Der Krankentröster

von: Jürgen Lippe, Gaby Sonnenberg

Knaus, 2013

ISBN: 9783641104108 , 336 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 6,99 EUR

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Der Krankentröster


 

Lieber Jürgen,

 

ich denke noch viel an Dich und an die schöne »Geld oder Liebe«-Zeit und wollte Dich einfach mal ganz herzlich grüßen. Ich liege nun seit Juni mit akuter Leukämie im Krankenhaus und wollte mich unbedingt bei einigen Menschen von ganzem Herzen bedanken, die mir in meinem Leben so viel ermöglicht und eine schöne Zeit beschert haben. Und dazu gehörst vor allem Du!

 

Ich war damals sehr gerührt, als Du mir den Job angeboten hattest. Und mein Kind durfte ich auch noch in Deiner Garderobe stillen, und dann wolltest Du sogar die Sendung »Lippes Ex« mit mir moderieren und standst mir am Anfang immer zur Seite, um mir zu helfen, eine gute Arbeit abzuliefern.

 

Zudem warst Du mir, lieber Jürgen, immer ein großes und wichtiges Vorbild.

 

Also schicke ich Dir ganz liebe Grüße.

Deine Gaby

Liebe Gaby,

 

vielen Dank für Deine Mail. Es gehört viel Herz und Mut dazu, so etwas zu schreiben, aber so kenne ich Dich: Du bist eine ganz starke Frau, und ich hoffe und wünsche Dir und natürlich Deiner Familie, dass Du stärker bist als diese Krankheit. Wir haben uns kennengelernt, als Du mich noch für Deine Schülerzeitung interviewt hast, oder? Jedenfalls warst Du ein sausüßer Teenie. Als Kandidatin hast Du dann, glaube ich, Bühnenfechten gemacht, und dann habe ich Dich als Spieleautorin zu »Geld oder Liebe« geholt. Das heißt, wir haben erst eine etwas über zwanzig Jahre lange gemeinsame Geschichte. Warum ich das schreibe? Monika Cleves, die Du ja ebenfalls als Spieleautorin kennst, kenne ich jetzt vierzig Jahre (war auch ein süßer Teenie), und wir haben seit »Geld oder Liebe« drei erfolgreiche Bücher zusammen geschrieben. Das heißt, wir beide haben eigentlich noch eine Menge zu erledigen, also rappel dich auf, und schick schon mal ein paar Ideen!

 

Ich drücke Dich ganz fest und wünsche Dir alle Kraft der Welt. Dein Jürgen

Lieber Jürgen,

 

danke für Deine lieben, aufbauenden Worte. Ich versuche sehr stark und positiv zu sein, und dabei unterstützen mich Menschen, wie Du einer bist, die eine positive und kraftspendende Wirkung haben.

 

Und da komme ich doch auch schon auf eine Buchidee. Denn als es mich erwischt hatte und Micha mir ein Buch schenken wollte, das mich aufbaut, fand er keines. Es gibt viele traurig geschriebene Krebsgeschichten, die Ängste und Depressionen sogar noch verstärken, aber ich glaube, es gibt kein Buch, das einem bei einer schweren Erkrankung Kraft, Hoffnung, Lachen schenkt. Einen aufbaut und Mut gibt. Also ein »Hilfe ich bin krank! – Macht nix, wir sind ja da!«-Buch.

 

Micha sammelte dann bei Freunden und Kollegen Lieblingswitze und kleine Geschichten und schickte mir jeden Tag einen mit aufbauenden Worten. Nach einer schlimmen Nacht hatte ich mich dann immer auf diese gefreut und ging bestärkt in den Tag.

 

Positive Gedanken sind in einer schlimmen Lebenssituation sicherlich das Wichtigste, um gesund zu werden. Ich erinnere mich noch an die achtzigjährige Frau, die immer laut jammernd und weinend neben mir lag und zum ersten Mal laut lachte, als mir Peter lustig gestikulierend seinen Lieblingswitz vom Papagei und der Stewardess erzählte.

Es wäre doch schön, wenn es ein Buch geben würde, wie man es für seinen besten Freund/seine beste Freundin schreiben würde, die an Krebs erkrankt ist oder im Familienkreis mit Krebs zu tun hat und die man aufbauen möchte. Mit wichtigen Informationen, lustigen Geschichten und jeder Menge Humor.

 

In dem Buch könnten Themen vorkommen wie:

  • 1. Die besten Genesungswünsche
  • 2. Die schlimmsten Genesungswünsche
  • 3. Was man zu einem Krebskranken lieber nicht sagen sollte

Beispiel:

»Schatz, während du im Krankenhaus liegst, könnte doch die zwanzigjährige Tatjana aus Russland uns im Haushalt helfen. Du weißt schon, die mit den großen Brüsten!«

  • 4. Interessante Informationen, aber immer mit humorvollen Bemerkungen

Zum Beispiel alles, was man während der Neutropenie beachten muss, begleitende Therapien wie »Sport und Krebs«, Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige, die nicht in derselben Stadt leben, Nebenwirkungen der Chemo und was hilft, Beantragung eines Schwerbehindertenausweises, damit man Kündigungsschutz genießt, und und und.

  • 5. Woran erkennt man einen wahren Freund?

Beispiel:

Wenn – während Sie künstlich beatmet werden – Ihre Freundin nur über Schwierigkeiten mit ihrem Partner, über Schuheinkäufe und Figurprobleme spricht, sollten Sie über diese Freundschaft nachdenken.

