Handbuch Psychopharmaka für das Kindes- und Jugendalter

von: Borwin Bandelow, Cord Alexander Heise, Tobias Banaschewski, Aribert Rothenberger

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2006

ISBN: 9783840919176 , 348 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 43,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Handbuch Psychopharmaka für das Kindes- und Jugendalter


 

Depressive Störung bei Kindern und Jugendlichen (S. 6)

Häufigkeit

Vorschulalter: selten
Kinder: 1–2 %, Mädchen = Jungen
Bei bis zu 8% der Jugendlichen; bei Mädchen doppelt so häufig wie bei Jungen

Beginn

Häufig im Jugendalter
Es gibt Hinweise für eine wachsende Prävalenz bei Kindern unter 10 Jahren

Risikofaktoren

Dreifach erhöhtes Risiko bei Kindern depressiver Eltern
Frühere depressive Episoden
Angststörungen, chronische körperliche Erkrankungen, Drogenmissbrauch

Komorbidität

Besteht bei etwa 40 % der Kinder und Jugendlichen
Bei Kindern häufig kombiniert mit Trennungsangst oder ADHS
Bei Jugendlichen häufig kombiniert mit generalisierter Angststörung, sozialer Angststörung, ADHS, Störung des Sozialverhaltens und Drogenmissbrauch

Symptome

Variation der Erscheinungsformen im Entwicklungsverlauf (schwierige Differenzialdiagnose)

Alter 3–4 Jahre: Verhaltensstörungen (Ausagieren, Aggressionen, Wutanfälle, emotionaler Rückzug, Hyperaktivität und oppositionelles Verhalten), somatische Symptome (z. B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen), Enuresis und Enkopresis, Ess- oder Schlafstörungen und Trennungsprobleme

Alter 5–8 Jahre: Traurigkeit, emotionaler Rückzug, niedriges Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, somatische Symptome ohne organisches Korrelat, Enuresis und Enkopresis, Neigung zu Unfällen, Nachlässigkeit, Lügen, oppositionelles und aggressives Verhalten

Alter 9–12 Jahre: Traurigkeit, körperliche Beschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten, Schulprobleme, Trennungsangst, Isolation, Apathie, Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Irritierbarkeit/Reizbarkeit und suizidale Gedanken

Jugendliche: Verschlechterung der Schulleistungen, Reizbarkeit, Ängstlichkeit und Wut sind häufig. Weitere Symptome entsprechen denen im Erwachsenenalter, z.B. Schlaf- und Appetitveränderungen, sozialer Rückzug, somatische Symptome, Lustlosigkeit, soziale Verhaltensstörungen und Substanzmissbrauch. Das Suizidrisiko depressiver Jugendlicher ist deutlich erhöht

Krankheitsverlauf

Variabel; bei einigen Kindern kommt es zu häufigen Exazerbationen und Remissionen
Rückfallrate ca. 50–60% innerhalb von 5 Jahren
20–40 % der Patienten entwickeln mit der Zeit eine bipolare affektive Störung

Diagnose

Die Diagnosekriterien der Depression im Kindesalter sind nicht klar definiert
Kinder neigen allgemein zu Stimmungslabilität, was die Diagnose erschweren kann
Besonders bei jungen Kindern kann die Abklärung depressiver Symptome schwierig sein; zur Sicherstellung der Diagnose sind Informationen von Personen aus verschiedenen Lebensbereichen hilfreich

Folgen der Depression
Altersabhängige soziale und kognitive Funktionsbeeinträchtigung, Ausbildungsprobleme
Eine kindliche Depression erhöht deutlich das Risiko für spätere affektive Störungen (4fach erhöhtes Risiko für Depressionen im Erwachsenenalter)
Eine depressive Episode in der Kindheit kann ein frühes Stadium einer bipolaren affektiven Störung darstellen

Behandlung

• Bei leicht bis mittelgradig ausgeprägten Depressionen sollten nichtmedikamentöse Behandlungsstrategien verfolgt werden (z. B. kognitive Verhaltenstherapie oder interpersonelle Therapie)
• Für schwerere bzw. refraktäre Depressionen wird ein multimodales Therapiekonzept mit psychosozialen Interventionen, Verhaltenstherapie und Psychopharmakotherapie empfohlen
• Siehe Kapitel Antidepressiva (siehe S. 44)
• Die Ansprechrate auf eine Placebo-Behandlung bei Kindern ist sehr hoch (bis zu 50 %), was die Bewertung von medikamentösen Therapieeffekten erschwert
• Wegen des niedrigeren Körpergewichts der Kinder werden Antidepressiva in der Regel niedriger dosiert.

Kinder metabolisieren Arzneimittel aber in der Regel schneller als Erwachsene, was unter Umständen zu niedrigeren Serumspiegeln führt (dies sollte in der Bewertung klinischer Wirksamkeitsstudien und Ansprechraten auf Antidepressiva berücksichtigt werden).