Die drei !!!, 30, Falsches Spiel im Internat (drei Ausrufezeichen)

von: Maja von Vogel

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440142806 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 30, Falsches Spiel im Internat (drei Ausrufezeichen)


 

Regenwetter und Girls-Talk

»Ich liebe Schoko-Muffins!« Kim biss in ihren Muffin und ließ sich die kleinen Schokoladenstückchen auf der Zunge zergehen. Sie schloss einen Moment genießerisch die Augen. Dann nuschelte sie: »Sag bloß, die hast du selbst gebacken?«

Marie nickte stolz. »Extra für euch. Ich dachte, bei dem Wetter könnten wir eine süße Stärkung gebrauchen.«

Franzi nahm sich ebenfalls einen Muffin. »Und ob. Auf dem Weg hierher bin ich ganz schön nass geworden.«

Draußen fiel schon seit Stunden ein feiner Nieselregen und hüllte das Penthouse in einen Schleier aus Nässe. Für Mai war es viel zu kalt. Darum hatten die drei !!! beschlossen, den Sonntagnachmittag ganz entspannt bei Marie zu verbringen. Sie hatten es sich im Wohnzimmer auf dem weißen Ledersofa bequem gemacht, schlürften dampfenden Früchtetee und futterten Muffins, während im Kamin die Flammen knisterten. Marie hatte überall Kerzen aufgestellt, die warmes Licht verbreiteten.

Kim seufzte zufrieden und wischte sich einen Schokoladenkrümel aus dem Mundwinkel. »Ist das gemütlich! Und so schön ruhig und friedlich. Du weißt gar nicht, wie gut du es hast, Marie. Bei uns war heute schon wieder die Hölle los.«

»Wieso?«, erkundigte sich Marie.

»Ben und Lukas wollen neuerdings unbedingt berühmte Rapper werden«, erzählte Kim. »Sie hören rund um die Uhr irgendwelche Rap-Songs, natürlich in voller Lautstärke. Heute ging es schon um kurz nach acht los. Ich bin fast aus dem Bett gefallen! Und ich musste sie doch tatsächlich mit meiner letzten Tafel Nussschokolade bestechen, damit sie die Musik leiser drehen.«

Franzi grinste. »Typisch! Die kleinen Teufel bekommen doch immer, was sie wollen.«

Kims jüngere Zwillingsbrüder hatten nur Unsinn im Kopf und brachten Kim regelmäßig zur Weißglut. Um so mehr genoss sie die entspannte Stimmung im Penthouse. Marie hatte keine Geschwister und ihre Mutter war vor vielen Jahren gestorben. Darum war sie der Augenstern ihres Vaters, der ihr jeden Wunsch von den Lippen ablas. Helmut Grevenbroich, ein erfolgreicher Schauspieler und Star der Vorabendserie Vorstadtwache, war häufig unterwegs, sodass Marie viele Freiheiten genoss. Doch trotz seines stressigen Berufs stand Marie bei ihrem Vater immer an erster Stelle. Zumindest war das bisher so gewesen.

»So ruhig und friedlich ist es bei uns gar nicht mehr«, sagte Marie düster. »Leider.«

Franzi beugte sich interessiert vor. »Hattest du wieder Stress mit Lina? Erzähl!«

Lina war die Tochter von Tessa, Herrn Grevenbroichs neuer Freundin. Es war das erste Mal seit dem Tod seiner Frau, dass Maries Vater eine Beziehung eingegangen war. Vor drei Monaten waren Tessa und Lina ins Penthouse gezogen, aber Marie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt. Tessa, die sie anfangs überhaupt nicht hatte leiden können, fand sie inzwischen ganz okay. Aber Lina war einfach nur nervig.

»Die dumme Kuh hat mir gestern meinen Wellnessabend verdorben.« Empört warf Marie ihre langen, blonden Haare über die Schulter. »Erst hat sie den Naturjoghurt aufgefuttert, den ich für meine Joghurt-Honig-Gesichtsmaske gekauft hatte. Ich musste noch mal raus in den Regen und neuen besorgen. Und als ich klitschnass und durchgefroren zurückkam und mir ein heißes Bad einlassen wollte, lag Lina in der Wanne. Sie hatte die halbe Flasche von meinem guten Lavendel-Badeöl ins Wasser gekippt, das mir mein Vater aus Mailand mitgebracht hatte, und auch noch meine Duftkerzen angezündet!«

Kim konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. »Und?«, fragte sie gespannt. »Bist du ausgerastet?«

Marie nickte heftig. »Natürlich! Was denkst du denn? Ich hab Lina angebrüllt, dass sie sofort verschwinden soll. Aber sie hat nur frech gegrinst und gesagt, das Badezimmer würde nicht mir allein gehören.«

»Stimmt ja auch«, warf Franzi nicht allzu sensibel ein.

Marie schnaufte empört. »Von wegen! Die Wohnung gehört Papa und mir. Tessa und Lina sind hier nur zu Gast. Aber Lina führt sich auf, als würde sie schon immer hier wohnen. Sie schmeißt überall ihre Klamotten hin, belegt stundenlang das Bad und hängt ständig vor dem Fernseher im Wohnzimmer herum. Neulich hab ich sogar die Live-Übertragung vom Boyzzzz-Konzert verpasst, weil Lina unbedingt ihre Lieblingsserie sehen wollte.«

»Du Ärmste, dabei war das Konzert so super!«, schwärmte Kim. »Der Höhepunkt war natürlich das Love-Duett von Nick und Eva.«

Franzi nickte. »Ich hab’s auch gesehen. Die Leute sind total ausgerastet, als Eva überraschend auf die Bühne kam. Sie und Nick haben sich beim Singen die ganze Zeit in die Augen geschaut. Die beiden scheinen immer noch total verliebt zu sein.«

Die drei !!! kannten den berühmten Sänger Nick Voss und seine Frau Eva von früheren Ermittlungen. Sie waren sogar bei ihrer Hochzeit eingeladen gewesen, einem rauschenden Fest. Außerdem waren alle drei große Fans von Nicks Band Boyzzzz.