  • 6. Woran erkenne ich einen guten Arzt und, noch viel wichtiger, woran erkenne ich einen schlechten Arzt?

Beispiel: Wenn Ihr Arzt bei einer Halskatheterverlegung darauf hingewiesen wird, dass er das Skalpell falsch herum hält, sollten Sie ins Grübeln kommen!

  • 7. Sternstunden eines Krebskranken

Zum Beispiel bei der Familientherapie. Fragt die Psychoonkologin den Familienvater: »Und wie tanken Sie auf?« Daraufhin antwortet die große Tochter: »Bei Aral!«

  • 8. Aufmunternde Bilder wie z. B. das eines Kleinkindes, das die Hand zur Faust ballt, und worunter der Spruch geschrieben steht: »FACE IT – DON’T FACEBOOK IT!«
  • 9. Ganz wichtig! Lieblingswitze und Geschichten
  • 10. Passende Literatur für die Zeit im Krankenhaus
  • 11. Sehen Sie die Vorteile Ihrer Krankheit. Vom Marihuanarezept bis: »Jetzt kann ich meinem Chef endlich mal die Meinung sagen!«

So, das wäre erst mal die Idee, die ich jetzt einfach mal so niedergeschrieben habe, wie sie in meinem Kopf herumspukt. Man könnte es auch generell auf Krankheiten und nicht nur auf Krebs beziehen. Man könnte auch noch lustige philosophische Betrachtungen über den Sinn des Lebens und das Leben danach mit einflechten und und und …

 

So, Jürgen. Jetzt bin ich aber erst einmal gespannt, was Du von dieser Idee hältst.

 

Ich schicke Dir ganz liebe neutropene Grüße, denn ich bin gerade neutropen.

 

Deine Gaby

 

PS: Ich bin ganz stolz, dass ich nun diesen Begriff kenne. ☺

Liebe Gaby!

 

Das ist toll! Ich schreib jetzt erst mal auf, was mir spontan einfiel: Arbeitstitel »Der kleine Krankentröster« von Gaby und Jürgen, sollte für alle Patienten gelten, man kann dann natürlich jede Menge Spezifisches reintun. Und da wäre es gut, wenn Du mir mal ein paar konkrete Textbeispiele mailen kannst, die Du toll fandst, und auch dazu sagst, warum. Denn ich würde natürlich immer was Schwarzhumoriges schreiben und finde Dein Beispiel mit den Brüsten von Tatjana aus Russland wunderbar. Ich glaube auch nicht, dass man Fiktionales mit ernsthafter Ratgeberliteratur vermischen sollte. Als Erstes schicke ich Dir jetzt mal meinen Ordner mit den Lieblingswitzen. Das ist natürlich zum großen Teil richtig harte Kost, aber da suchst Du einfach mal aus, was Du schön findest und was gar nicht geht. O.k.?

 

Viel Spaß damit hoffentlich und bis bald!

Dein Buchpartner Jürgen

 

PS: Weiß jetzt auch, was »neutropen« ist, kannte vorher nur »Neopren«.

Hi Gaby,

 

den habe ich gerade frisch reinbekommen.

Sterbehilfe für Männer

Gestern Abend haben meine Frau und ich über einiges diskutiert.

Da kamen wir auch auf Sterbehilfe zu sprechen. Zu dem sensiblen Thema, Wahl zwischen Leben und Tod, habe ich ihr gesagt: »Wenn’s mal so weit kommen sollte – lass mich nicht in einem solchen Zustand! Ich will nicht leben – nur von Maschinen abhängig und von Flüssigkeiten aus einer Flasche. Wenn ich in diesem Zustand bin, dann schalte bitte die Maschinen ab, die mich am Leben erhalten.«

Da ist sie aufgestanden, hat den Fernseher und den Computer ausgemacht und mein Bier weggeschüttet!

Liebe Grüße

Jürgen

Hallo Jürgen,

 

freu mich riesig! Bin ganz aufgeregt und motiviert und habe hier im Krankenhauszimmer schon zweimal laut gelacht. Über den Witz, der gerade frisch reingekommen ist, und über die Bemerkung: »Kannte vorher nur Neopren!« Jetzt lese ich gleich mal Deine Sammlung der Lieblingswitze und schreibe mal ein paar lustige Sachen auf, die ich hier wirklich erlebt habe. ☺

 

Ganz liebe Grüße

Gaby

Jürgens Lieblingswitze


Warum finden Männer Frauen in Lack, Leder und Gummi so erregend?

Sie riechen wie ein neues Auto.

Ein Herzspezialist wird beerdigt. Sarg steht vor großem Herz, nach Reden öffnet es sich, und der Sarg verschwindet darin – Herz klappt zu. Einer lacht. Wieso?

»Muss an meine Beerdigung denken. Bin Gynäkologe.«

Kommt ein bewaffneter Mann in die Bank und kassiert alles Bargeld. Dann fragt er einen Kunden: »Haben Sie gesehen, dass ich die Bank ausgeraubt habe?« »Ja.« Der Bankräuber erschießt den Mann. Und fragt einen anderen: »Haben Sie gesehen, dass ich die Bank ausgeraubt habe?« »Ich nicht, aber meine Frau.«

Neulich in der Kneipe …

Die Tür geht auf. Rein kommen:

eine Ossifrau,

ein Vietnamese,

eine Schwuchtel

und ein Rollstuhlfahrer.

Fragt einer der Gäste:

»Was seid Ihr denn für ’n ulkiger Haufen?«

Sagt die Frau:

»Die Bundesregierung.«

Zwei Männer auf dem Friedhof. Der eine:...