Die drei !!!, 31, Betrug in den Charts (drei Ausrufezeichen)

von: Petra Steckelmann

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440138311 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 31, Betrug in den Charts (drei Ausrufezeichen)


 

Überraschender Anruf

»Hey, du bist ja schon da?« Franzi hob erstaunt die linke Augenbraue, als sie ins Café Lomo eintrat und Marie bereits neben Kim auf dem Lieblingsplatz der drei !!! sitzen sah. Franzi setzte sich neben die beiden auf das gemütliche Sofa. »Hast du heute keinen Schauspielunterricht? Kein Aerobic? Keine Gesangsstunde? Ich staune!«

Marie wusste, dass sie mit ihren ständigen Verspätungen die Nerven ihrer Freundinnen oft überstrapazierte.

»Für meine liebsten Freundinnen habe ich mich heute ganz schnell von der Bühne verabschiedet und mich in Windeseile aus dem Kostüm der Titania, der Königin der Elfen, gepult«, sagte sie versöhnlich.

»Hast du denn mittlerweile deinen Text drauf?«, fragte Kim.

»›Schlafe! Dich sollen indessen meine Arme umschlingen. Fort, ihr Elfen, fort nach allen Seiten! So zart umgeben mit lieblichen Blumenranken. Das Geißblatt ist so weiblich zart, das Efeu seiner Ulme raue Finger. Ach, wie ich dich liebe! Ach, wie ich die vergöttere!‹«, gab Marie dramatisch einige Textzeilen aus Ein Sommernachtstraum von William Shakespeare zum Besten. »Klingt doch schon ganz gut, oder?«

»Toll, Titania«, lobte Franzi. »Aber wenn du dir jetzt bitte den letzten Elfenstaub aus den Haaren schüttelst … wir sind nämlich mit Marie verabredet.«

Marie schüttelte lachend ihre langen blonden Haare, Glitzerstaub wirbelte auf. »So, jetzt bin ich wieder Marie Grevenbroich – und den Rest der Ferien bin ich auch ganz für euch da. Heute war nämlich die letzte Probe vor Pfingsten. Bis zur Aufführung habe ich noch genügend Zeit, auch die restlichen Passagen sauber einzustudieren.«

»Das heißt?«, fragte Kim.

»Wir können uns jeden Tag im Lomo treffen, auf einen neuen Fall warten und wir können durch die Stadt bummeln, Eis essen und …«

»Und Marie hinterherwinken, die doch noch von Termin zu Termin hetzt«, seufzte Franzi. »Aber ich bin eigentlich ganz froh, wenn die drei !!! mal ein paar Wochen verschnaufen können. Der letzte Fall sitzt mir noch immer in den Knochen.«

Die drei Detektivinnen hatten erst vor ein paar Wochen einen wirklich kniffeligen Fall gelöst, bei dem Franzi fast ertrunken wäre. Kein Wunder, dachte Marie, dass sie vorerst genug hat von den gefährlichen Ermittlungen, bei denen wir immer wieder Kopf und Kragen riskieren. Marie klopfte ihr nachträglich noch einmal anerkennend auf die Schulter. »Du warst wirklich mutig. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie du in den eiskalten See gesprungen bist, um Bianka zu retten.« Marie zog fröstelnd die Schultern zusammen.

»Und dabei hast du dich selbst in große Gefahr gebracht!« Kim blickte ihre Freundinnen ernst an. »Wir dürfen in Zukunft nicht mehr so leichtsinnig sein. Ich möchte nicht noch so eine Standpauke von Kommissar Peters bekommen.«

»Ach, das war ja nicht das erste Mal, dass wir Kommissar Peters’ Predigt über uns ergehen lassen mussten. Der Gute ist eben immer eine Sekunde zu spät am Tatort.«

»Aber ich bin froh, dass wir ihn anrufen können, wenn es brenzlig wird«, warf Kim ein.

»Ja, ich auch. Leider kann er mich nicht aus der unangenehmen Situation zu Hause rausboxen. Da muss ich wohl alleine durch. Lasst uns schnell einen Kakao Spezial bestellen. Ich kann eine Stärkung gebrauchen. Das anstehende Gespräch mit meinem Vater und Tessa wird ganz sicher nicht leicht. Mein Vater hat sehr ernst geklungen, als er mich heute Morgen zum Familientreffen dazubat.« Marie sah nicht glücklich aus, als sie bei der Kellnerin drei mit Vanillearoma verfeinerte Kakaos bestellte.

