Forever Again (Band 2) - Wie oft du auch gehst - Mitreißende Liebesgeschichte für Jugendliche ab 14 Jahre

von: Lauren James

Loewe Verlag, 2018

ISBN: 9783732011551 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Forever Again (Band 2) - Wie oft du auch gehst - Mitreißende Liebesgeschichte für Jugendliche ab 14 Jahre


 

KAPITEL 1

Aktenvermerk: Auszug aus Clove Sutcliffe – eine nicht autorisierte Biografie, erstmals veröffentlicht im Jahr 2344

St Andrews, Schottland, 2056

Clove schmollte. Eigentlich hätte sie ein Programmierproblem lösen sollen, aber ihr war gerade eine Erkenntnis gekommen und sie brauchte einen Moment, um darüber nachzudenken.

Die Erkenntnis lautete folgendermaßen: Ihre beste Freundin mochte einen Jungen. Clove hatte angenommen, dass ihr noch ein paar Jahre bleiben würden, bis sie Meg an einen Jungen verlieren würde. Und zu allem Überfluss ging es nicht um irgendeinen x-beliebigen Jungen. Der Nachricht nach zu urteilen, die Meg ihr gerade geschickt hatte, handelte es sich bei dem Jungen, auf den sie ein Auge geworfen hatte, um niemand anderen als Cloves Cousin.

Nuts_Meg 18:02:45 18:02:45
LuckyClover 18:03:14 Reich sie bei den zuständigen Behörden ein.
Nuts_Meg 18:03:57 Ich steh echt kurz davor, Loser.
Nuts_Meg 18:04:02 Na jedenfalls, warum hast du mich im Dunkeln gelassen?? In deiner Familie gibt es ein paar mächtig süße Typen! Wieso hast du mir nie was von Alec erzählt?

Als Clove Megs letzten Satz noch einmal las, zog sich ihr Herz zusammen. Sie hätte wissen müssen, dass das passieren würde. Bei der Party zu ihrem sechzehnten Geburtstag hatte sie beobachtet, wie Meg und Alec sich draußen im Garten unterhielten – Meg hatte Alec das Gesicht zugewandt und ihn angeflirtet. Ihre weichen blonden Haare hatten im Wind geweht, wie immer perfekt wie auf einem Modefoto … und dabei noch seidenweicher als Luft. Geistesabwesend hatte Meg ihr Haar zurückgeworfen und dabei gelacht. Clove hatte sie zwar nicht hören können, aber das war auch nicht nötig gewesen – sie kannte Megs Lachen besser als ihr eigenes.

In dem Moment hätte sie wissen müssen, dass Alec alles kaputt machen würde.

Aus irgendeinem Grund sorgte die Vorstellung von Meg und Alec dafür, dass Clove sich nicht mehr auf ihre Programmieraufgabe konzentrieren konnte. Das war ungewöhnlich, weil das Programmieren ihr meistens dabei half, wieder zu sich selbst zu kommen. Sie hatte damals mit dem Programmieren angefangen, um besser mit ihrer Hyperaktivität klarzukommen. Auf diese Weise konnte sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas Sinnvolles konzentrieren, wenn ihre endlose Energie ihren Eltern über den Kopf wuchs.

Mit zwölf hatte man die Diagnose »hochbegabtes Kind mit Hyperaktivitätsproblem« gestellt – was Clove für eine ziemlich extreme Formulierung für die Tatsache hielt, dass sie ein wenig nervös, unglaublich konzentrationsfähig und leicht ungeduldig war, wenn sie sich langweilte oder das Lerntempo ihr nicht schnell genug voranschritt. Aber wenn sie etwas interessierte, stürzte sie sich mit Begeisterung in die Materie – zumindest ein Aspekt, den die Lehrer an ihr schätzten. Clove konnte stundenlang programmieren, ohne auch nur einen Gedanken an die Außenwelt zu verschwenden, bis ihre Eltern in ihrem Zimmer auftauchten und sie zwangen, zum Abendessen oder (nach einer durchgearbeiteten Nacht) zum Frühstück in die Küche zu kommen.

Clove speicherte ihre letzten Codezeilen ab und beendete das Programm, damit sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Desaster in Megs Liebesleben richten konnte. Dann antwortete sie ihrer Freundin auf eine Weise, von der sie hoffte, dass sie ihre Verärgerung verbarg.

LuckyClover 18:04:26 Da ich mich weder zu Jungen hingezogen fühle noch zu engen Blutsverwandten, ist mir nie der Gedanke gekommen, dass er ein süßer Typ sein könnte.
LuckyClover 18:04:28 Tut mir leid.
Nuts_Meg 18:04:55 Du bist gefeuert.
LuckyClover 18:05:12 Als deine persönliche Dating-Website?
Nuts_Meg 18:05:33 Ja.
LuckyClover 18:05:49 Ach, Mist! Dabei waren damit so viele Vorteile verbunden.
LuckyClover 18:05:54 Ach, stimmt ja …
LuckyClover 18:05:59  … da gab’s ja gar keine.
Nuts_Meg 18:06:17 Bist heute wohl zu Scherzen aufgelegt. Verstehe.
LuckyClover 18:06:43 Wenn du meinst. Ach, hab ich dir schon mal erzählt, dass mein Dad echt süß ist? Soll ich dich mit ihm verkuppeln?
Nuts_Meg 18:07:03 Klar, er ist ein Silberfuchs.
LuckyClover 18:07:09 Igitt
LuckyClover 18:07:11 IGITT
LuckyClover 18:07:21 Okay, der Schuss ist nach hinten losgegangen.
LuckyClover 18:07:33 Heterosexualität ist eklig.
Nuts_Meg 18:07:51 Jetzt sei nicht so heterophob.
LuckyClover 18:08:17 Dieses Wort gibt’s doch gar nicht.
Nuts_Meg 18:08:37 Wird es aber bald, wenn du so weitermachst.
LuckyClover 18:09:15 Du musst dich ja so diskriminiert fühlen.

