Für eine Million Nächte mit dir

Für eine Million Nächte mit dir

von: Jennifer Lewis

CORA Verlag, 2011

ISBN: 9783862953042 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones

Preis: 2,49 EUR

  • Lektüreschlüssel. Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders - Reclam Lektüreschlüssel
    John Sinclair 1719 - Totenmarsch
    Vampira - Folge 04 - Landrus Ankunft
    Jerry Cotton 2817 - Nimm das Geld und flieh!
    Maddrax 298 - Beim Ursprung
    Jerry Cotton 2818 - Kap ohne Hoffnung
  • John Sinclair 1718 - Die Messerkatze

     

     

     

     

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Für eine Million Nächte mit dir


 

1. KAPITEL

Oje, und jetzt? dachte Bree Kincannon, als ihr Vater ihr vom anderen Ende des Ballsaals zuwinkte.

Selbstsicher bahnte er sich einen Weg durch die elegant gekleideten Menschen. Bree blickte ihm angespannt entgegen. Das silbrig schimmernde Haar verlieh ihm eine natürliche Autorität. Gleich nach dem Dessert hatte er sich erhoben und sich wie immer unter die Menge gemischt, denn „sehen und gesehen werden“ lautete sein Motto.

Bree dagegen hatte sich, ebenfalls wie immer, in ihrem Stuhl zurückgelehnt, der Musik gelauscht und auf das Ende des Abends gewartet. Zu der Benefizveranstaltung war sie nur gekommen, weil ihr diese Organisation sehr am Herzen lag.

Erst als ihr Dad vor ihr stand, bemerkte sie den hochgewachsenen Mann, den er mitgebracht hatte.

Oh nein, er wollte sie schon wieder jemandem vorstellen! Dabei hatte sie angenommen, ihr Vater hätte es allmählich aufgegeben, sie mit jedem einigermaßen passablen Junggesellen San Franciscos in Kontakt zu bringen.

„Bree, mein Liebes, ich möchte dich mit jemandem bekannt machen.“

In den neunundzwanzig Jahren ihres Lebens hatte Bree diesen Satz wer weiß wie oft gehört, aber nur selten war mehr dabei herausgekommen als ein peinliches erstes Date. Dennoch erhob sie sich und lächelte höflich.

„Gavin, das ist Bree, meine Tochter. Bree, das ist Gavin Spencer. Er arbeitet als Werbefachmann bei Maddox Communications.“

Gavin Spencer streckte ihr die Hand entgegen, und Bree ergriff sie. „Freut mich, Sie …“ Bree stockte, als sie ihrem Gegenüber in die Augen blickte.

Was für ein Mann! Sein zurückgekämmtes Haar war dunkel und dicht. Der Schatten eines Bartansatzes, der auf die fortgeschrittene Tageszeit zurückzuführen war, betonte seine markanten Züge und den sinnlichen Mund.

„… kennenzulernen?“, vollendete er lächelnd ihren Satz. Dabei blinzelte er ihr zu, seine Augen schimmerten warm.

„Äh, ja! Freut mich wirklich, Sie kennenzulernen“, sagte Bree und zog die Hand zurück, die leicht feucht geworden war.

Wie konnte ihr Vater nur glauben, ein Mann wie dieser Gavin würde sich für sie interessieren! „Maddox Communications hat in letzter Zeit einige wirklich gute Kampagnen lanciert. Zum Beispiel die Werbung für Porto Schuhe ist wirklich ins Auge gefallen.“

Toll, dachte Bree, jetzt habe ich in kürzester Zeit dreimal das Wort wirklich verwendet! Sie wurde rot.

