Perry Rhodan Neo 51: Lotsen der Sterne - Staffel: Arkon 3 von 12

von: Gerry Haynaly

Perry Rhodan digital, 2013

ISBN: 9783845338309 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 3,49 EUR

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Perry Rhodan Neo 51: Lotsen der Sterne - Staffel: Arkon 3 von 12


 

2.


Gegenwart

 

Golath krümmte den Rüssel vor Qual. Nie im Leben würde er sich an den Entzerrungsschmerz gewöhnen, der mit einer Transition verbunden war. Auch von den beiden Pilotensesseln neben ihm kamen unterdrückte Laute.

Zum vierten Mal innerhalb der letzten Tage war die IQUESKEL über die Maximaldistanz gesprungen, die ihre Konverter hergaben. In dieser Hinsicht musste Golath eigentlich das bareonische Schiff loben: Die beiden Antriebe gehörten zum Besten, was er je gesehen hatte. Die zwölf Inpulstriebwerke im zentralen Ringwulst des achtzig Meter durchmessenden Schiffes beschleunigten mit sagenhaften 550 Kilometern pro Sekundenquadrat, und das Sprungaggregat verfügte nach Auskunft der Positronik noch über eine Gesamtreichweite von knapp 200.000 Lichtjahren, bevor eine gründliche Wartung in einer Werft unvermeidlich war. Da konnte er nicht meckern.

Aber das restliche Schiff ... Die spartanischen Sessel in der Zentrale waren alles andere als bequem, Golath tat vom langen Sitzen schon der Rücken weh. Noch etwas störte ihn. Der Platz des Kommandanten unterschied sich in nichts von den übrigen Sitzgelegenheiten auf der Brücke.

Links neben ihm rappelte sich Liszog auf. Da sah man wieder: Technikverständnis war nichts gegen eine robuste Konstitution. Wenigstens beherrschte Liszog die IQUESKEL inzwischen mit dem kleinen Finger, als hätte er sein ganzes Leben auf dem Schiff verbracht. »Ortung!«, rief er mit belegter Zunge.

»Läuft bereits«, antwortete die Positronik. »Ich bin vielleicht eine Positronik, aber bestimmt nicht dumm.«

»Ja, klar.« Liszog verdrehte die Augen.

Seit sie das Schiff verlassen im All treibend gefunden hatten, trieb die Positronik mit ihnen allerlei Spielchen. Zwar verweigerte sie nicht den Gehorsam, aber sie hatte eine etwas seltsame Interpretation von Befehlsempfang. Andererseits konnten die drei Unither froh sein, dass die Positronik nach all den Jahrhunderten noch funktionierte: Mit ihrer Hilfe war es Liszog möglich, die IQUESKEL allein zu steuern.

Liszog hatte mehrmals versucht, ihr die Spielchen auszutreiben, aber er hatte es nicht einmal geschafft, die Modulation ihrer Stimme zu verändern. Sie hatte sich dagegen verwehrt, schließlich sei sie eine Persönlichkeit und kein Computer, den man so einfach umprogrammierte.

»Was ist?«, fragte Zerft krächzend von der rechten Seite. Die Transition hatte dem Riesen stärker zugesetzt, als Golath erwartet hatte. »Kannst du der Kiste nun Befehle geben oder nicht? Wo bleiben die Daten?«

Die Positronik kam Liszog zuvor. »Was ist?«, fragte sie. »Hat das Rüsselwesen neben dir ein Problem, Liszog? Keine Manieren?«

Zerft schlug mit der Faust auf die Konsole vor sich; es krachte. Liszogs Augen weiteten sich.

