Arbeitsprozessorientierte Lernsituationen und Curriculumentwicklung in der Berufsschule - Didaktisches Konzept für die Bildungsgangarbeit mit dem Lernfeldansatz

von: Thomas Berben

wbv Media, 2008

ISBN: 9783763945948 , 608 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 35,00 EUR

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Arbeitsprozessorientierte Lernsituationen und Curriculumentwicklung in der Berufsschule - Didaktisches Konzept für die Bildungsgangarbeit mit dem Lernfeldansatz


 

3 Methodisches Vorgehen (S. 177-178)

In diesem Kapitel wird der für die Entwicklung des didaktischen Konzeptes gewählte methodische Ansatz vorgestellt. Vor dem Hintergrund der Forschungsverfahren bzw. Wissenschaftsmethoden wird er eingeordnet und in seinen Teilschritten beschrieben. Seine zentralen Charakteristika werden erläutert, die wesentlichen Methoden dargestellt und die notwendigen Phasen der Bearbeitung konkret ausgeführt.

3.1 Der methodische Ansatz – praxisbezogene Entwicklungsforschung

3.1.1 Intentionen und Charakteristika


Die hier vorgestellte Arbeit zielt mit dem didaktischen Konzept für die Bildungsgangarbeit als zentralem Produkt auf eine Vermittlung zwischen Berufsbildungstheorie und Berufsbildungspraxis. In theoretischer Hinsicht wird ein Beitrag zur kritisch-konstruktiven Interpretation des Lernfeldansatzes und zur Fortschreibung der Didaktik der beruflichen Bildung hin zu einer Berufsfelddidaktik geleistet. Das gewählte Verfahren lässt sich im Rahmen der praxisbezogenen Entwicklungsforschung einordnen und beschreiben.

Im Gegensatz zu ähnlich gearteten Ansätzen, wie z. B. der „Partizipativen Entwicklung" nach Clement (2005) oder der „Praxisentwicklungsforschung" nach Fuhr (2002), wurde das didaktische Konzept jedoch nicht aus dem Zusammenhang eines konkreten Projektes heraus erarbeitet. Vielmehr wurde seine Entwicklung motiviert durch die Einführung des Lernfeldansatzes in die Berufsbildungspraxis sowie die damit verbundenen Implementierungsprobleme. Die vorgelegte Arbeit trägt dem diesbezüglichen Forschungsdesiderat in der Berufsfelddidaktik Rechnung. Um die Anforderungen der Berufsbildungspraxis und die angestrebte Theorie-Praxis-Vermittlung angemessen zu berücksichtigen wurden Rückkopplungsphasen mit Akteuren der Berufsbildungspraxis aus mehreren Umsetzungsprojekten in den Ablauf integriert.

Der zur Erarbeitung des didaktischen Konzeptes gewählte Ansatz weist jedoch ungeachtet der kurz umrissenen Unterschiede ähnliche Intentionen auf wie die „Partizipative Entwicklung" und die „Praxisentwicklungsforschung": So geht es in allen Fällen „um die theoretisch begründete, reflektierte und nachvollziehbare Entwicklung einer innovativen pädagogischen Praxis mit dem gleichzeitigen Anspruch an transferierbaren Erkenntnisgewinnung für sich und andere" (Fuhr 2002, S. 80, vgl. Clement 2005). Damit markieren die drei Aspekte Praxisgestaltung, Innovation und Erkenntnis zentrale Eckpunkte der Entwicklung.

Die vorliegende Arbeit konzentriert sich dabei vor allem auf die Unterstützung des Implementationsprozesses, d. h. auf die Interpretation der curricularen Vorgaben sowie auf den diskursiven Entwicklungsprozess innerhalb des Bildungsgangteams. In der Konsequenz sind die diesbezüglichen Handlungsstrategien der Lehrenden Ausgangs- und Zielpunkt der Arbeit. Das didaktische Konzept zielt damit primär auf die Ebene der Bildungsgangarbeit und berührt das unmittelbare Unterrichtsgeschehen lediglich indirekt. Für die konkrete Entwicklung des didaktischen Konzeptes wird ein Ansatz gewählt, der schrittweise von einer abstrakten, länder- und schulübergreifenden Ebene zu einer pragmatischen, auf die konkreten schulischen Bedingungen ausgerichteten, Perspektive führt.

Die besondere Relevanz der Ausrichtung des Forschungsvorhabens auf die Realitäten des schulischen Alltags ergibt sich aus zwei miteinander verbundenen Aspekten: Erstens erfordern die offen gestalteten, lernfeldorientierten Curricula die Konkretisierung durch die Lehrenden in der Schule, die vor dem Hintergrund einer eigenen didaktischen Position curriculare Entwicklungsarbeit leisten müssen.

Zweitens können nur so die interdependenten Ebenen der Schulentwicklung bzw. -organisation und der Lehr-Lerngestaltung mit ihren konkreten strukturellen und personellen Bedingungen an der jeweiligen Schule berücksichtigt werden. So wird der systemische Zusammenhang zwischen „der Schule als Organisation und dem Unterricht als deren wichtigster Aufgabe" berücksichtigt, dem Schratz für jegliche auf Veränderung ausgerichtete Schul- und Unterrichtsforschung eine entscheidende Bedeutung zuschreibt (Schratz 2001, S. 430). Die schulbezogene Entwicklungsarbeit zwinge Forschende zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den spezifischen Gegebenheiten der einzelnen Schule, „bei der es sich nicht mehr auf einer allgemeinwissenschaftlichen Ebene argumentieren lässt" (ebd. S. 431).