich gezwungen, heimlich herzukommen, wie ein Dieb in der Nacht. Sie hatte die Stelle auf der Insel angesteuert, die der einzig mögliche Schwachpunkt in Ricardos dichtem Sicherheitsnetz war. Hier konnte man sich unter den dichten Büschen verstecken, die über den See hingen. Sie war auch nicht gerudert, sondern gepaddelt, um so wenig Geräusche wie nur möglich zu machen. Bis an Land hatte sie es geschafft, ohne gesehen worden zu sein, jetzt konnte sie nur beten, dass das Glück sie nicht verließ, bis sie das Haus erreichte.

Sie musste bittere Tränen verdrängen, als sie zu der großen neugotischen Villa hinaufschaute, die auf der Hügelkuppe stand. Sorgfältig angelegte Terrassenbeete, begrenzt mit Naturstein, zogen sich über den Hang, eine gewundene Steintreppe führte den Hügel hinauf zu dem weißen Haus, das einst ein Kloster gewesen war, später dann als Palast gedient hatte. Im Glas der großen Fenster brachen sich die letzten Strahlen der untergehenden Sonne, am Ende des Westflügels reckte sich der hohe steinerne Turm in den Himmel. Lucy wusste, dass man von den Fenstern der Villa San Felice auf die blauen Wasser des Gardasees blickte. Im Südosten erstreckte sich die Provinz Verona, im Westen Brescia. Direkt davor lag San Felice del Benaco, das der Insel und der Villa seinen Namen verliehen hatte.

Dieser wunderbare Ort, diese fantastische Villa waren einst ihr Zuhause gewesen.

Jetzt nicht mehr. Schon seit Monaten nicht mehr. Es hatte sich auch nie wirklich wie ein Zuhause angefühlt, die ganze Zeit über nicht, die sie hier gelebt hatte.

Trotz des warmen Abends erschauerte Lucy bei diesen Erinnerungen. Sie hatte hier gelebt und sich doch nie heimisch gefühlt.

„Ich kann’s nicht“, murmelte sie vor sich hin. „Ich kann es einfach nicht.“

Abrupt schüttelte sie den Kopf, um die entmutigenden Gedanken zu vertreiben. Sie musste sich dem stellen, musste es schaffen. Denn die Villa barg nicht nur die Erinnerungen an die schlimmsten Monate ihres Lebens, sondern auch das eine, das ihr das Wichtigste auf der Welt war. Das ihrem Leben einen Sinn gab.

Sie folgte dem ausgetretenen Pfad zu dem kleinen hölzernen Tor, das in die Privatgärten der Villa führte. Als sie es vorsichtig öffnete, quietschten die rostigen Angeln.

Oh bitte, lass es niemanden hören, dachte sie und eilte im Schatten des üppigen Buschwerks über das Gras. Gerade hatte sie sich tiefer in die Büsche zurückgezogen, als sie über sich eine Tür gehen hörte. Das waren die Glastüren, die vom großen Salon auf die Terrasse hinausführten. Jene Türen, durch die sie vor nicht ganz sieben Monaten geflohen war, ohne sich umzuschauen, aus Angst, jemand könnte erkennen, was sie vorhatte, und sie aufhalten.

„Buona sera …“

Die Stimme, die vom Haus zu ihr drang, ließ ihr Herz einen Schlag lang aussetzen. Ricardo. Nur ein Mann besaß diese dunkle, leicht raue Stimme, die jeder Silbe etwas Lockendes verlieh.

Wie oft hatte sie nicht ihren Namen von ihm mit dieser Stimme ausgesprochen gehört, mit den verschiedensten Betonungen? Heiter und amüsiert, verächtlich und wütend. Und auch in fiebriger Leidenschaft, voller Bewunderung. Er hatte sie seine Lucia genannt, seine Liebe, sein Leben …

Seine Frau.

Ihr Herz zog sich zusammen, als sie sich an den Stolz erinnerte, der in der Stimme von Ricardo Emiliani mitgeschwungen hatte, wenn er sie so nannte.

