Die drei !!!, 29, Panik im Freizeitpark (drei Ausrufezeichen)

von: Mira Sol

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440140369 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 29, Panik im Freizeitpark (drei Ausrufezeichen)


 

Radtour mit Hindernissen

»Wie siehst du denn aus?« Erschrocken betrachtete Franzi ihre Freundin und Detektivkollegin, die gerade mit dem Fahrrad neben ihr zum Stehen kam. Auf Kims Stirn glänzte der Schweiß. Ihr Gesicht war knallrot angelaufen und die kurzen dunklen Haare standen in alle Richtungen ab. Sie rang nach Luft. Dann öffnete sie langsam den Mund, aber es gelang ihr nur ein Krächzen. Schwer atmend beugte sich Kim vor und starrte Franzi aus zusammengekniffenen Augen an. Ihre Hände umklammerten den Fahrradlenker so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.

»MORD!«, keuchte Kim schließlich. Sie schwankte leicht und Franzi musste sie am Ellbogen festhalten, damit sie nicht mitsamt ihrem Rad umkippte.

»Was sagst du?« Franzi spürte, wie ihr ein eiskalter Schauer den Rücken herunterlief.

Kim schnappte erneut nach Luft. »SPORT – IST – MORD!«

»Und ich habe schon gedacht, es sei etwas passiert!« Franzi grinste erleichtert.

»Es wird gleich etwas passieren«, antwortete Kim immer noch schwer schnaufend, »wenn ich nicht sofort etwas zu trinken bekomme. Diese Steigungen sind echt das Allerletzte! Ich weiß nicht, wie du es schaffst, so schnell zu fahren. Da kommt doch kein Mensch mit! Wie lange dauert es denn noch bis zum Dreibachtal?«

»Wenn wir ein bisschen Gas geben, sind wir in zehn Minuten da.« Franzi klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. »Komm schon, reiß dich zusammen. Wir müssen nur noch diesen einen Hügel hinauf. In der Talsenke dahinter liegt es.« Sie zog die Trinkflasche aus der Halterung an ihrem Tourenrad und reichte sie Kim. »Ich habe selten jemanden so Untrainierten wie dich gesehen. Wir sind erst knapp eine Dreiviertelstunde unterwegs! Hier, bestimmt geht es dir gleich besser, wenn du etwas getrunken hast.«

Dankbar ergriff Kim die Flasche und nahm einen großen Schluck Wasser. Dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Ich habe keine Lust mehr. Ich bin total fertig!«

Franzi runzelte die Stirn. Sie konnte nicht verstehen, dass ihrer Freundin diese kleine Radtour keinen Spaß machte. Natürlich wusste sie, dass Kim keine Sportskanone war und einen guten Kriminalroman zusammen mit einer Tüte Gummibärchen jeder Form von körperlicher Anstrengung vorzog. Nicht umsonst war Kim als Kopf ihres gemeinsamen Detektivunternehmens für die aufwändigen Recherchen und die gewissenhafte Führung ihres Detektivtagebuchs zuständig. Aber an diesem Ostermontag schien die Sonne so herrlich und die Vögel zwitscherten so fröhlich – da musste doch einfach jeder Lust darauf haben, sich draußen zu bewegen!

Franzi genoss die milde Frühlingsluft. Es duftete zart nach Wiese, Wald und Kräutern. Sofort kribbelte es Franzi in jeder Faser ihres Körpers. »Ich würde zu gerne auf den letzten Metern ein Wettrennen veranstalten. Wer als Erster da ist …«

»… kriegt einen Herzinfarkt«, beendete Kim den Satz und verdrehte die Augen. »Ich kann jetzt nicht gleich diesen Mörderberg hinauffahren. Und für ein Radrennen gegen dich bin ich schon gar nicht in Form. Du spinnst wohl. Pause. Bitte!«

Franzi seufzte. »Na gut. Wir müssen sowieso auf Marie warten.« Sie klappte den Ständer aus und begann, ein paar Dehnübungen zu machen. »Aber in Zukunft werden wir mehr trainieren, damit du nicht wieder so schnell schlappmachst!«

Kim nickte. Sie ließ ihr Fahrrad ins Gras am Rand des Wegs gleiten und plumpste daneben zu Boden. Erschöpft rieb sie sich die zitternden Beine. »Geht in Ordnung«, sagte sie. »Ich hatte sowieso vor, wieder regelmäßig joggen zu gehen.«

Franzi verstaute die Trinkflasche wieder. »Wenn wir zu dritt laufen, ist es auch viel lustiger. Du wirst sehen, es wird dir richtigen Spaß machen.« Dann reckte sie den Hals. »Wann kommt Marie denn endlich? Hat sie etwa auch schon schlappgemacht?«

»Du weißt doch, sie hat vorhin, als wir beim Hochsitz vorbeigekommen sind, eine wichtige SMS bekommen und musste sofort zurückrufen«, antwortete Kim. »Sie wollte dann gleich nachkommen.«

Auf Franzis Stirn bildete sich eine steile Falte. »Kann Marie denn nicht mal eine halbe Stunde ohne ihr Handy leben?«

»Lass sie doch«, versuchte Kim sie zu beschwichtigen. »Jede von uns hat ihre Macken. Wenn wir an einer Pferdekoppel vorbeigekommen wären, hätten wir dich doch auch nicht mehr halten können.«

Das stimmte allerdings. Franzi liebte Tiere über alles. Vor allem Pferde. Sie besaß sogar ein eigenes Pony, das seinen Stall direkt neben dem Bauernhaus hatte, in dem Franzi mit ihren Eltern und ihren Geschwistern wohnte. Seit Franzi denken konnte, hatte sie Tierärztin werden wollen, so wie ihr Vater. Erst der Detektivclub und die vielen aufregenden Fälle, die sie zusammen mit ihren Freundinnen in der letzen Zeit im In- und sogar Ausland gelöst hatte, hatten sie auf die Idee gebracht, dass sie auch einen Beruf in der Verbrechensbekämpfung ergreifen könnte. Aber für diese Entscheidung war ja noch viel Zeit.