»Sofort aufhören!«, befahl Golath. »Ich habe euren Kindereien lange genug zugesehen; jetzt ist Schluss damit! Das gilt auch für dich, Positronik.«

Verlegen strich Zerft über die Konsole. »Sie hat nicht einmal eine Delle abbekommen.«

»Zu deinem Glück«, antwortete Golath. »Ich hätte dich das Teil eigenhändig ausbauen und durch eines aus dem Lager ersetzen lassen.«

»Da!« Liszog deutete auf das Ortungsholo, das sich langsam mit hellen Punkten füllte. Sie stellten Planeten und Monde des Zwischenziels dar, eines Roten Zwergs vom Spektraltyp M5. Die IQUESKEL fiel antriebslos mit 75 Prozent der Lichtgeschwindigkeit durch den Randbereich dieses Sonnensystems.

Golath wartete, ob ein rotes Symbol in dem Holo aufleuchtete, aber nichts geschah. Wenn es einen Verfolger gab, so hatte er ihre Spur verloren. Dafür sprach auch, dass sie in den Wartephasen zwischen den Hyperraumsprüngen stets unbehelligt geblieben waren.

Ihre Flucht vom Sonnenleuchtfeuer Hela Ariela war gelungen. Nun hatten sie Zeit, sich um die Beute zu kümmern, die sie dort zu ihrer eigenen Verwunderung gemacht hatten.

»Zerft!« Golath streckte seinen Rücken und atmete tief ein. »Hol den Arkoniden und sein Artefakt! Vielleicht ist er nach vier Tagen endlich mürbe.«

 

Crest da Zoltral stolperte in die Zentrale des Schatzjäger-Raumschiffs.

»Da ist er«, sagte Zerft hinter ihm.

Der meint dich, raunte der Extrasinn überflüssigerweise. Crest hatte nicht die Absicht, sich in eine Diskussion mit seinem Logiksektor einzulassen. Und vergiss deine Rolle nicht!

Als ob er das könnte! Crest war klar, dass die Unither hinter seinen Schätzen her waren. Wenn sie zudem erfuhren, dass Sergh da Teffron, die Hand des Regenten, ihn fieberhaft suchte, war es vorbei mit ihm. Deshalb würde er die Rolle als Lefkin da Findur bis zum bitteren Ende weiterspielen.

Der Stämmigste der Unither, den er als Grobian kennengelernt hatte, hatte ihn brutal aus seiner Zelle gezerrt und schob ihn seither vor sich her.

Crest hielt zwar in der Größe mit Zerft einigermaßen mit, aber der Unither war fast doppelt so breit wie er. Dazu kam, dass Zerft über eine Kampfsportausbildung verfügte; gegen ihn hatte Crest nicht den Hauch einer Chance. Der Unither hatte ihm den Rüssel um den Hals gelegt und dirigierte ihn damit mit festem Griff in jede gewünschte Richtung.

Golath, den Crest für den Anführer der Rüsselwesen hielt, wuchtete sich aus seinem Sessel. Wie ein lauernder Stelzvogel stakste der Unither auf ihn zu.

»Mein lieber Lefkin, ich sehe, du lebst noch.« Golath hob seine Pranke und wollte sie Crest auf die Schulter legen.

»Lassen Sie das!« Crest schlug die Hand beiseite, was Golath nur einen Lacher entlockte. »Hören Sie auf zu lachen! Ich will sofort zu meinen Kameraden auf die TIA'IR zurückgebracht werden!«

Jetzt stimmten auch noch die beiden anderen Unither in das röhrende Lachen ein. Es trieb Crest die Zornesfalten auf die Stirn. Perry Rhodan und die anderen auf der TIA'IR wussten nicht einmal, wo sie ihn suchen sollten.

»Gut, wenn du auf Höflichkeiten keinen Wert legst ...« Golath ignorierte die Forderung des Arkoniden und deutete mit dem Rüssel zur Seite, auf einen Sessel an der Wand direkt vor einer Konsole, die im Moment außer Betrieb war. Und in einem Fach der Konsole lag ein ... »Zerft, unser Gast möchte sich setzen.«

Crest duckte sich, sodass er mit der Hand den Boden berührte. Wenn er doch nur für einen Augenblick freikäme und das Werkzeug ergreifen könnte!

