Perry Rhodan 72: Die Gesandten von Aurigel - Perry Rhodan-Zyklus 'Atlan und Arkon'

von: Kurt Mahr

Perry Rhodan digital, 2011

ISBN: 9783845300719 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

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Perry Rhodan 72: Die Gesandten von Aurigel - Perry Rhodan-Zyklus 'Atlan und Arkon'


 

1.


 

»Ich habe Sorge«, versicherte Wee-Nii mit seiner hohen, quietschenden Stimme. »Warum meldet sich das Schiff nicht mehr?«

Wee-Nii war fast zweieinhalb Meter groß und sehr dünn. Schon seine äußere Erscheinung wies darauf hin, dass er zur bevorzugten Klasse des Adels gehörte. Nur Adelige, die zeit ihres Lebens nicht kennenlernten, was körperliche Arbeit war, hatten die Möglichkeit, so groß und so schlank zu werden. Den andern, die sich placken mussten, erlaubte, die Natur kaum, größer als zwei Meter zu werden und den Körperumfang unter sechzig Zentimetern zu halten.

Von derselben Statur wie Wee-Nii war der Mann, zu dem er eben gesprochen hatte: Fij-Gül, Offizier der Luftflotte seiner Exzellenz, des Präsident-Königs, verhältnismäßig jung und offenbar wenig geneigt, Wee-Niis Sorgen zu teilen.

»Was soll schon passiert sein?«, fragte Fij-Gül ein wenig spöttisch. »Der Sender wird entzweigegangen sein ... oder etwas Ähnliches. Ich glaube nicht, dass wir Angst zu haben brauchen.«

Wee-Nii machte eine unsichere Geste mit den spinnenfingrigen Händen.

»Das Glauben wird uns wenig nützen«, gab er zu bedenken. »Wir müssen wissen! Und daran gerade fehlt's uns: Kapitän Sey-Wüün hat nur knappe Andeutungen über die Bewohner dieses Planeten gemacht. Er hielt sie für absolut ungefährlich. Ja, er sagte sogar, es sei ziemlich leicht, unter ihnen Verräter zu finden, die um ihres eigenen Vorteils willen bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten. Aber sonst wissen wir nicht viel.«

»Außer, dass wir auf die Getreidelieferung angewiesen sind«, ergänzte Fij-Gül.

Mit einer heftigen Geste stimmte der Admiral zu.

»Ja, das sind wir! Seine Exzellenz muss triftige Gründe dafür gehabt haben, die Haushaltsmittel der Luftflotte so drastisch zu kürzen. Wenn Sey-Wüün nicht innerhalb von zehn Tagen zurückkehrt, werden wir Seine Exzellenz um einen Vorschuss bitten müssen; denn unsere Leute haben nichts mehr zu essen.«

Fij-Gül trat zum Fenster und sah hinaus auf die Stadt mit den hohen, spitzen Türmen und den tiefen Straßenschluchten.

»Sey-Wüün wird zurückkommen, darüber dürfen Sie gewiss sein«, versuchte er seinen Vorgesetzten zu beruhigen. »Was sollen ihm die Primitiven angetan haben?« Wee-Nii spreizte ein zweites Mal seine Finger.

»Wir wissen nicht einmal, ob sie wirklich primitiv sind«, gab er zu bedenken. »Sey-Wüün hat das Wrack eines großen Fahrzeuges gesehen, das in der Nähe ihrer Stadt liegt. Der Agent, den er angestellt hat, versicherte ihm, es sei früher ein Raumschiff gewesen, mit dem die Fremden nach Weelie-Wee gekommen waren. Sey-Wüün ließ es untersuchen; aber seine Leute konnten anscheinend nicht viel damit anfangen. Sie demolierten ein paar Sachen, damit die Fremden auch wirklich nichts mehr damit anfangen könnten. Aber ... na ja, ich weiß nicht. Auf jeden Fall wäre ich sehr froh, wenn Sey-Wüün sich wieder meldete.«

Fij-Gül war ein Gedanke gekommen.

