Die Memoiren der Fanny Hill (Ein Erotik, Sex & Porno Klassiker)

von: John Cleland

e-artnow, 2013

ISBN: 9788074841040 , 190 Seiten

3. Auflage

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

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Die Memoiren der Fanny Hill (Ein Erotik, Sex & Porno Klassiker)


 



Wir waren allein und ein Zittern kam auf einmal in meine Glieder, eine Furcht vor irgendetwas schrecklichem, daß ich mich auf das Kanapee am Kamin setzte, wo ich wie ein Stein blieb, ohne Atem und Leben, ohne zu sehen und zu hören. Ich konnte mich nicht rühren, wie sich der Mensch neben mich setzt, mich umarmt, küßt. Und wie er mich so ohne Widerstand sieht, reißt er mir das Busentuch herunter und versucht, mich auf das Kanapee zu legen. Ich fühle seine Hand an meinen Beinen, die ich übereinander geschlagen hatte und die er auseinander zu zwängen sich bemüht. Da erst kam ich zu mir; er warf mich förmlich in die Höhe und ihm vor die Füße und ich bat, er möge nicht hart gegen mich sein und mir nicht weh tun. “Weh tun, Kleine? Ich denke gar nicht daran, — hat dir die Alte denn nicht gesagt, daß ich dich liebe? Daß ich hübsch fein mit dir umgehen will?” — “Ich kann nicht, ich kann sie nicht lieben!” rief ich, “Bitte, lassen sie mich! Ich will sie von Herzen gern haben, wenn sie mich allein lassen und weggehen wollen.” Aber ich redete umsonst. Ob ihn mein Bitten noch mehr erregte oder er seine Gier nicht mehr in Zaum halten konnte, er erneuerte pustend und fauchend seinen Angriff und versuchte mich noch einmal auf das Kanapee zu zwingen. Diesmal gelang es ihm, mich der Länge nach hinzulegen, mir sogar die Röcke über den Kopf zu schlagen und meine Schenkel aufzudecken, die ich so sehr als möglich übereinanderpreßte; und so viel Mühe er sich auch gab, er konnte nicht Herr über mich werden. Weste und Hose hatte er aufgeknöpft, aber ich fühlte nichts sonst als das Gewicht seines Körpers auf mir. Plötzlich ließ er von mir ab, stand keuchend auf und fluchte was von “alt” und “häßlich”, denn so hatte ich ihn in der Hitze meines Sträubens genannt.

Nachher erst wurde ich gewahr, daß der Kerl durch das Zappeln und Raufen auf die Höhe seiner Begierde gekommen war, daß ihn schon sein Vermögen verlassen hatte, noch ehe er an den rechten Ort kam — denn es geschah alles auf meine Beine und auf mein Hemd.

Nun befahl er mir, aufzustehen — er wolle mir nicht die Ehre antun sich weiter mit mir abzugeben, die alte Hure möchte sich nach einem andern Trottel umsehen, er wolle sich jedenfalls nicht von einer verlogenen, falschen Keuschheit zum Narren halten lassen, denn er wisse genau, daß ich meine Jungfernschaft einem Bauernbengel auf dem Dorfe abgetreten hätte, und jetzt meine abgerahmte Milch in der Stadt anbringen wolle. So schimpfte er eine ganze Weile, zu meinem größten Vergnügen; denn der Spott schien mich vor seiner ekelhaften Zärtlichkeit zu sichern.

So deutlich nun auch die Absichten der Brown an den Tag gekommen waren, ich hatte doch nicht das Herz oder den Verstand, das klar einzusehen. Es kam mir gar nicht der Gedanke, mein Verhältnis zu der alten Hure zu lösen, so sehr hielt ich mich mit Leib und Seele für ihr Eigentum. Oder es war doch die Furcht vor der Straße, der fremden Stadt, die mich selbst so betrog und mich ins Verderben brachte.

