Funktionelle Bewegungslehre: Behandlungstechniken - Hubfreie Mobilisation, Widerlagernde Mobilisation, Mobilisierende Massage

von: Susanne Klein-Vogelbach, Gerold Mohr, Irene Spirgi-Gantert, Ralf Stüvermann, Irene Spirgi-Gantert, B

Springer-Verlag, 2005

ISBN: 9783540263463 , 188 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 29,99 EUR

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Funktionelle Bewegungslehre: Behandlungstechniken - Hubfreie Mobilisation, Widerlagernde Mobilisation, Mobilisierende Massage


 

2 Hubfreie/hubarme Mobilisation der Wirbelsäule (Irene Spirgi-Gantert) (S. 8-9)

2.1 Einführung

Die hubfreie/hubarme Mobilisation wird vor allem in der Behandlung von Funktionsstörungen im Bereich der Wirbelsäule angewendet. In diesem Kapitel werden die Arbeitsgänge für die hubfreie bzw. hubarme Mobilisation der Wirbelsäule in den 3 de. nierten Körperebenen beschrieben, d. h. in der Frontalebene, der Sagittalebene und der Transversalebene.

2.1.1 Ziele

!Durch hubfreie/hubarme Mobilisation der Wirbelsäule kann bei einem Minimum an Belastung ein Maximum an differenzierter Koordination von Feinverformung und dynamischer Stabilisierung der Wirbelsäule erreicht werden. Um einen Wirbelsäulenabschnitt erfolgreich hubfrei oder hubarm zu mobilisieren, müssen benachbarte Abschnitte der Wirbelsäule durch muskuläre Aktivitäten stabilisiert werden können.

Der Patient lernt, die Gelenke der Wirbelsäule und der Hüftgelenke frei zu bewegen und Feinbewegungen in einzelnen Wirbelsäulenabschnitten zu koordinieren mit einer Stabilisierung in den angrenzenden Abschnitten.

Dadurch werden die trophischen Bedingungen rund um die Gelenke der Wirbelsäule, des Schultergürtels und der Hüftgelenke verbessert. Die Aktivitäten der genuinen Rückenmuskulatur (Feinmuskulatur der Wirbelsäule) werden stimuliert, und die Belastbarkeit der Wirbelsäule kann gesteigert werden.

2.1.2 Prinzip der hubfreien/hubarmen Mobilisation

Bei hubfreien Bewegungen stehen die Bewegungsachsen vertikal. Die zu bewegenden Körperabschnitte werden mit möglichst geringem Reibungswiderstand in einer horizontalen Ebene bewegt. Agonist und Antagonist arbeiten im Wechsel dynamisch-konzentrisch. Bei hubarmen Bewegungen werden die Körperabschnitte unter geringer Belastung gehoben oder gesenkt. Die Agonisten arbeiten alternierend dynamisch- konzentrisch und dynamisch-exzentrisch. Die bewegten Gewichte werden auf ein Minimum reduziert. Dies gelingt, wenn

- Teilgewichte des Körpers an eine Unterlage, Abstützvorrichtung oder Hängevorrichtung abgegeben werden können,
- die räumliche Lage der Bewegungsachse verändert wird oder
- Lastarme verkürzt werden.

!Hubfrei: Die Muskulatur arbeitet als Beweger. Sie hebt keine Gewichte gegen die Schwerkraft. Hubarm: Die Muskulatur arbeitet als Beweger. Sie hebt oder senkt körpereigene Gewichte bei reduzierter Belastung (Klein-Vogelbach et al. 2000).

Die hubfreie/hubarme Mobilisation besteht aus kleinen Hin- und Herbewegungen innerhalb der Bewegungstoleranzen. Der Therapeut entscheidet, in welchem Bereich der möglichen Bewegungsamplitude die Bewegungen vom Patienten ausgeführt werden. Die Belastung ist am geringsten, wenn die Bewegungen in einem angemessenen Tempo von 100–120 Bewegungsausschlägen in der Minute durchgeführt werden (7 Kap. 2.1.6).

2.1.3 Ausführung

Der Patient wird über die geplante Bewegungsrichtung der Distanzpunkte informiert. Er soll kleine Hin- und Herbewegungen ausführen. Zum Lernen kann der Therapeut anfangs die Bewegung durch taktile Stimuli unterstützen. Sobald der Patient die Bewegung korrekt ausführt, wird auf diese Hilfe verzichtet. Die Bewegungen werden in den 3 de. nierten Ebenen geübt:

- Sagittalebene: Flexion/Extension, Translation ventral/dorsal,
- Frontalebene: Lateral. exion, Translation rechts/ links,
- Transversalebene: Rotation mit Becken/Brustkorb/ Kopf.

In allen 3 Ebenen können Becken, Brustkorb und Kopf auch auf einem Kreisbogen bewegt werden (. Abb. 2.1). Diese Kreisbewegungen erfordern ein hohes Maß an Geschicklichkeit und sollten daher erst nach den Hin- und Herbewegungen in den entsprechenden Ebenen geübt werden.

Hubfreies Arbeiten

Folgende Ausgangsstellungen ermöglichen ein hubfreies Arbeiten in den 3 de. nierten Ebenen:

- Rückenlage: Bewegungen in der Frontalebene,
- Seitlage: Bewegungen in der Sagittalebene,
- Sitz/Stand: Bewegungen in der Transversalebene.

Die Aktivität der autochthonen Rückenmuskulatur ist vorwiegend dynamisch-konzentrisch.

Hubarmes Arbeiten

Sobald der Patient die Bewegungen richtig durchführen kann, kann er sie in beliebigen Ausgangsstellungen auch hubarm ausführen. Der Therapeut bestimmt die Ausgangsstellung und kann so die Hubbelastung individuell an den Patienten anpassen.

Für hubarme Bewegungen können

- die Bewegungsachsen horizontal stehen; Teilgewichte des Körpers werden dabei an den Therapeuten oder an die Umwelt abgegeben,
- die Bewegungsachsen schräg gestellt werden oder
- die Hebellängen variiert werden, um den Lastarm beliebig zu verlängern oder zu verkürzen (Klein- Vogelbach et al. 2000a).

Für die Lateral. exion oder Flexion/Extension ist es ratsam, die Bewegungsachsen horizontal einzustellen und anfangs die Gewichte von Becken, Brustkorb und Kopf so anzuordnen, dass möglichst wenig stabilisierende Aktivitäten gebraucht werden (z. B. Sitz, der Brustkorb ist angelehnt). Später wird die Mobilisation im aufrechten Sitz ausgeführt. Durch Vorneigung der Körperlängsachse kann die Belastung auf die Rückenmuskulatur noch gesteigert werden.

2.1.4 Lagerung

Die Körperabschnitte Becken, Brustkorb und Kopf werden nach Möglichkeit in die Körperlängsachse eingeordnet. So be. nden sich die Gelenke der Wirbelsäule in ihrer Nullstellung und haben Bewegungstoleranzen in alle Richtungen. Auch die angrenzenden Körperabschnitte Arme und Beine müssen so gelagert werden, dass Hüft- und Schultergelenke Bewegungen in alle Richtungen zulassen.