Die faltige Haut von Zerfts Rüssel kratzte über seinen Hals und drückte gegen das Ohr. So fest wie möglich krallte Crest die Finger in den Muskelstrang, der ihn am Atmen hinderte. Für einen kurzen Moment atmete er frei, aber Zerft musste mit dem Angriff gerechnet haben. Der Druck auf seinen Hals verstärkte sich wieder – und plötzlich spürte Crest auch einen harten Griff an seinem Unterarm.

Zentimeter um Zentimeter musste er der rohen Gewalt des Unithers nachgeben, bis schließlich sein Arm auf den Rücken gedreht wurde. Crest konnte nicht anders: Der einzige Weg war, aus der Hocke aufzustehen, bis er aufrecht zwischen den beiden Unithern stand. »Lassen Sie mich los!«, krächzte er.

Zweckoptimismus?, heuchelte der Extrasinn. Das wird er niemals tun.

Wie vom Extrasinn vorausgesagt, reagierte Zerft nicht auf die Forderung, sondern drängte Crest zu dem Sessel. Dort verdrehte er ihm den Arm so, dass Crest sich vor Schmerz hinsetzen musste. Zerft ließ seine Hand und auch den Hals los. Crest nutzte die unerwartete Freiheit und drückte sich von der Sitzfläche hoch.

Es klickte – dann noch einmal. Der eigene Schwung presste ihn gegen die Notfallgurte, die der hinterhältige Unither ausgelöst haben musste. Der Druck presste ihm die Luft aus den Lungen, ein Röcheln verließ seine Kehle. Wie ein nasser Sack plumpste er zurück in den Sessel. Immerhin enthielt sich wenigstens der Extrasinn eines Kommentars.

Erst jetzt kam Golath näher. Mit einem Ruck riss er den Sessel mit Crest herum, beugte sich nach vorn und stützte die Arme auf den Sessellehnen ab.

»Ich finde, wir sollten unser letztes Gespräch fortsetzen«, sagte Golath. »Es sind noch einige Fragen offen.«

»Ich habe Ihnen schon alles gesagt!«

Der Rüssel des Unithers schien sich selbstständig zu machen. Er bewegte sich vor Crest auf und ab, bis er direkt vor seiner Nase verharrte. Heißer Atem, der nach fauligem Gemüse stank, strich ihm über das Gesicht.

»Das glaube ich dir nicht«, sagte Golath, begleitet von einem weiteren Schwall der übel riechenden Luft.

»Aber Sie ... Sie müssen mir glauben!«

»Gar nichts muss ich.« Golath tippte mit den Tastfingern am Ende des Rüssels gegen Crests Hals und berührte die Kette mit dem Zellaktivator. Nur noch wenige Zentimeter, und Golaths Rüsselspitze würde das Ei berühren.

In Gedanken zählte Crest die Sekunden. Dabei blickte er dem Unither fest in die Augen, die sich keine Handbreit vor seinen befanden und ihn an überdimensionale Puppenaugen erinnerten. Auf einmal weiteten sie sich noch mehr als schon zuvor. Sie bekamen einen seltsam feuchten Glanz.

Crest sah an sich hinunter. Golath hatte den Aktivator mit seinem Rüssel umfasst und wiegte ihn an der Platinkette leicht hin und her. Crest hielt den Atem an.

Mit einer schnellen Handbewegung zerriss der Unither die Kette und packte das Ei. »Da ... da ist etwas.« Seine Finger fuhren die Krümmung des Eis entlang. »Ich spüre es. Das ist nicht nur ein Schmuckstück, wie du behauptest, Arkonide.«

»Woran merkst du das?« Der Unither namens Liszog stellte sich neben Golath und musterte das Ei.

»Es pulsiert und fühlt sich an, als ob es Energie abgeben würde«, antwortete Golath.

Der Unither hat etwas gemerkt, sagte der Extrasinn lautlos in...