Ich saß am Kamin, weinend, mit offenem Haar, bloßem Hals, ganz in trübseligen Gedanken, die ich mir nicht so klar machen konnte, daß aus ihnen ein Entschluß wurde. Dieser Anblick muß den Alten aufs neue geil gemacht haben, denn nach einer kleinen Weile fragte er auf einmal ruhig, fast zärtlich, ob ich es nicht noch einmal mit ihm versuchen wolle, bevor die alte Dame zurückkäme, es solle dann alles wieder gut sein. Dabei küßte er mich und fuhr mir mit der Hand zwischen die Brüste. Nun wirkte alles, Ekel, Furcht, Zorn und alles zusammen, daß ich aufsprang, zur Glockenschnur eilte und mit so gutem Erfolge daran riß, daß sofort die Magd gelaufen kam. Wie die mich auf dem Boden liegen sah, mit verwirrtem Haar und blutender Nase — was die Sache etwas tragisch machte — und den Schuft, der noch immer über mir her war, da wurde sie selber verwirrt und wußte nicht was tun. Die Umstände, wie sie uns fand, mußten der Martha den Eindruck machen, daß die Sache schon weiter gekommen sei, als sie wirklich war und daß ich die Ehre des Hauses schon völlig gerettet haben müßte, weshalb sie meine Partei nahm und dem Herrn riet, hinunter zu gehen. Ich würde mich bald erholen und wenn Madame und Phöbe erst wieder nachhause gekommen wären, würden sie schon alles ordnen, bis dahin möge er ein bißchen Geduld haben. Das sagte sie in einem sehr bestimmten Ton; und da der Alte wohl selbst dachte, daß sein Dableiben die Sache nicht besser machen würde, nahm er Hut und Stock und ging brummend hinaus. Ich erinnere mich noch, wie er dabei viele Falten in seine Stirne machte, daß er aussah wie ein alter Affe.

Sobald er weg war, bot mir Martha sehr zärtlich ihre Hilfe an, wollte mir Hirschhorn-Tropfen geben und mich ins Bett bringen, was ich durchaus nicht wollte, aus Angst, der Mensch käme wieder und wäre dann im Vorteil. Aber sie schwor mir, daß ich diese Nacht Ruhe haben würde, und so legte ich mich nieder. Ich war so matt, daß ich kaum die Fragen beantworten konnte, mit denen mich die neugierige Person belästigte.

Und dabei dachte ich mit Angst an die Brown, gerade als ob ich die Verbrecherin und sie die Beleidigte gewesen wäre. Aber es hatten ja auch an meinen Widerstand weder die natürliche Tugendhaftigkeit — wenn es so etwas überhaupt gibt — noch irgendwelche moralische Grundsätze den mindesten Anteil, sondern bloß meine Abneigung und mein Ekel vor diesem ersten brutalen und widerlichen Liebhaber. So wartete ich mit Angst und Verzweiflung auf die Rückkehr der Brown. Abends um elf kamen die Beiden heim. Martha war hinuntergelaufen, um sie einzulassen — Herr Krofts, so hieß mein Scheusal, war schon fort, nachdem er sich müde gewartet. Martha gab wohl den beiden einen mir günstigen Bericht, und so kamen sie alsbald die Treppe heraufgestapft. Wie sie mich blaß und mit blutigem Gesicht fanden, kümmerten sie sich mehr darum, mich zu trösten als mir, wie ich zu fürchten dumm genug war. Vorwürfe zu machen.

Endlich ging die Brown, und Phöbe kam sogleich zu mir ins Bett. Durch Fragen und durch ihre Hände überzeugte sie sich bald, daß ich mehr Schrecken ausgestanden als Schaden gelitten hätte. Wir sprachen nicht viel.

