Zur Tradition der Pädagogik an der LMU München

Zur Tradition der Pädagogik an der LMU München

von: Rudolf Tippelt (Hrsg.)

Herbert Utz Verlag , 2004

ISBN: 9783831604395 , 93 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 28,99 EUR

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    Zum Heiraten verführt

     

     

     

     

 

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Zur Tradition der Pädagogik an der LMU München


 

Irmgard Bock

Die Methodisierung pädagogischen Forschens bei Aloys Fischer

Wenn man davon ausgehen kann, dass die Frage des methodischen Vorgehens ein, wenn nicht das Kennzeichen moderner Wissenschaft ist, weil es garantiert, dass die Ergebnisse des Forschens überprüfbar und kommunizierbar werden, ist offensichtlich, dass die Frage nach der Methodisierung für die Konstituierung der Pädagogik als selbständiger Wissenschaft von großer Bedeutung ist (vgl. Röhrs 1953, S. 34). Sich ihr zuzuwenden heißt zu untersuchen, welches Verständnis von Pädagogik einen ihrer frühen Vertreter geleitet hat. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Disziplinen Philosophie, Psychologie, Soziologie und Pädagogik in denen er Bedeutendes geleistet hat, zur Zeit seines Wirkens noch nicht vollständig voneinander getrennt waren.

Hermann Röhrs arbeitet in seiner 1953 erschienen Habilitationsschrift „Die Pädagogik Aloys Fischers", die auch heute noch nicht überholt ist, heraus, dass nach Fischer der Pädagogik eine Zwischenstellung zwischen Philosophie und exakter Wissenschaft zuzuweisen sei. Wenn man das möglicherweise als Ergebnis seiner Biographie betrachten könnte – Fischer kommt von der Philosophie her und hat als Psychologe begonnen, die sich zu seiner Zeit als empirische Wissenschaft konstituiert hatte –, so ist doch zu fragen, ob nicht gerade diese Zwischenstellung ein fundamentum in re hat, weil Gegenstände pädagogischer Forschung der Mensch und seine Objektivationen sind, die immer zugleich individuell und historisch sind. Nimmt er vorweg, was in heutigen methodologischen Diskussionen immer wieder betont wird, die notwendige Ergänzung der quantitativen Forschung durch die qualitative und umgekehrt?

Für Fischer selbst ist die Pädagogik die „Wissenschaft von der Kulturtatsache Erziehung" und damit in den „Kreis der Geistes- und Kulturwissenschaften" (Fischer 1921, S. 284) einzuordnen. „An dieser Einsicht ändert sich nichts, wenn wir außerdem auch die Verwertbarkeit psychologischer Erkenntnisse für die Praxis der Erziehung einräumen" (Fischer 1921, S. 285). Sie ist also eine Wissenschaft, die auf die Praxis verweist, nicht aber eine Sammlung von Regeln und Rezepten. Ein entscheidender Faktor für jede Form der Erziehung ist die Umwelt.

Ihre Vielfalt und Variabilität macht es wenigstens schwierig, für den Praktiker Erkenntnisse zu liefern, die selbstverständlich angewendet werden. Und nicht zuletzt ist die Ethik zu berücksichtigen, die es verbietet, Menschen als Objekte zu betrachten. Fischer beklagt immer wieder die Unzulänglichkeit der Entwicklung der Methodologie in einer Zeit, in der die Pädagogik beginnt, sich als selbständige Wissenschaft zu konstituieren. Das gilt sowohl für die Methoden des Praktikers, die nicht als Methodik des Unterrichts und der Erziehung missverstanden werden dürfen, sondern der Erkenntnis der Anforderungen der jeweiligen Situation dienen (vgl. 1914c, 1928b), als auch für die des Theoretikers, die er scharf unterscheidet, ohne zu leugnen, dass sie miteinander in Verbindung stehen. Letzteren werden wir uns schwerpunktmäßig zuwenden.

Fischer fand auf der einen Seite – ich hatte das schon erwähnt – eine verhältnismäßig gut ausgebaute empirische psychologische Forschung vor, deren Methoden er 1909/10 in vierstündiger Hauptvorlesung in Vertretung des erkrankten Lipps vortrug (vgl. Schumak 1991, S. 411). Dass diese in die pädagogische Theorie und Praxis überführt werden können und z.T. auch müssen (vgl. Fischer 1914c, S. 74ff.), ist für ihn selbstverständlich. Auf der anderen Seite bestand eine pädagogische Philosophie und Historiographie, die von ihm ebenfalls anerkannt und als notwendig betrachtet wurde. „Die Linie der Exaktheit ist noch nicht eine Linie der absoluten Vollendung. Die philosophische Vertiefung führt über das bloße Empeirum hinaus" (Fischer 1999, S. 485). So ergab sich die Frage, wie diese beiden Traditionen in einer genuin pädagogischen Methodologie zu vereinen seien. Entscheidend für die Lösung dieses Problems wurde m.E. bei dieser Suche die Phänomenologie56 (vgl. auch Ruprecht 1978).