Jerry Cotton 2247 - Der Feind, der sich Phil Decker nannte (3. Teil)

von: Jerry Cotton

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838701561 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Jerry Cotton 2247 - Der Feind, der sich Phil Decker nannte (3. Teil)


 

(S. 16-17)

Die Nachricht von dem grausigen Fund, den eine Streife des NYPD durch Zufall gemacht hatte, erreichte uns über Umwegen. Zuerst wurden die Kollegen vom Homicide Squad an den Tatort gerufen, die sich beim Anblick der Toten an eine Fahndungsmeldung des FBI erinnerten. Nach einer Gang war gesucht worden, deren Mitglieder wie bizarre Clowns aussahen. Danach ging alles ziemlich schnell – schon eine Stunde später trafen Sid und ich am Tatort ein.

Der Morgen zog im Osten bereits herauf, und es versprach ein trüber, regnerischer Tag zu werden. Mit hochgeschlagenen Krägen legten Sid und ich den Weg vom Jaguar zu der Sperre zurück, die die Kollegen von der City Police errichtet hatten. Wir ließen unsere Marken sehen und durften passieren, gingen zu der Stelle, wo die beiden Cops den geheimen Zugang entdeckt hatten. Es war eine Art Luke, die in den Backstein eingelassen und nach außen hin gut getarnt war.

Über einen verborgenen Mechanismus konnte sie geöffnet werden, und über eine steile Treppe gelangte man in den Keller des Hauses. Es gab aber auch einen Durchgang, der in eine unterirdische Basis führte. Eine Basis, von deren Existenz bis zum heutigen Tag niemand gewusst hatte … Es war ein Betonbau mit nüchternen Gängen, einem Bunker nicht unähnlich. Überall gab es Anschlüsse für Computer und Kommunikationseinrichtungen, die Schlösser der einzelnen Räume waren mit Zahlencodes gesichert. Wer immer hier gehaust hatte, hatte sich mit Technik gut ausgekannt – und nach dem grausamen Fund zu schließen, den die Kollegen vom Department gemacht hatten, hatte er keine freundlichen Absichten gehegt.

Noch wagte es niemand laut auszusprechen, aber es sah ganz so aus, als wären wir auf eines der Verstecke von Jon Bent gestoßen. Doc Reiser war bereits an Ort und Stelle. Im Licht einiger Scheinwerfer, die im ehemaligen Kontrollraum der Geheimbasis aufgestellt worden waren, ging der FBI-Arzt seiner grausigen Arbeit nach, mit einem Schutzanzug bekleidet, der ihn von Kopf bis Fuß einhüllte. Nacheinander untersuchte er die grausam zugerichteten Leichen, die jenseits der dicken Glasscheibe lagen, die den Raum teilte. In grotesken Verrenkungen lagen die Toten am Boden. Ihre Leiber waren aufgebläht wie Ballons.

Ich erkannte sofort: Hier war Gas am Werk gewesen. Sid und ich traten an die Glasscheibe, nahmen den Leichnam in Augenschein, der zuvorderst lag. Er war ähnlich gekleidet und geschminkt wie der Mann, den ich im Garten der Cunnings-Villa gesehen hatte – in jener Nacht, als Jessica Cunnings Phil und mich um Hilfe gerufen hatte …[4] Jemand drückte mir ein kleines Funkgerät in die Hand, über das ich mit Doc Reiser Kontakt aufnehmen konnte. »Doc?«, sprach ich leise hinein. »Hallo, Jerry.« Reisers Stimme klang bitter. Durch das Sichtglas seiner Schutzhaube sandte er mir einen müden Blick.

»Alles in Ordnung bei Ihnen, Doc?« »Oh, sicher. Klar.« Reiser hob seine behandschuhte Rechte und reckte den Daumen hoch. »Es ist nur …« »Ich weiß«, erwiderte ich mit traurigem Blick auf die Toten. »Ich weiß, Doc … »Reiser war ein hartgesottener Bursche, den so leicht nichts erschütterte, aber das hier war mehr, als der FBI-Arzt so einfach wegstecken konnte. Wer immer für den Tod dieser Menschen verantwortlich war, er kannte weder Gnade noch Mitleid. Auch das war ein Indiz dafür, dass wir es mit Jon Bent zu tun hatten. »Diese Wand riegelt den rückwärtigen Teil des Raumes hermetisch ab«, erläuterte der Doc.