Nexus-Magazin 34

Nexus-Magazin 34

von: Thomas Kirschner (Hrsg.)

Mosquito Verlag, 2011

ISBN: 9783928963985 , 82 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 4,99 EUR

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Nexus-Magazin 34


 

Paracetamol: Die Ursache für Alzheimer? (S. 34-35)

Auf den ersten Blick wirkt es weit hergeholt, ein scheinbar harmloses, rezeptfrei erhältliches Schmerzmittel mit der Alzheimer- Erkrankung in Verbindung zu bringen. Paracetamol wird in den USA und Kanada als „Acetaminophen“ bezeichnet und oft unter dem Markennamen „Tylenol“® verkauft. In Asien, Australien, Afrika, Europa und Mittelamerika ist es auch als „Panadol“® im Handel. Im Gegensatz zu nichtsteroidalen Entzündungshemmern wie Aspirin oder Ibuprofen, die Schmerzen und Entzündungen meist lokal bekämpfen, wirkt Paracetamol hauptsächlich im Gehirn. Wie kürzlich bekannt wurde, blockiert es dort die zelluläre Wiederaufnahme der schmerzlindernden Endocannabinoide, die sich dadurch im Blutkreislauf anreichern können. Das Medikament unterdrückt also lediglich die Schmerzen, ohne etwas gegen die Ursache zu tun.

Das liefert uns Anhaltspunkte, warum Paracetamol wahrscheinlich häufiger für degenerative Hirnerkrankungen verantwortlich ist als nichtsteroidale Medikamente. Dass Paracetamol alles andere als harmlos ist, merken wir als Erstes daran, dass es Nieren- und Leberschäden verursacht. Paracetamol- Überdosierung ist in den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern die häufigste Ursache für akutes Leberversagen. Das Medikament hat eine geringe therapeutische Breite – der Abstand zwischen wirksamer Menge und toxischer Überdosierung ist also gering. Deshalb wird das Medikament leicht versehentlich überdosiert; auch zu einer willentlichen (suizidalen) Überdosierung kommt es häufiger.

Die maximale Tagesdosis beträgt vier Gramm, obwohl diese Menge bereits Leberschäden verursachen kann. Seit 2009 erwägt die US-Gesundheitsbehörde FDA daher eine Reduzierung der empfohlenen Tagesdosis. Paracetamol verursacht in den USA mehr Anrufe beim Giftnotruf als jedes andere Pharmazeutikum. Während der Schwangerschaft eingenommen, kann es zu Unfruchtbarkeit bei männlichem Nachwuchs führen. In Kombination mit Alkohol ist das Medikament besonders leberschädlich.

Unbehandelte Überdosierung kann ohne Weiteres innerhalb weniger Tage zum Tod führen. Das Gegenmittel heißt Acetylzystein bzw. N-Acetylzystein (NAC). Es ist ein Vorprodukt des Antioxidans Glutathion, das den Köper bei der Bekämpfung von Leberschäden unterstützt. Paracetamol ist auch für Schlangen und Katzen tödlich.1 Bis in die 1970er Jahre war Phenacetin, das im Organismus zu aktivem Paracetamol abgebaut wird, das bevorzugte Schmerzmittel.