Clove versuchte, keine Bitterkeit zu empfinden. Aber wenn Meg sich schon nicht in sie verlieben konnte, musste es dann ausgerechnet ihr Cousin sein?

Eine Nachricht von Spart, ihrem hauseigenen Künstliche-Intelligenz-System, erschien auf Cloves Armbanduhr und riss sie aus ihren Gedanken.

> Deine Mutter betritt jeden Moment dein Zimmer. Versteck sofort alle eventuell illegalen Substanzen.

Clove las die Nachricht und verdrehte die Augen. Ihr KI-System existierte in sämtlichen Computern und Uhren im Haus und schnappte gesprochene Anweisungen von jedem auf, der sich in der Nähe befand. Spart organisierte das Leben aller Hausbewohner und neigte dazu, sich wie eine wahre Nervensäge aufzuführen. Clove nahm an, dass das daran lag, dass ihr Dad das System mit ein paar Extrafunktionen ausgestattet hatte, einschließlich einer Persönlichkeit – was bedeutete, dass Spart sich gern für einen Menschen hielt.

»Komm rein«, rief Clove ihrer Mutter zu.

Jen öffnete die Tür und fragte: »Kannst du kurz nach unten kommen, Clove?« Ihre Stimme hatte einen seltsam nervösen Unterton. »Dein Dad und ich möchten etwas mit dir besprechen.«

Rasch verabschiedete sich Clove von Meg. Insgeheim war sie fast erleichtert, das Gespräch abbrechen zu können, bevor es zu ernst wurde. Dann folgte sie ihrer Mum hinunter ins Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Ihre Neugier wuchs, als sie bemerkte, wie ihre Eltern sich untereinander stumm verständigten. Die beiden tickten so ähnlich, dass sie manchmal in der Lage schienen, ohne Worte miteinander kommunizieren zu können.

Eine Nachricht tauchte auf Cloves Uhr auf. Meg hatte auf ihren Abschiedsgruß mit einem Foto von sich selbst reagiert, bei dem sie träumerisch in die Kamera schaute. Darüber hatte sie in roten Buchstaben ALEC <3 geschrieben. Genervt wischte Clove über das Display, um die Nachricht zu löschen.

»Clove«, setzte ihr Dad an, nachdem er sich geräuspert hatte, »wir müssen dir etwas mitteilen.« Langsam atmete er aus. Clove sah, wie ihre Mum seine Hand drückte. »Es wird Zeit, dass du die Wahrheit erfährst. Wir glauben, dass du jetzt alt genug bist, um alles zu verstehen.«

Doch Clove hörte nur das Pochen ihres Pulses in den Ohren.

»Also, Clove, wir lieben dich. Du bist eine wundervolle, wunderschöne Tochter …« Er verstummte.

Clove starrte ihn an. »Was ist? Was ist los?« Die Worte kamen krächzend über ihre Lippen.

Einen quälend langen Moment schwiegen alle.

Dann fuhr ihr Dad fort: »Es fällt mir schwer, es richtig zu formulieren …«

»Was?«, hakte Clove heiser nach. »Sag es mir einfach.«

Ihr Dad holte tief Luft. »Als du auf die Welt gekommen bist, ist meinem Bruder etwas zugestoßen, meinem Bruder … der dein biologischer Vater war. Ihm und deiner biologischen Mutter ist etwas zugestoßen.«

Clove spürte, wie ihr Gesicht erstarrte. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie konnte nichts von dem, was er sagte, verarbeiten. Adoptiert. Adoptiert? Sie fühlte sich nicht wie ein Adoptivkind. Hätte sie das nicht irgendwie spüren müssen?

»Wir haben dich großgezogen, weil deine leiblichen Eltern das nicht mehr konnten«, berichtete ihr Dad weiter. »Genetisch gesehen, bin ich eigentlich dein Onkel.«

»Warum habt ihr mir das nicht schon früher erzählt?«, fragte Clove. Sie fühlte sich hintergangen, deplatziert, entsetzt … und von hundert anderen Gefühlen überwältigt, von denen sie nicht wusste, wie sie sie in Worte fassen sollte.

Ihre Eltern tauschten einen Blick. »Deine leibliche Mutter hat uns das Versprechen abgenommen, so lange zu warten, bis du alt genug bist, um das alles zu verstehen«, erklärte ihre Mum. »Sie hatte Angst, dass du damit vielleicht nicht umgehen könntest. Die Sache ist nicht leicht. Aber jetzt, da du sechzehn bist, da dachten wir …«

»Was?«, fragte Clove mit einem erstickten,...