„Meine Frau“, hatte er gesagt, als er ihre Hand fasste und sie vom Altar wegführte, wo der Priester sie soeben zu Mann und Frau erklärt hatte. „Mia moglie.“

Und sie hatte sich in diesem Titel gesonnt, hatte es geliebt, wenn man sie mit Signora Emiliani ansprach. Sie hatte alle Zweifel tief begraben und die Rolle der glücklichen Braut gespielt, für die alle Träume in Erfüllung gegangen waren, hatte gelächelt, bis ihr die Wangen schmerzten.

Während sie doch die ganze Zeit über die Wahrheit ahnte – aus welchem Grund Ricardo sie geheiratet hatte.

Liebe hatte dabei nie eine Rolle gespielt.

„Halten Sie mich auf dem Laufenden, wenn Sie mehr herausfinden …“

Da war wieder die einst geliebte Stimme. Aber wieso sprach Ricardo Englisch und nicht Italienisch? Mit wem?

Furcht einflößende Bedenken meldeten sich in Lucy, sie könnte vielleicht einen fatalen Fehler gemacht haben. Sie war aus ihrem Versteck hervorgekommen und hatte sich mit Ricardo in Verbindung gesetzt. Und durch ihren Brief, selbst wenn sie diesen aus drängender Verzweiflung geschrieben hatte, würde Ricardo auch wissen, wo sie sich aufhielt. Und Ricardo, als unermesslich reicher, unermesslich mächtiger Mann, würde diese Information mühelos einsetzen können, um mehr herauszufinden. Er brauchte nur mit den Fingern zu schnippen, und schon stand ihm eine ganze Armee von Leuten zur Verfügung, die sie suchen würden und …

Und was?

Was sollte ein Mann schon tun, der ihr ins Gesicht gesagt hatte, dass die Heirat mit ihr der größte Fehler seines Lebens war?

„Ich wünsche die Angelegenheit so schnell wie möglich erledigt zu wissen.“

„Natürlich, ich mache mich sofort an die Arbeit. Die Dokumente werden Ihnen morgen zur Unterschrift vorliegen.“

Die Stimme des anderen Mannes brachte Lucy zurück in die Wirklichkeit. Fast hätte sie laut aufgelacht. Wieso sollte Ricardo irgendetwas mit ihr zu tun haben wollen? Er hatte sie gehen lassen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Niemand war ihr nachgekommen und hatte versucht, sie in das Haus zurückzuschleifen. Die Tatsache, dass ihr Brief ungeöffnet zurückgekommen war, sprach deutlicher für sich als alle Worte.

Verträge und Unterschriften, natürlich. Was anderes sollte Ricardo im Kopf haben als den Handel mit teuren Luxusautos? Mit ihr wollte er nichts mehr zu tun haben. Er würde ihr nie vergeben, was sie getan hatte. Er war froh, dass sie aus seinem Leben verschwunden war, und so sollte es seinem Wunsch nach auch bleiben.

Sie zog sich tiefer ins schützende Gebüsch zurück, als er die Terrassenstufen hinab in den Garten stieg. Auch wenn er in die entgegengesetzte Richtung ging, raubte ihr doch allein seine Präsenz den Atem. Reglos verharrte sie mit hämmerndem Herzen und starrte auf seinen Rücken.

Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, da war er auch von ihr weggegangen. Ihr erster Eindruck hatte aus der stolzen Haltung seines schwarz schimmernden Schopfes, den breiten gebräunten Schultern, schmalen Hüften und endlos langen Beinen in ausgewaschenen Jeans bestanden. Ihr Mund war trocken geworden, als sie das Spiel seiner Muskeln bei jedem Schritt mitverfolgt hatte. Auch damals war er barfuß gewesen, nichts hatte darauf hingedeutet, wie reich und mächtig er war.

Sie hatte sich schon halb in ihn verliebt gehabt, bevor sie überhaupt wusste, wer er...