„Danke, ich habe daran mitgearbeitet“, sagte Gavin und lächelte charmant. Selbst seine Zähne schienen makellos zu sein. „Ihr Vater sagt, Sie sind Fotografin?“

Überrascht und stolz zugleich sah Bree ihren Vater an. Bisher hatte er anderen gegenüber ihr Hobby, wie er es einmal genannt hatte, nie erwähnt. „Ja. Es macht mir Spaß.“

„Sie hat sogar einen Preis gewonnen“, schaltete sich ihr Vater gut gelaunt ein. „Black Hat, glaube ich, hieß er.“

„Black Book“, begann Bree zu erklären. „Es ist ein Fotowettbewerb, der …“

„Den Preis kenne ich. Das ist ja eine großartige Leistung!“, sagte Gavin anerkennend.

In diesem Moment erblickte Brees Vater einige Bekannte, entschuldigte sich und verschwand in der Menschenmenge.

Und Bree stand da mit einem atemberaubend attraktiven Mann – dem attraktivsten Mann, dem sie jemals begegnet war. Sie schluckte und strich über ihr Kleid aus gesmoktem Taftstoff. Hätte sie bloß etwas Hübscheres angezogen!

„Und welche Art von Fotos machen Sie?“

„Hauptsächlich Porträts.“ Zu ihrer Verwunderung klang ihre Stimme ziemlich ruhig. Im Stillen ärgerte sich Bree darüber, dass dieser gut aussehende Mann, dessen Gegenwart sie ihrem Vater verdankte, solchen Eindruck auf sie machte. In Situationen wie dieser kam sie sich immer so ungeschickt vor. „Ich versuche, den Charakter der Menschen einzufangen.“

„Eine ziemliche Herausforderung …“

„Man muss nur den richtigen Moment erwischen.“ Wie ihr das gelang, konnte Bree sich selbst nicht ganz erklären. „Ich glaube, dafür habe ich eine Art Begabung.“

Lächelnd sah Gavin sie mit seinen verträumten Augen an. „Eine Begabung, die Sie von der Masse der Menschen unterscheidet.“

„Ich wüsste nicht, was mich von diesen Menschen hier unterscheidet“, erwiderte sie, und deutete mit der Hand auf all die schönen und elegant gekleideten Einwohner San Franciscos, die um sie herum waren. Sofort bereute sie es. Natürlich unterschied sie sich von ihnen – sie war viel weniger interessant und gestylt.

„Hier versucht jeder, irgendwie aufzufallen.“ Als Gavin lächelte, sah sie zwei sympathische Grübchen auf seinen Wangen. „In Wahrheit ist ungewöhnlich, wer dieses Bedürfnis nicht hat. Möchten Sie tanzen?“

„Tanzen?“ Zu Musik wie dieser war sie noch nie zum Tanzen aufgefordert worden.

„Gibt es hier ein Echo?“, fragte Gavin.

„Nein. Ich meine, ja, ich würde gerne mit Ihnen tanzen.“

Einen Augenblick wünschte Bree, der polierte Parkettboden möge sich auftun und sie verschlingen. Sicher wollte Gavin gar nicht mit ihr tanzen, sondern hatte nur aus Höflichkeit gefragt. Eine dankende Ablehnung wäre ihm bestimmt lieber gewesen.

Er bot ihr seinen Arm und geleitete sie in seinem schwarzen Galaanzug – alle anwesenden Herren trugen dasselbe – auf die Tanzfläche. Gerade spielte die Kapelle den Klassiker „In the Mood“.

Als Gavin den Arm um ihre Taille legte, konnte auch der mehrlagige Taftstoff nicht verhindern, dass Bree erbebte. Irgendwo in ihrem Unterbewusstsein hatte sie sicher die Tanzschritte gespeichert, denn sie hatte als junges Mädchen weiß Gott genug Tanzkurse besuchen müssen.

Er führte sie, und plötzlich schien sich der Saal um sie zu drehen. Gavin schien ganz in der Musik aufzugehen, als sie sich mühelos zwischen den anderen Paaren bewegten. Unauffällig atmete Bree den verführerischen herben Duft ihres Tanzpartners ein.

