Jerry Cotton 2788 - Der Millionär aus dem Zuchthaus

von: Jerry Cotton

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838705446 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Jerry Cotton 2788 - Der Millionär aus dem Zuchthaus


 

"(S. 18-19)

Mein Handy klingelte. Sergeant Frank Alridge, der Einsatzleiter der Cops, meldete den bevorstehenden Abzug seiner Männer und fragte, ob ich anderslautende Anweisungen hätte. Ich verneinte und bedankte mich. Phil klappte seinen Laptop auf Sophias Schreibtisch auf und fuhr den Rechner hoch. Sophia wandte sich zur Tür und wies uns zwinkernd darauf hin, dass man sich den Kaffee ihrer Mutter nicht entgehen lassen dürfe. Wir versprachen, ihr schnellstens zu folgen. Aus der Wohnung wehte in der Tat verführerischer Kaffeeduft herüber. Ich schaltete den Mithörlautsprecher ein, rief den Chef an und informierte ihn über den Stand der Dinge.

»Es gibt eine Nachricht aus Illinois«, berichtete Mr High anschließend. »Dazu habe ich ein paar Dateien, die ich Ihnen mailen kann.« Phil hob die Hand und gab das Okay-Zeichen. Sein Laptop war mit dem FBI-Netz verbunden. Ich sagte es dem Assistant Director und lauschte den Neuigkeiten. Unsere FBI-Kollegen in Illinois suchten täglich das Hochsicherheitsgefängnis in Marion auf. Speziell geschulte Aufseher unterstützten dort das FBI und überwachten Frank Zafrane praktisch rund um die Uhr. Überdies hatten die Kollegen zuverlässige Informanten unter den Häftlingen.

Daher entging uns nichts; selbst wenn Zafrane im Schlaf redete, würden wir es erfahren. Denn das eigentlich Interessante war für uns, ob er etwas von sich gab, was er bislang nicht offiziell mitgeteilt hatte. Zum Beispiel den Namen seines Hauptauftraggebers. Wobei uns ein paar brauchbare Hinweise auf diesen Mann schon genügt hätten. »Bestimmt hat Zafrane mitgekriegt, was hier in New York los ist«, äußerte ich meine Vermutung. »Ich könnte mir vorstellen, dass er darauf stolz ist. Immerhin hat er alles ausgelöst, was sich hier abspielt.« »Es scheint so, dass er sich auf seinen Lorbeeren nicht ausruhen will«, erwiderte der Assistant Director.

»Er hat angekündigt, dass es weitergeht. Er soll gesagt haben, dass ihm Namen einfallen könnten. Und zwar Namen von Auftraggebern, die er völlig vergessen hätte.« »Sinn für Humor hatte er schon immer«, kommentierte ich. »Das kann man wohl sagen. Er hat einem Aufseher verraten, dass er letzte Nacht von einem Mafia-Don geträumt habe. Den ganzen Traum hat er ausführlich geschildert. An den Namen des Dons konnte er sich zwar nicht erinnern, aber er meinte, das würde sich bestimmt bald ändern. Der Name liege ihm nämlich auf der Zunge.« »Selten eine so interessant verpackte Drohung gehört«, meldete sich Phil zu Wort. »Fantasievoll ist er, das muss man ihm lassen.« »Jedenfalls will er provozieren«, sagte der Chef.

»So viel scheint festzustehen.« »Damit bringt er sich absichtlich in Gefahr«, erklärte ich. »Was will er damit erreichen?« »Sich noch ein bisschen interessanter machen«, erwiderte Phil überzeugt. »Das nimmt die Langeweile aus dem Gefängnisalltag, vermute ich.« »Aber er spielt mit dem Feuer«, antwortete Mr High. »In dem Punkt hat Jerry absolut recht. Praktisch hat Zafrane damit ja schon angefangen, als er Vincent Lewis zur Freiheit verhalf. Möglich, dass er danach auf eine Reaktion gewartet hat, die nicht gekommen ist.« »Er ist enttäuscht und verbittert«, stimmte ich dem Assistant Director zu.

»Sie haben ihn fallen lassen, weil er ihnen nichts mehr wert ist. Das muss ihm jetzt mit voller Wucht bewusst geworden sein.« Wir wussten zwar nicht genau, was seine Mafia-Verbündeten ihm versprochen hatten, doch es war niederschmetternd für ihn gewesen, als die zuständige Kommission seinen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt hatte. Zweifellos hatte er auf eine positive Entscheidung gehofft, einfach, weil er angenommen hatte, dass seine ehemaligen Verbündeten das Notwendige tun würden – nämlich die Leute bestechen, die man brauchte, um die erforderliche Mehrheit in der Kommission zu erreichen."