Kultur für Banausen - Alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

von: Markus Reiter, Tim Schleider

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838703923 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Kultur für Banausen - Alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können


 

"MUSICAL UND OPERETTE (S. 101-102)

Eigentlich müsste dieses Kapitel genau umgekehrt überschrieben sein: Operette und Musical. Denn zuerst war die Operette da. Beziehungsweise zuallererst die Oper, aus der sich im Laufe der Zeit die Operette entwickelte, aus der wiederum das Musical entstand. Aber mittlerweile zählt das Musical zu den beliebtesten Kulturangeboten überhaupt, während die Operette nach und nach von den Spielplänen verschwindet und ihren Platz höchstens noch im Kurkonzert hat.

Dabei gibt es unter den Operetten manch kleine Schätze zu entdecken, während im Musical wahrlich nicht alles Gold ist, was glänzt. Aber der Reihe nach. Denn auch in diesem scheinbar so einfachen und populären Kultursektor kann ein bisschen Grundlagenwissen nicht schaden. Wobei übrigens die Vorab-Lektüre des Kapitels Oper sehr von Nutzen sein mag. Vieles, was in Operetten und Musicals geschieht, erklärt sich letztlich aus der Tradition des großen Musiktheaters, der Oper. Was bei Musical und Operette geboten wird Ob nun »Zigeunerbaron«, »Land des Lächelns«, »Jesus Christ Superstar« oder »Cats«:

In allen Fällen geht es hier um unterhaltsame Theateraufführungen mit Musik, Gesang und oft auch Tanz. Der Zuschauer darf beschwingte, gefühlsbetonte, mitreißende Abende erwarten, auf die sich Einsteiger viel leichter einlassen können als auf die große Oper. Auch die Umgangsformen unter den Zuschauern sind wesentlich ungezwungener; bei manchen Musicalproduktionen geht es inzwischen sogar ebenso laut und hektisch zu wie bei einem Popkonzert.

Die Kleidung des Publikums ist meistens schick, aber leger. Deswegen sieht man hier auch häufiger Menschen, die ansonsten vor dem Besuch eines großen Theaterhauses zurückschrecken. Dabei hängen die drei Theaterformen sehr eng miteinander zusammen. Die Operette hat ihren Namen, weil sie eine kleine Oper sein sollte – Operette ist gleichsam die Verniedlichungsform von Oper. Sie darf dazu kürzer, ein wenig leichter und weniger dramatisch und existenziell daherkommen als ihre große, vornehme Schwester. Sie sollte von Beginn an jene Menschen ansprechen, denen die Oper zu anspruchsvoll war. Deswegen wurden aus den Arien nach und nach eingängige Lieder, schöne Gesangsnummern, die leichter ins Ohr gingen.