Death Cache. Tödliche Koordinaten

von: Danise Juno

acabus Verlag, 2016

ISBN: 9783862824182 , 293 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Death Cache. Tödliche Koordinaten


 

Kapitel 1 Drei Monate zuvor. Michael Tonelli baumelte fünfundvierzig Meter über der Erde und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er verrückt geworden war. Seine behandschuhten Finger klammerten sich um das Kletterseil, während er versuchte, einen sicheren Stand zu finden. Er schätzte die Entfernung zur nächsten Astgabel, die ihn problemlos würde tragen können, auf etwa drei Meter, stieß sich mit den Beinen vom glatten Stamm der mächtigen Ulme ab und langte zu. Seine Finger streiften die anvisierte Gabel. Er hatte den Schwung falsch eingeschätzt. Leicht vorgebeugt nutzte er nun die Kraft der Pendelbewegung, um sich erneut abzustoßen. Tollkühn ließ er das Seil los und packte mit beiden Händen zu. Blätter raschelten, ein morscher Ast fiel an ihm vorbei, stürzte mit einer halben Drehung um sich selbst hinab und landete schließlich dumpf auf dem Waldboden. Einige abgerissene Blätter segelten sanft hinterher. Michael zögerte nicht, rammte seinen Fuß in die Gabel, schlang das Sicherungsseil herum und hakte es klirrend an seinem Gurt ein. Vorsichtig lehnte er sich rücklings gegen das Holz, das unter seinem Gewicht knarrte. Erst als er sicher war, seinen Stand gefunden zu haben, schaute er sich um. In der Krone huschte ein schwarzes Eichhörnchen durch die Zweige. Der buschige Schwanz wippte, als es in den benachbarten Baum sprang und raschelnd zwischen dichtem Blätterwerk verschwand. Wo zum Teufel hat Geopapst den Cache versteckt? Unweit seiner Position, weitere drei Meter schräg über ihm, sah er einige Misteln zwischen dem Geäst ruhen. Sie sahen aus, als wären sie eigens dort platziert worden. Keine schlechte Tarnung, dachte er und begann hinüberzuklettern. Vorsichtig prüfte er die Haltbarkeit der Äste, die er erklimmen wollte, bevor er sie mit seinem ganzen Gewicht belastete. Doch er kam gut voran und wenige Minuten später hatte er die Misteltraube erreicht. Hier muss es sein, dachte er, streckte seine Finger aus und bog die Zweige auseinander. Schwarze Augen starrten ihm entgegen. Der nackte Fluchtreflex schoss in seine Glieder. Ehe er sich besann, hechtete er schon rückwärts. Ins Leere. Der Fallwind strich ihm um die Ohren. Ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Scheiße. Er ruderte mit den Armen, riss Blätter und Zweige mit sich. Der heftige Ruck folgte prompt. Das Seil hatte den Absturz gestoppt. Michael hing im Gurt. Die Lenden schmerzten, der Rücken nicht minder. Verdammt noch mal, was war das? Es war ihm von vornherein klar gewesen, dass dieser Cache nicht leicht sein würde. Die Bewertung war mit fünf Sternen angegeben und kennzeichnete damit den höchsten Schwierigkeitsgrad. Abgesehen von diesem mysteriösen Sammaël, der außer Konkurrenz lief, war nur er selbst Geopapst dicht auf den Fersen. Ehrensache, dass er dessen Herausforderung angenommen hatte und diese Dose hinter Sammaël zumindest als Zweiter finden wollte. Doch um welchen Preis? Michael baumelte immer noch im Gurt, hatte sich jedoch wieder in der Gewalt und sah hinauf zu den Misteln. Sie hingen an derselben Stelle wie zuvor. Nichts regte sich, und wenn er recht darüber nachdachte, war ihm auch nicht aufgefallen, dass irgendein Tier daraus geflüchtet wäre. Was war das? Verdammt, ich habe mich beinahe zu Tode erschreckt. Auf alles gefasst begann er den Aufstieg erneut, nicht ohne sich zu vergewissern, jederzeit sorgfältig gesichert zu sein. Er ließ sich absichtlich Zeit. Im Grunde wollte er gar nicht genau wissen, was sich in der Mistel verbarg, doch ein Aufgeben kam für ihn erst recht nicht in Frage. Als er die Stelle erreicht hatte, zögerte er einen Moment. Eine sanfte Brise strich durch die Baumkrone und trug aus der Tiefe des Laubwaldes das Klopfen eines Spechts heran. Augenblicklich sträubten sich ihm die Nackenhaare. Vorsichtig und auf Abstand bedacht bog er die grünen Zweige auseinander.