Zivilcourage trainieren!

von: Kai Jonas, Margarete Boos, Veronika Brandstätter

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2007

ISBN: 9783840918261 , 368 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 26,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Zivilcourage trainieren!


 

1 Kurzbeschreibung des Projektes „aufgschaut" ( S. 109)

Das im vorliegenden Beitrag vorgestellte Projekt steht in direktem Zusammenhang mit dem Projekt „zammgrauft", das in dem Beitrag von Frey al. in diesem Buch beschrieben wird. „zammgrauft" ist ein Gewaltpräventionsprogramm der Münchner Polizei für Jugendliche im Alter von ca. 12 bis 16 Jahren und wird seit Jahren erfolgreich in Schulen, Jugendeinrichtungen u.ä. umgesetzt.

Nach dieser positiven Entwicklung lag es nahe, ein ähnliches Programm auch für Grundschüler1 zu entwickeln. In Fortführung von „zammgrauft" erhielt es den ebenfalls bayerischen Namen „aufgschaut". Das langfristig angelegte und gut umsetzbare Programm fördert Grundschüler in Selbstbehauptung und Zivilcourage.

Es handelt sich dabei um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Kommissariat 314 für Verhaltensprävention und Opferschutz vom Polizeipräsidium München und dem Lehrstuhl für Sozialpsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die schon zuvor beschriebene gute Zusammenarbeit zwischen Polizeipräsidium und Universität wurde hierbei weiter intensiviert, insofern als bereits bei der Entwicklung des Programms eine Psychologin als wissenschaftliche Kraft mitarbeitete (Erstautorin dieses Beitrags).

Der vorliegende Beitrag beinhaltet die Beschreibung des Programms, die theoretische Herleitung der Programmziele und eine abschließende Diskussion. Erste empirische Erfahrungen und einige Beispielübungen geben darüber hinaus eine Vorstellung von dem Projekt „aufgschaut".

Eine effektive und früh ansetzende Gewaltprävention hat mehrere Ziele:

• Sensibilisierung der Kinder für Gewaltsituationen.

• Sensibilisierung der Kinder für Opfer von Gewaltsituationen.

• Stärkung der Persönlichkeit.

• Aufzeigen von sinnvollen Handlungsmöglichkeiten in Gewaltsituationen.

Das „aufgschaut"-Programm berücksichtigt dabei direkte Formen der Gewalt (physische und verbale Gewalt) sowie indirekte Formen der Gewalt (psychische bzw. soziale Gewalt, wie z. B. Ausgrenzung, Gerüchte verbreiten). Außerdem geht es um Mobbing, d.h. wiederholte Aggressionen gegenüber demselben Opfer. Darüber hinaus beschäftigt sich das Programm mit der sexuellen Gewalt, die sowohl im sozialen Nahbereich als auch in der Öffentlichkeit für Mädchen und Jungen eine Bedrohung darstellt.

Durch die Schulung der Aufmerksamkeit für Gewaltsituationen und Gewaltopfer wird auch die persönliche Verantwortung in solchen Situationen gefördert: Die Kinder lernen nicht nur, sich selbst angemessen zu behaupten, sondern sie lernen auch, sich verantwortlich für Konfl iktlösungen und für andere Menschen zu fühlen, z. B. indem sie sich für einen gemobbten Mitschüler einsetzen.

2 Methode
Das Programm richtet sich an Kinder in der Grundschule und besteht aus Rollenspielen und Übungen, die der Erlebniswelt und den Erfahrungen der Kinder in Schule und Alltag entsprechen. Jedem Spiel schließt sich eine Refl exionsrunde an, in der das Spiel besprochen wird und die Ziele des Spiels von den Kindern elaboriert werden.

Ähnliche Situationen aus der Klasse bzw. dem persönlichen Erleben der Kinder können in die Diskussion einbezogen werden. Dabei wird großer Wert auf die Erarbeitung von Situationslösungen und das sich daran anschließende tatsächliche Einüben von möglichen Handlungsalternativen gelegt. Durch diese Vorgehensweise werden die Kinder sicherer in der richtigen Einschätzung von Gewaltsituationen und erarbeiten sich ein Repertoire an sinnvollen Handlungsmöglichkeiten.

3 Konzeption als Multiplikatorentraining
Programme und Trainings, die darauf zielen, Einstellungen und Verhalten präventiv und/oder intervenierend zu verändern, werden nachweislich in ihrer Wirksamkeit erhöht, wenn sie langfristig angelegt sind, auf verschiedenen Ebenen ansetzen und allgemeine soziale Unterstützung erfahren.