In völliger Harmonie folgten ihre Schritte den seinen. Bree hatte den Arm auf seine breite Schulter gelegt. Obwohl sie fast einen Meter fünfundsiebzig maß, war Gavin ein gutes Stück größer.

Elegant und schwungvoll glitten sie zum Klang der Blasinstrumente über das Parkett, bis das Stück zu Ende war.

Außer Atem blinzelte Bree und löste sich aus Gavins starken Armen. War das wirklich sie gewesen, die durch den Saal gewirbelt war – mit einem so gut aussehenden Mann?

„Sie tanzen herrlich“, sagte er, und sein Atem fühlte sich warm an ihrer Wange an, als er sich zu ihr hinunterbeugte.

„Ich? Das lag ganz allein an Ihnen. Ich habe mich ja nur führen lassen.“

„Das ist eine Kunst für sich allein, die längst nicht alle Frauen beherrschen. Sie glauben ja nicht, wie viele versuchen, selbst zu führen.“

Bree lachte.

„Sie haben ein wunderschönes Lächeln.“

„Dann waren sechs Jahre Besuche beim Kieferorthopäden nicht umsonst …“

Jetzt lachte auch er. „Und Sie haben einen erfrischenden Humor.“

Als er sie von der Tanzfläche Richtung Bar führte, blickten die anderen Partygäste – Männer wie Frauen – ihnen nach. Offensichtlich bewunderten alle den bestaussehenden Mann des Abends. Bree konnte kaum glauben, dass genau dieser Mann den Arm um sie gelegt hatte!

So viel Aufmerksamkeit war sie nicht gewohnt. Sicher fragten sich alle, warum er sich ausgerechnet mit ihr abgab. Und um ehrlich zu sein, das fragte sie sich auch …

Als Erbin, noch dazu als ziemlich wohlhabende, war Bree klar, was die meisten Männer an ihr interessierte: das Wort hatte vier Buchstaben und begann mit G.

Aber dieser Mann konnte jede reiche Erbin haben – und davon gab es hier im Saal viele. Was fand er also so besonders an ihr?

Bree beschloss, nicht weiter darüber nachzugrübeln, sondern einfach zu genießen, dass ihr Herz schneller schlug.

„Möchten Sie Champagner?“, fragte Gavin und bot ihr ein Glas an.

„Ja, gern.“ Warum auch nicht? Schon allein der Tanz war es wert, darauf zu trinken. Bree trank einen kleinen Schluck und genoss das sinnliche Prickeln auf der Zunge.

Gavin beugte sich so nahe zu ihr, dass sie die Berührung des rauen Kinns schon fast spürte. „Wieso sind wir uns eigentlich noch nie begegnet?“

„Ich gehe nicht oft aus. Aber vor einiger Zeit habe ich zwei Katzen aus dem Tierheim der Oakland Animal Society aufgenommen. Darum bin ich heute Abend gekommen. Haben Sie auch Tiere?“

Er schüttelte den Kopf. „Dafür fehlt mir leider die Zeit. Meistens arbeite ich lange, und ich bin oft unterwegs. Ihre Katzen sind sicher sehr glücklich bei Ihnen.“

„Das hoffe ich. Vor allem, weil Ali regelmäßig Insulinspritzen braucht. Tiere mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen finden oft nur schwer ein neues Zuhause.“

„Sie sind sehr fürsorglich …“

Sie lächelte. „Ich hänge sehr an den beiden.“

Ein flüchtiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, den Bree nur schwer deuten konnte.

Fragte er sich, wieso er mit einer Katzenliebhaberin in einem unförmigen Kleid seine Zeit vertat? Während mehr als eine atemberaubende Schönheit ihm verführerische Blicke zuwarf?

Zu Hause bei ihren Katzen hätte Bree sich wohler gefühlt, denn Gavins Nähe verunsicherte sie. Angespannt beobachtete sie jede seiner Bewegungen. Eine Kamera als Schutzwall zwischen ihm und ihr würde vielleicht helfen … Dieser Mann sah entschieden zu gut aus, und...