»Da kommt sie«, rief Kim.

Marie raste auf ihrem Hightech-Mountainbike heran. Einen Meter vor Franzis Vorderrad legte sie eine Vollbremsung hin. Sand und Kies spritzen hoch und eine dicke Staubwolke hüllte die drei Mädchen ein.

Franzi bekam einen Hustenanfall. »Pass doch auf«, beschwerte sie sich.

»Entschuldige!«, rief Marie gehetzt. »Ich habe mich eben beeilt, euren Vorsprung einzuholen.« Sie strich eine blonde Haarsträhne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte, hinter das Ohr und klopfte den Staub aus ihrer blau-weiß gestreiften Radlerhose. Marie war, wie immer, perfekt gestylt. Passend zur Hose trug sie ein weißes ärmelloses Shirt mit aufwändiger Blumen-Stickerei in Blautönen, dazu teure Sportschuhe aus weichem Leder und ein weißes Basecap. Ihre Augen waren hinter den verspiegelten Gläsern einer Pilotensonnenbrille verborgen und die Lippen schimmerten himbeerfarben. Sie sah aus, als wäre sie gerade einem Werbeclip für Sportartikel entsprungen, fand Franzi. Nur das strahlende Model-Lächeln fehlte im Moment.

»Wenn du nicht mitten auf einer Radtour irgendwelche Telefonate führen würdest«, sagte Franzi vorwurfsvoll, »müsstest du auch keinen Vorsprung einholen.« Kaum waren die Worte herausgerutscht, bereute Franzi sie schon. Sie hatte sich fest vorgenommen, nicht mehr so schnell mit Marie aneinanderzugeraten. Das war aber nicht gerade leicht! Marie, mit ihren Plänen, Schauspielerin, Sängerin oder Model zu werden, war so völlig anders als Franzi. Mit ihrem ständigen Zuspätkommen, dem auffälligen Styling und ihren tausend Terminen ging sie ihr oft so sehr auf die Nerven, dass sie sich eine Bemerkung nicht verkneifen konnte.

Aus den Augenwinkeln sah Franzi, wie Kim missbilligend den Kopf schüttelte. Energisch zog sie die Gummibänder an ihren kurzen roten Zöpfen fest. »Ist doch wahr«, murrte sie.

Marie hob eine Augenbraue. »Es tut mir leid, dass ihr auf mich warten musstet.« Ihre Stimme klang seltsam belegt. »Aber es war wichtig.«

»Was ist los?«, wollte Kim sofort wissen. »Haben wir einen neuen Fall?« Seit ihrem letzten Abenteuer waren nun schon ein paar Wochen vergangen. Sie hatten im Auftrag des berühmten Popstars Nick Voss wegen eines Diebstahldelikts ermittelt. Nachdem dieser Fall erfolgreich gelöst war, wurde es langsam wieder Zeit für neue Ermittlungen, fand Kim.

»Nein. Kein neuer Fall.« Marie schob sich langsam die Sonnenbrille ins Haar. »Aber …«, sie stockte und Franzi meinte, zwei winzige Tränen in den Augenwinkeln ihrer Freundin glitzern zu sehen. Sofort legte sie Marie den Arm um die Schulter. Franzi konnte aufbrausend sein und nahm kein Blatt vor den Mund, wenn ihr etwas nicht passte. Aber sobald jemand Sorgen hatte, war sie sofort zur Stelle. »Ich wollte dich vorhin nicht so anfahren. Ich wusste nicht …«

»Es war Lina!«, platzte Marie heraus.

Franzi und Kim warfen sich einen alarmierten Blick zu. Lina war die Tochter der neuen Lebensgefährtin von Maries Vater. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter hatte Marie mit ihrem Vater alleine in einer großen Penthousewohnung in bester Stadtlage gelebt. Herr Grevenbroich verdiente als Hauptdarsteller in der erfolgreichen TV-Serie Vorstadtwache sehr viel Geld und las seiner Tochter jeden Wunsch von den Augen ab. Für Marie war das Leben mit ihrem Vater immer ein Paradies gewesen, in dem sie wie eine Prinzessin verwöhnt wurde. Von ihr aus hätte es immer so weitergehen können. Doch vor einiger Zeit hatte Helmut Grevenbroich am Set die Kamerafrau Tessa kennen- und lieben gelernt. Und vor Kurzem war Tessa dann endgültig mit ihrer zwölfjährigen Tochter in die Penthousewohnung gezogen. Seitdem war nichts mehr so, wie es vorher gewesen war.

Maries Wangen röteten sich vor Wut. »Sie hat mir gesimst, dass sie sich das cremefarbene Kostüm mit den roten Punkten aus dem Schrank im Gästezimmer ausleihen will. Für eine Theaterprobe in der Schule!«

Franzi sah ihre Freundin ratlos an. »Ist das denn so schlimm? Kim und mir leihst du doch auch öfter mal etwas.«

Marie schüttelte energisch den Kopf. »Das ist etwas anderes. Ihr seid meine besten Freundinnen. Aber Lina ist ein Eindringling. Wir haben ein klares Abkommen: Sie nimmt keine Sachen von mir! Außerdem …« Marie zuckte hilflos mit den Achseln und verstummte. Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann brach es unvermittelt aus ihr hervor: »Das Kleid gehörte meiner Mutter! Papa hat mir erst vor Kurzem ein paar Sachen von ihr gegeben. Er hat sie...