Heart Beat

von: Eliza Jones

Romance Edition Verlag, 2013

ISBN: 9783902972057 , 210 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 4,99 EUR

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Heart Beat


 

1. Kapitel


Erin Parker war viel zu spät dran. Schuld war ein verrückter Radfahrer, wegen dem sie sich zu einem riskanten Ausweichmanöver hatte hinreißen lassen, sodass ihre Corvette C1 Coupé nach einem Schlenker nach links einen Hydranten küsste.

Frontal und ungebremst.

Vermutlich hätte der Radfahrer bei ihrem geringen Tempo weniger Schaden davon getragen, als das schwarze Blech ihres geliebten Oldtimers. Aber das würde auf ewig eine Vermutung bleiben. Was auch gut war. Ihr Erste-Hilfe-Kurs lag schon einige Jahre zurück. Sie war außerdem nicht sicher, ob der Kerl mit der komisch karierten Mütze ihre Bemühungen, ihn wieder auf die Beine zu bekommen, sonderlich zu schätzen gewusst hätte. Bestimmt nicht. Er hatte, auch ohne einen Kratzer abbekommen zu haben, bereits genug Flüche in ihre Richtung geschleudert. Ausdrücke, die sie noch nie gehört hatte und die bestimmt jedem Droschkenkutscher die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten.

Was für ein Griesgram! Und das um halb acht Uhr morgens!

Einen Berg Prüfungsvorbereitungen unter ihren Arm geklemmt, lief sie durch die leeren Gänge der NYU, um zu ihrem Unterrichtssaal zu gelangen. Seit sie vor einem Jahr von Boston nach New York gezogen war, um ihre neue Stelle als Geschichtsprofessorin an der privaten Universität zu beziehen, war sie kein einziges Mal zu spät gekommen, und es fuchste sie, beinahe in der gesamten ersten Stunde durch Abwesenheit zu glänzen.

»Erin!«, hallte eine bekannte Männerstimme durch die Gänge und ließ ihr Herz noch einen Takt schneller schlagen. Sie war von ihrem kleinen Sprint völlig außer Atem und fast schon dankbar, ihr Tempo zu verringern, damit Robert zu ihr aufholte. Doktor Robert Peterson, Professor für Strafrecht und der mit Abstand attraktivste Mann der gesamten Lehrerschaft an der NYU. Mit seinen kurzen blonden Haaren, den hellblauen Augen und dem schlanken Körper machte er selbst den jüngsten Athleten des Sportteams Konkurrenz. Dass Robert bereits auf die Vierzig zusteuerte, tat seiner Attraktivität in keinster Weise einen Abbruch. Im Gegenteil. Das Älterwerden stand ihm ausgesprochen gut.

»Meine Güte, wie geht es dir?«, fragte er und musterte sie aus diesen unglaublich blauen Augen, die ihr im letzten Jahr mehr als einmal in ihren Träumen begegnet waren. »Die Sekretärin sagte mir, du würdest wegen eines Unfalls zu spät kommen. Was ist passiert? Wurde jemand verletzt?«

Erin wischte seine Sorge, die sie insgeheim ziemlich rührte, mit einer Handbewegung zur Seite. »Ich bin einem Radfahrer ausgewichen und in einen Hydranten gefahren. Verletzt wurde niemand, ich habe mich nur erschrocken, das ist alles.«

»Gut, sehr gut«, sagte er und schien aufrichtig erleichtert. Sie erreichten die nächste Abzweigung, doch anstatt auf das Besprechungszimmer zuzugehen, wie sie erwartete, bog Robert mit ihr nach rechts ab. Die Hände in die Taschen seiner dunklen Cordhose geschoben, blickte er vor sich auf den glänzenden Linoleumboden.

»Kann ich etwas für dich tun, Robert?«, fragte sie, um die unangenehme Stille zu vertreiben und ihre Nervosität zu überspielen. Robert hatte diese Wirkung auf sie, seit sie ihm das erste Mal begegnet war. Er war einer dieser Männer, die nur in ihre Reichweite gelangen mussten, schon führten sämtliche Hormone einen Freudentanz auf.

Der Rest der weiblichen Belegschaft machte da keine Ausnahme. Jede einzelne hatte Probleme, sich auf ihre Unterhaltung zu konzentrieren, sobald der smarte Professor den Raum betrat.

Er antwortete nicht, und Erin machte den Fehler, ihn von der Seite anzusehen. Himmel, er sah einfach umwerfend aus! Noch umwerfender allerdings war sein Blick, der auf ihrem erhitzten Gesicht ruhte und in dem sie so etwas wie Unsicherheit erkannte.