»Wenn er nun aber nichts mehr von sich hören lässt«, fragte er, »was unternehmen wir dann?«

Wee-Nii sah ihn unglücklich an.

»Das frage ich mich auch. Der Teil unserer Luftflotte, der der Raumschifffahrt dient, besteht aus insgesamt drei Fahrzeugen, die so leistungsfähig sind wie Sey-Wüüns Schiff. Falls Sey-Wüün etwas zugestoßen ist und sein Schiff nicht mehr zurückkommt, bleiben nur noch zwei Fahrzeuge übrig. Sollen wir eines davon nach Weelie-Wee schicken und das Risiko eingehen, dass die Fremden es auch vernichten oder kapern oder was sie auch immer damit gemacht haben?«

Fij-Gül wehrte ab.

»Ich meine, wir sollten nicht die Fremden dafür verantwortlich machen, wenn Sey-Wüün nicht mehr zurückkehrt. Ich habe seinen Bericht gehört. Nach Sey-Wüüns Meinung leben auf Weelie-Wee ein paar tausend arme Narren, die Mühe haben, sich selbst am Leben zu halten. Wenn dem Schiff etwas zugestoßen ist, dann ist es während des Fluges geschehen. Ein Meteorit oder etwas Ähnliches. Unter diesen Umständen wäre es doch nahezu selbstverständlich, dass wir ein zweites Schiff nach Weelie-Wee schicken, nicht wahr?«

Wee-Nii gab einen Seufzer von sich.

»Ich wollte, Sie hätten recht, Fij«, antwortete er. »Aber ich fürchte, bei Ihnen ist mehr der Wunsch der Vater des Gedankens. Der Wunsch, ein selbständiges Kommando und ein Weitstreckenschiff zu bekommen; habe ich recht?«

Wenn Fij-Gül verlegen war, dann ließ er es sich nicht anmerken.

»Ich verheimliche nicht«, gab er zu, »dass ein solches Kommando mein ganzes Streben ist. Abgesehen davon sind meine Argumente sachlich und überlegt. Nach allem, was ich über die Fremden weiß, sind sie nicht in der Lage, ein schwerbewaffnetes und vollbesetztes Raumschiff der Luftflotte seiner Exzellenz anzugreifen oder gar zu vernichten.«

»Nach allem, was ich weiß«, wiederholte Wee-Nii nachdenklich und ein wenig spöttisch zugleich. »Wenn ich wüsste, dass Sie das Richtige wissen, hätte ich keinerlei Bedenken, Ihnen ein Schiff zu geben und Sie nach Weelie-Wee zu schicken. Das Schlimmste ist aber: Ich weiß es nicht.«

 

*

 

»Natürlich ist es ein dummer Name«, gab Chellish zu. »Aber wir müssen konsequent bleiben. Wenn wir die Bewohner Peepsies nennen, dann müssen wir ihre Heimat Peep taufen, nicht wahr?«

Er kroch unter dem Schaltkasten hervor und wischte sich die Ölreste, die ihm während der Arbeit auf den Kopf getropft waren, mit der Hand weg.

»Na schön, meinetwegen«, brummte O'Bannon. »Ich dachte nur, wie komisch das aussehen wird, wenn in den Katalogen eines Tages der Name Peep auftaucht. Wahrscheinlich werden die Leute denken, wir hatten einen zuviel getrunken, als wir uns das ausgedacht haben.«

»Sollen sie«, ächzte Chellish und kroch wieder unter den Kasten. »Ganz davon abgesehen: Was zu trinken wäre wirklich nicht schlecht.«

»Ich kann Ihnen etwas besorgen«, erbot sich O'Bannon. »Mullon hat in seinem Tornister ...«

»Lassen Sie nur!«, kam Chellishs Stimme unter dem Kasten hervor. »Ich bin sowieso gleich fertig. Dann komm' ich mit hinunter.«

»Fertig?«, fragte O'Bannon ungläubig. »Wollen Sie damit sagen, dass der Kasten wieder flugfähig ist?«

»So flugfähig, wie er noch nie war«, versicherte Chellish. »Wir werden damit nach Peep fliegen und unseren Freunden eins aufs Haupt geben.«

»Sie sind ein Mordskerl«, lobte O'Bannon.