Phöbe schlief bald ein und ich fiel in eine Art Ohnmacht, aus der ich am nächsten Morgen mit einem heftigen Fieber erwachte. Man pflegte mich wie ein junges Huhn, das man, bevor man es an den Bratspieß steckt, noch mästet und füllt - und ich, ich war glücklich über die Sorgfalt, mit der man mich umgab. Meine Jugend kam bald über die Erkrankung hinweg, wozu nicht wenig beitrug, daß man mir die Mitteilung machte, Herr Krofts sei wegen großer Schwindeleien ins Gefängnis gesetzt worden, aus dem er nicht sobald wieder herauskommen würde. Das söhnte die Brown vollends mit mir aus, und sie erlaubte allen Mädchen ihrer Herde mich zu besuchen, natürlich in der Absicht, daß mich ihre Reden leichter dahin brächten, wo mich die Brown haben wollte. Die Mädchen waren lustig und leichtsinnig, und ich fing allmählich an, sie um ihren Zustand zu beneiden ; und das wurde schließlich so stark, daß es das Ziel meines Ehrgeizes wurde, eine der ihren zu werden, welche Stimmung sie geschickt zu steigern verstanden. Es fehlte mir jetzt nichts als die völlige Wiederherstellung meiner Gesundheit: ich war zu allem bereit. Nicht etwa aus Verzweiflung, nein — aus erwachender Lust am Vergnügen, aus Eitelkeit und ein bißchen wohl auch aus Furcht, auf die Straße gesetzt zu werden und da zu verhungern.

Ich war bald wieder ganz hergestellt und durfte zu gewissen Stunden nach Belieben im Hause umhergehen. Nur darauf sah man sorgfältig, daß ich keine Herrengesellschaft sähe, bis zur Ankunft des Lord B***, dem mich die Brown zu verkuppeln beschlossen hatte und mit dem sie mehr Glück zu haben hoffte, als mit Herrn Krofts. Ich war, wie gesagt, zu allem entschlossen; ich war gewonnen, wie Phöbe sagte, und man hätte ruhig die Tür meines Käfigs offen lassen können — ich dachte nicht daran, zu entwischen, so hatte ich mich schon völlig in den Plan des Hauses gefunden.

Was bis jetzt an meiner Unschuld verdorben war, das dankte ich den Mädchen des Hauses: ihr schlüpfriges Reden, die Beschreibungen von ihrem Verkehr mit den Männern hatten mir hinlängliche Einsicht in die Natur und die Geheimnisse ihres Handwerks gegeben und mein Blut angenehm erregt. Dazu setzte auch Phöbe, deren Bettgenossin ich noch immer war, ihren eingehenden Unterricht nicht aus, und was ich nicht aus ihren Beschreibungen erfuhr, das sah ich mit meinen Augen. Eines Tags befand ich mich so gegen zwölf Mittag zufällig in dem dunklen Kabinett der Madame und hatte da kaum eine halbe Stunde auf einem Bett gelegen, als ich ein Rauschen in der Schlafkammer hörte, die von dem Kabinett nur durch zwei Glastüren getrennt war. an denen gelbseidene Vorhänge hingen. Die waren nicht so weit zugezogen, als daß ich nicht vom Kabinette aus das ganze Zimmer hätte übersehen können.

Ich schlich mich leise an die Tür, und da erschien auch schon: die Äbtissin des Klosters selber mit einem langen, jungen Reiter, der wie ein Herkules gebaut war, ein Bursche, wie ihn sich die erfahrenen Londoner Damen für diese Sache wählen.

Still und unbeweglich stand ich auf meinem Posten, damit kein Geräusch mich in meiner Neugierde verraten und Mutter Äbtissin hereinbringen möchte.

Ich hatte keine Ursache dies zu befürchten, denn sie war so sehr von ihrem gegenwärtigen Geschäft erfüllt, daß sie weder Sinn noch Aufmerksamkeit für sonst etwas in der Welt hatte.

Lustig war es zu sehen, wie sich die fette, unbeholfene Figur am Fuße des Bettes hinwarf, gerade der Türe des Kabinetts gegenüber, so daß ich den...