Der Islam in der Moderne - Aspekte einer Weltreligion

Der Islam in der Moderne - Aspekte einer Weltreligion

von: Wolfgang G. Lerch

Allitera Verlag, 2004

ISBN: 9783865200563 , 136 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 12,70 EUR

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Mehr zum Inhalt

Der Islam in der Moderne - Aspekte einer Weltreligion


 

Rhythmen, Zyklen und Zersplitterung in der islamischen Geschichte (S. 80)

Das beliebteste Erklärungsmuster unverstandener Ereignisse im Orient ist bis heute die Verschwörungstheorie. Das arabische Wort dafür - "mu´amara" - wird von Politikern und Publizisten, Wissenschaftlern und Philosophen unverhältnismäßig häufig verwendet.

Es trifft nicht allein vermeintliche oder wirkliche Machenschaften islamischer Protagonisten, sondern findet vor allem auch auf Nicht- Muslime Anwendung, deren perfi der Politik man die Schuld am eigenen Versagen gibt. Jedenfalls oft genug. Alle, die auf irgendeine Weise mit der Region zu tun haben, kennen diese Erfahrung. Amerika und Israel sind dabei schnell als die Hauptdrahtzieher von Weltverschwörungen gegen den Islam ausgemacht. Nahrung finden die Verschwörungstheorien tatsächlich immer wieder dadurch, dass man historische Fakten anführen kann, die geeignet scheinen, sie zu bestätigen, und zwar immer und immer wieder: die Kreuzzüge, die christliche Reconquista in Spanien, die Piraterie der großen, zu Beginn des 16. Jahrhunderts aufstrebenden westlichen Seemächte, den Kolonialismus, den Imperialismus, den Kapitalismus mit seiner Globalisierung – dies das jüngste Stichwort einer "mu´amara". Vor allem die Prediger des Islamismus stoßen gerne in dieses Horn, enthebt es sie doch weiteren Denkens und Räsonierens über die eigene muslimische Befindlichkeit.

Auch die westlichen Islamforscher unterliegen gelegentlich diesem Verdikt von muslimischer Seite. Eklatantes Beispiel für die Beliebtheit der Verschwörungstheorie war seinerzeit die Behauptung des iranischen Revolutionsführers und Begründers der Islamischen Republik Iran, Ajatollah Ruhollah Chomeini (1902–1989), der Westen, die Amerikaner vor allem, habe die Gemeinde der Muslime, die Umma, mit politischer Absicht gespalten, damit sie ihm nicht geeint entgegentreten und somit Opfer seiner – des Westens – Manipulationen werden könne. Chomeini machte dies besonders für den Gegensatz zwischen Sunniten und Schiiten geltend, den er, jedenfalls zu diesem Zeitpunkt, aufgehoben sehen wollte. Es ging damals darum, den élan vital der iranischen, im Kern schiitischen Revolution auch in der übrigen, mehrheitlich sunnitischen Welt des Islams einzupflanzen.