»Ich nicht«, wehrte Chellish ab. »Die Peepsies sind Mordskerle.«

»Wer?«

»Die Peepsies«, antwortete Chellish und tauchte wieder auf. »Sie haben Knüppel in die Hand genommen und einfach drauflosgeschlagen. Sie wussten nicht, wo die empfindlichen Teile des Triebwerks liegen. Anscheinend haben sie vom Prinzip dieses Antriebs überhaupt keine Ahnung. Sie schlugen ein paar Löcher und ein paar Beulen, aber ernsthaften Schaden haben sie nicht angerichtet. Deswegen ging es so schnell.«

»Aha«, machte O'Bannon. »Trotzdem haben Sie sich einen Schluck verdient.«

 

*

 

Mullon hatte den Helikopter unten in der großen Lastschleuse der ADVENTUROUS abgestellt. Die Lastschleuse war so ziemlich das einzige, was an dem Riesenwrack noch funktionierte – jetzt, nachdem die Explosion der Atombombe das Schiff noch einmal kräftig durcheinandergerüttelt hatte.

Im Innern des Wracks gab es keine gefährliche Strahlung mehr. Mullon und Chellish hatten sich mit Strahlungsmessgeräten davon überzeugt, bevor sie darangingen, das Beiboot der ADVENTUROUS zu reparieren und sich dazu entschlossen, auf Strahlenschutzanzüge zu verzichten.

Schon nach der ersten oberflächlichen Inspektion hatte Chellish behauptet, der von den Peepsies angerichtete Schaden sei nur gering und werde sich in weniger als zehn Tagen reparieren lassen. Heute war der achte Tag, und Chellish hatte versprochen, dass er heute fertig werden würde.

Im Innern der riesigen Schleuse, deren Außenschott wegen des radioaktiven Staubes, den der Wind draußen vorbeitrieb, ständig geschlossen gehalten wurde, gab es als Beleuchtung nur eine Handlampe, die Chellish in der Nähe des Eingangs aufgehängt hatte, um dem Helikopter das Manövrieren zu erleichtern. Der Schein der Lampe reichte kaum aus, um den Kugelkörper des Beibootes erkennen zu lassen, der im Hintergrund der Schleuse auf Gleitschienen ruhte. Vom Hubschrauber aus sah Mullon nicht mehr als einen riesigen, finsteren Schatten, der unheimlich und gefahrdrohend wirkte.

Während Mullon auf Chellishs und O'Bannons Rückkehr wartete, ließ er sich noch einmal durch den Sinn gehen, was Captain Blailey gesagt hatte – Captain Blailey, der mit einem Fernaufklärer der terranischen Raumflotte vom Typ Gazelle oben in den Bergen lag und auf höheren Befehl darauf aufzupassen hatte, dass es den Siedlern nicht an den Kragen ging.

»Ich halte Ihren Plan für ziemlich halsbrecherisch«, hatte Blailey erklärt, »um es ganz deutlich zu sagen. Aber schließlich befinden Sie sich in einer Notlage, und da lässt man sich manchmal Dinge einfallen, vor denen man unter normalen Umständen eine Gänsehaut kriegen würde. Immerhin, wenn Sie es geschickt anfangen, können Sie Erfolg haben.

Aber rechnen Sie nicht mit der Unterstützung der Erde. Wenn Ihnen auf der Peepsie-Welt etwas zustößt, wird sich niemand um Sie kümmern. Die Erde wünscht, auf dieser Welt einen Flottenstützpunkt einzurichten, und irgendwann werden eines Tages terranische Raumschiffe über dem Planeten der Peepsies auftauchen. Aber das wird sicher nicht gerade sein, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten.«

Mullon hatte sich damals, vor vierzehn Tagen, über diese Worte gefreut. Es hatte ihn von vornherein gestört, dass Captain...