»In drei Wochen endet das Frühjahrsemester«, sagte er schließlich und strich sich über den Nacken. »Du hast doch sicher von der internen Abschlussfeier gehört, die am Wochenende davor stattfinden wird, nicht wahr?«

Oh. Mein. Gott. Dr. Robert Peterson war nervös, weil er sie um ein Date bitten wollte? Nur mühevoll wiederstand sie der Versuchung, ihn vor Aufregung dümmlich anzugrinsen, während ihr Magen einen Salto vollführte. Sie hatte fast ein Jahr auf diesen Augenblick gewartet. Gehofft, er würde sie genauso anziehend finden, wie sie ihn. Gewünscht, er würde erkennen, wie viel sie gemeinsam hatten. Auch er liebte klassische Musik, wusste gutes Essen zu schätzen, dazu ein Glas köstlichen Rotweins und war ein ebenso begeisterter Fan der New York Giants. Die vielen Gespräche, die sie nach den wöchentlichen Besprechungen führten, hatten immer mehr Details zutage gefördert, die Erin bestätigten, dass sie ein ziemlich nettes Paar abgeben würden. Leider hatte Robert bisher nie einen Schritt auf sie zugemacht, wie sie anfangs gehofft hatte. Er war ihr gegenüber immer höflich, charmant und aufmerksam gewesen, aber mehr als einige nette Unterhaltungen, dazu ein paar flüchtige Aufeinandertreffen auf den Gängen, wenn sie die Lehrsäle wechselten, war zwischen ihnen nie drin gewesen. Dass er sie nun um ein Date bitten wollte, warf ein ganz neues Licht auf all die zufälligen Begegnungen.

Aufgeregt, wie lange nicht mehr, wischte sich Erin die klammen Hände an ihren Jeans ab und zwang ihre Lippen zu einem, wie sie hoffte, verführerischen Lächeln. »Klar habe ich von der Feier gehört. Caitlin wollte mit mir hingehen.«

Caitlin war Musiklehrerin und ein ziemlich ausgeflippter Typ Frau, mit der man jede Menge Spaß haben konnte. Sie war witzig, einfallsreich und clever, und obwohl Erin es etwas weniger schrill bevorzugte, hatte sie sich auf Anhieb mit der kleinen Blondine verstanden.

»Ah, gut, dass du Caitlin erwähnst«, sagte Robert. »Ihr seid so etwas wie beste Freundinnen, nicht wahr?«

Nun ja, als beste Freundin würde sie Caitlin nicht bezeichnen. Sie hatten vom ersten Tag einen Draht zueinander, trafen sich mehrmals die Woche zum Mittagessen in der Cafeteria und sahen sich ab und an gemeinsam einen Film im Kino an. Die Themen, über die sie sich unterhielten, waren jedoch nie über Uni-Aktivitäten hinausgegangen. Erin mochte Caitlin, das bedeutete jedoch nicht, ihr Privatleben vor ihr auszubreiten. In dieser Hinsicht hatte sie ihre Lektion bereits gelernt.

»Worauf willst du hinaus, Robert?«

Als würde er plötzlich zu wenig Luft bekommen, öffnete er die letzten zwei Knöpfe seines Hemdes, was Erins Aufmerksamkeit empfindlich ablenkte. Fasziniert von dem kleinen Stück gebräunter Haut, leckte sie sich über die trockenen Lippen.

»Ich dachte, du könntest bei Caitlin ein gutes Wort für mich einlegen.«

Was? Entsetzt blickte sie wieder zu ihm hoch und hoffte inständig, sich verhört zu haben. »Wie bitte?«

»Ich möchte Caitlin bitten, mich auf die Abschlussfeier zu begleiten«, sagte Robert und besaß den Anstand, zerknirscht dreinzusehen.

Etwas Substantielles in Erins Brust schrumpfte auf die Größe eines Kieselsteins zusammen, und sie musste mehrmals blinzeln, bis sie sich wieder halbwegs gefangen hatte. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder wütend sein sollte. Offenbar sah Robert – wie auch der Rest der Männer, die sie in ihren neunundzwanzig Lebensjahren kennengelernt hatte – nicht mehr in ihr, als einen netten weiblichen Kumpel. Einen Kumpel, der für jeden den richtigen Ratschlag parat hatte. Einen Kumpel, der einsprang, wenn es brenzlig wurde und der niemals nein sagen konnte, auch wenn es bedeutete, sich selbst in die unmöglichsten Situationen zu manövrieren. Oder sich das Herz brechen zu lassen.

Oh ja. Sie tendierte eher dazu, lauthals zu lachen. Über sich selbst. War sie wirklich dämlich genug gewesen, anzunehmen, für Dr. Robert Peterson eine gute Partie zu sein?

Dummes, dummes Mädchen!

Um zu verbergen, wie sehr seine Bitte sie verletzte, straffte sie ihre Schultern und sah ihm fest in die Augen. »Kein Problem, Robert. Wir sind morgen ohnehin zum Mittagessen verabredet, da werde ich Caitlin auf die Feier ansprechen und ihr erzählen, dass du gern mit ihr hingehen würdest.«

Erleichterung schlich sich in seine Züge. »Gott, Erin, wirklich? Du bist ein Schatz.«

Aber klar doch.

Als wüsste er nichts mit seinen Händen anzufangen, strich Robert sein Hemd glatt. »Du hast was gut bei mir.«

»Werde ich mir merken«, entgegnete sie und hoffte, ihr Lächeln würde dabei nicht zu sehr in Schieflage geraten. Ihr Puls klopfte bis in ihre Schläfen, und ihre Hände zitterten vor Enttäuschung und Verdruss. Um ihre Gefühle zu verbergen, drückte sie ihre Unterlagen noch ein wenig fester gegen ihre Brust.

»Sonst noch etwas?« Sie schielte auf...