Geldwäsche - Studie über Formen, Akteure, Größenordnung - und warum die Politik machtlos ist

von: Friedrich Schneider, Elisabeth Dreer, Wolfgang Riegler

Gabler Verlag, 2007

ISBN: 9783834992390 , 207 Seiten

Format: PDF

Kopierschutz: DRM

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Preis: 54,99 EUR

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Geldwäsche - Studie über Formen, Akteure, Größenordnung - und warum die Politik machtlos ist


 

Kapitel 5 Methoden zur Schatzung des Volumens der Geldwäsche (S. 61-62)

5.1 Vorbemerkungen

Die Schatzung des Umfangs der illegalen Gelder, die gewaschen werden sollen, fallt außerordentlich schwer. Bereits die Messung des Potenzials in einzelnen Ländern erwies sich als problematisch, so dass es weltweit fast aussichtslos erscheint, wirklich zuverlässige Aussagen über das wahre Ausmaß zu machen. Die gewonnenen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Umfangschatzungen der Geldwäsche sind somit „vergleichbar mit jenen des Archäologen, der mit Hilfe einiger Tonscherben, einer Speerspitze und eines Kieferreststuckes die Wirtschaft einer Steinzeitsiedlung beschreiben muss".

Bezüglich dessen, was unter Geldwäscherelevanten Geldern verstanden wird, stößt man auf die unterschiedlichsten Voraussetzungen. Es gibt Statistiken, in denen das Geldwäschevolumen ausschließlich auf den geschatzten Erlosen des Drogenhandels basiert, wahrend ein anderes Mai auch ein vor den Finanzbehörden hinterzogenes Vermögen hinzugezahlt wird. Diese uneinheitliche Begriffsabgrenzung erschwert die Auseinandersetzung mit dem Thema Geldwäsche und insbesondere die Schatzung ihres weltweiten Volumens erheblich. Grundsätzlich kann bei der Messung des Geldwäscheumfangs zwischen direkten und indirekten Schatzmethoden unterschieden werden.

Wahrend direkte Methoden das Volumen meist anhand von Zahlungsströmen zu quantifizieren versuchen, beziehen sich indirekte Methoden auf andere Großen, um daraus auf den Umfang der Geldwäsche schließen zu können. Direkte Methoden zur Umfangschatzung erscheinen zunächst vorteilhafter und weitaus genauer bei der Messung, jedoch scheitern sie an der mangelhaften Beobachtungsfähigkeit: Es ist fast unmöglich, im Banken- und Finanzsystem zwischen legalen und illegalen Geldern zu unterscheiden.

Die einzige direkte Methode, die sich diesem grundsätzlichen Problem entzieht, basiert auf der Hochrechnung einzelner aufgedeckter Geldwäschefalle oder eingezogener Vermögenswerte. Es ist jedoch schwierig, aus diesen Einzelfallen geeignete Extrapolationen anzustellen, um so das gesamte Ausmaß der Geldwäsche tatsachlich abschatzen zu können. Diese Schwierigkeiten der direkten Methoden führten zur verstärkten Anlehnung an indirekte Schatzmethoden. Diese beziehen sich meist auf die Umsatze oder Gewinne aus den Vortaten.

Die Vielfalt der Vortaten erschwert aber die Berechnung des monetären Gesamtvolumens, zudem handelt es sich aufgrund des verbrecherischen Hintergrundes um Dunkelziffern, die ohnehin nur geschatzt werden können. Aufgrund der begründeten Annahme, dass den Drogenerlosen der Hauptanteil des Geldwäschevolumens zuteil wird, basieren die meisten Studien mit indirekten Schatzmethoden allein auf dieser Vortat.

So bleiben Ertrage aus Bereichen wie Kapitalanlagebetrug, Menschenhandel oder illegaler Waffenhandel in vielen Schatzungen vollkommen außer Acht. Um den Umsatz des Drogenhandels ermitteln zu können, finden sich in der Literatur drei mögliche Ansatze. So basieren die indirekten Methoden entweder auf der geschatzten Drogenproduktion, dem geschatzten Drogenkonsum oder auf der Hochrechnung von Beschlagnahmequoten. Dabei bleiben aber viele relevante Informationen, wie Beschaffungspreise, Betriebsausgaben, Gewinnspannen, Gewinnverteilung, die Verwendung der Gewinne und damit auch die Quote der illegalen Gewinne, die letztendlich gewaschen werden, unbekannt und können ebenfalls nur unzureichend geschatzt werden. Folglich merkt auch Thomas Werner kritisch an: „Die einschlägigen Schatzmethoden beruhen stets auf unzuverlässigen Hochrechnungen unsicherer Daten und leben von weiteren axiomatischen Annahmen."