Kim warf einen Blick zu Marie hinüber, deren Miene immer düsterer geworden war, je begeisterter sie und Franzi erzählten. »So toll war’s auch wieder nicht«, behauptete Kim schnell.

»Warum bist du nicht einfach in dein Zimmer gegangen, als das Konzert lief?«, fragte Franzi. »Da hast du schließlich auch einen Fernseher.«

»Ach, der ist doch viel zu klein.« Marie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Da bekomme ich nach fünf Minuten Augenschmerzen.«

»Ich wäre froh, wenn ich überhaupt einen eigenen Fernseher hätte.« Kim seufzte. »Dann müsste ich mich nicht immer mit den Zwillingen um die Fernbedienung streiten. Aber Mama meint, ein Fernseher im Haus reicht völlig.«

Frau Jülich hielt Fernsehen für reine Zeitverschwendung. Sie predigte ihren Kindern ständig, sie sollten lieber etwas Sinnvolles tun, zum Beispiel für die Schule lernen oder ihr Zimmer aufräumen. Natürlich sahen Kim und ihre Brüder das völlig anders. In diesem Punkt waren sie ausnahmsweise einer Meinung.

»Na ja, zumindest lässt Lina uns heute in Ruhe«, sagte Franzi versöhnlich. »Wo steckt sie denn? Hast du sie in ihrem Zimmer eingesperrt?«

Marie ging nicht auf den Scherz ein. »Sie ist mit Papa und Tessa ins Freizeitbad gegangen«, erklärte sie mit versteinerter Miene.

»Und du wolltest nicht mit?«, fragte Kim erstaunt.

Marie schüttelte heftig den Kopf. »Auf sonntägliche Familienausflüge mit Tessa und Lina kann ich wirklich verzichten. Wahrscheinlich quatscht Lina die ganze Zeit ohne Punkt und Komma und versucht, Papa mit ihren Schwimmkünsten zu beeindrucken. Neuerdings weicht sie nicht von seiner Seite und will ständig zu allem seine Meinung wissen.«

»Vielleicht hat sie sich ja in ihn verliebt.« Franzi kicherte.

»Ich denke eher, sie sieht in ihm eine Art Vaterfigur«, sagte Kim, bevor Marie in die Luft gehen konnte. »Darum versucht sie, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.«

Aber diese Vorstellung schien Marie erst recht nicht zu gefallen. »So weit kommt’s noch! Papa ist mein Vater, nicht Linas! Sie soll ihn bloß in Ruhe lassen!«

Kim beschloss, das Thema zu wechseln. Wenn es um ihren geliebten Vater ging, war Marie sehr empfindlich. Sie konnte es nur schwer ertragen, ihn jetzt mit Tessa und Lina teilen zu müssen. Kein Wunder, schließlich war sie seit vierzehn Jahren seine »Prinzessin«. Und jetzt hatte sie Angst, von ihrem Prinzessinnenthron gestoßen zu werden – ausgerechnet von Lina! Kim konnte gut verstehen, dass Marie die neue Situation zu schaffen machte.

»Gibt es eigentlich Neuigkeiten von Holger?«, fragte Kim. »Ihr wolltet euch doch treffen, oder?«

Holger war Maries Ex-Freund aus Billershausen, einem kleinen Dorf, das ungefähr 25 Kilometer weit weg lag. Sie hatten sich getrennt, weil Marie eine Fernbeziehung irgendwann nicht mehr gereicht hatte. Aber bei ihrem letzten Fall, der die drei !!! in den neuen Freizeitpark Sugarland in der Nähe von Billershausen geführt hatte, war Holger Marie wieder über den Weg gelaufen und es hatte heftig zwischen den beiden geknistert. Holger war nach ihrem zufälligen Treffen erst einmal in Urlaub gefahren, hatte für Marie aber vorher noch eine Traube Luftballons im Café Lomo abgegeben!

Maries Wangen verfärbten sich augenblicklich rosa. »Wir haben uns tatsächlich vor ein paar Tagen gesehen.«

»Und?«, fragte Franzi neugierig. »Wie war’s?«

Ein seliges Lächeln breitete sich auf Maries Gesicht aus. »Super! Wir waren in der Fußgängerzone bummeln, Eis essen und abends im Kino. Es war fast wie früher – total entspannt, witzig und kein bisschen langweilig. Holger und ich sind einfach auf einer Wellenlänge.«

Kim und Franzi wechselten einen vielsagenden Blick und grinsten.

»Du schwärmst ja richtig«, stellte Kim fest. »Klingt fast so, als würdest du euch beiden noch eine Chance geben.«

Der selige Ausdruck verschwand von Maries Gesicht. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee wäre …«

»Warum denn nicht?«, fragte Franzi. »Ich hab ja immer gesagt, dass ihr super zusammenpasst. Vielleicht war eure Trennung ein riesengroßer Fehler.«

»Ja, vielleicht.« Marie seufzte. »Aber es ist nun mal, wie es ist. Holger wohnt einfach zu weit weg. Das hat schon einmal nicht geklappt, warum sollte es jetzt klappen? Außerdem habe ich ewig gebraucht, um über unsere Trennung hinwegzukommen. Das will...