Sie ahnte, worum es gehen würde. Und dieses Mal konnte sie sich nicht drücken. Seit vor einiger Zeit Tessa, die neue Freundin ihres Vaters, mit ihrer Tochter Lina in die Wohnung von Marie und Helmut Grevenbroich gezogen war, war nichts mehr wie vorher. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Marie alleine mit ihrem Vater in dem noblen Penthouse im besten Viertel der Stadt gelebt. Doch dann hatte sich Herr Grevenbroich, der als Hauptdarsteller der Vorabendserie Vorstadtwache berühmt geworden war, in die Kamerafrau Tessa verliebt und damit auch Maries ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Die Zeiten, in denen er sich nur um seine kleine Prinzessin gekümmert hatte, waren vorbei. Marie seufzte tief.

»So schlimm?«, fragte Franzi und warf ihr einen langen Blick zu.

»Ach, es geht wohl mal wieder um den anstehenden Umzug.«

»Habt ihr denn schon ein Haus gefunden, das euch allen gefällt?«, hakte Kim nach.

»Bisher noch nicht. Aber ich ahne, was später auf mich zukommt …«

Während sie den Kakao schlürften, taten Franzi und Kim alles, um Marie auf andere Gedanken zu bringen. Franzi versuchte sie mit ein paar Sätzen über ihr Lieblingsthema abzulenken: Felipe. Seit sie ihn vor einiger Zeit bei Ermittlungen im Freizeitpark Sugarland kennengelernt hatte, schlug ihr Herz ganz laut für den Halbmexikaner mit den wärmsten braunen Augen, in die sie je geblickt hatte.

»Felipe kommt am Samstag endlich aus Mexiko zurück. Ich freu mich so!« Übermütig klatschte sie in die Hände. Das lenkte Marie zwar für ein paar Sekunden von dem bevorstehenden Gespräch zu Hause ab, brachte ihr aber auch gleich etwas anderes in Erinnerung. Ihre Gedanken sprangen zu ihrem Ex-Freund Holger, dem sie zur gleichen Zeit wiederbegegnet war, als Franzi Felipe kennengelernt hatte. Sofort hatte er ihr Herz wieder aus dem Takt gebracht – wenn auch nur ganz leicht. Sie überlegte kurz, ob sie ihn nachher anrufen sollte. Wenn es ganz schlimm werden würde mit Tessa und ihrem Vater, würde er sie bestimmt gut trösten können. Weiter kam sie mit diesem Gedanken aber nicht, denn Franzis Schwärmereien für Felipe wurden immer überschwänglicher.

»Erinnert ihr euch noch, als er …«

»Franzi!«, mahnte Marie sanft, bevor Franzi zu ausführlich werden konnte, und warf einen Seitenblick in Richtung Kim, die stumm in ihrem Kakao rührte. Marie wusste, dass sie immer noch kreuzunglücklich über die Trennung von ihrer großen Liebe Michi war. Auch wenn Kim sich von Michi getrennt hatte, fiel es ihr nicht leicht und die Liebesgeschichten ihrer Freundinnen waren für sie zurzeit wahrscheinlich nicht die beste Ablenkung. Franzi hatte Maries Warnung verstanden und war zu einem harmlosen Gesprächsthema übergegangen. Marie musste sich also keine Sorgen mehr um Kims Seelenheil machen und konnte die beiden beruhigt alleine lassen.

»So, ihr zwei, ich muss jetzt wirklich los. Knabbert einen Donut für mich mit«, sagte Marie, während sie auf ihre Armbanduhr schaute, und warf dann einen sehnsuchtsvollen Blick auf die Theke des Lomos, auf der die verlockenden Gebäckkringel standen.

»Mach’s gut, Marie, du packst das schon! Und ich verkneife mir das Zuckerzeug heute auch«, sagte Kim und strich sich über den Bauch. »Meine Hose zwickt mal wieder.«

Normalerweise konnte Kim keiner Nascherei widerstehen. Sie behauptete immer, dass sie viel, viel Nervennahrung brauchen würde. Immerhin war sie der Kopf des Detektivclubs … auch wenn der gerade Ferien machte.

»Kommt ihr später noch bei mir vorbei? Zu einer Wellnessstunde? Ich habe ein ganz tolles neues Rezept für eine Gesichtsmaske. Mit Avocado, Hafer und Honig!«

»Ich bin dabei!«, sagte Franzi. »Hört sich gut an.« Es war rauszuhören, dass sie das nur sagte, weil sie wusste, dass Marie sich über ihre Zusage freuen würde. Gesichtsmasken waren normalerweise nicht ihr Ding.

»Ich komme natürlich auch. Bis später!« Kim winkte Marie hinterher, die mit hängenden Schultern das Café Lomo verließ.

»Und, wie war’s?«, fragte Kim, kaum dass Marie ihnen am Abend die Tür geöffnet hatte und ihre Freundinnen in ihr Zimmer führte.

»Ich erzähle es euch gleich in Ruhe. Das Beautywunder ist schon fertig angerührt.«

Franzi und Kim zogen ihre Jacken aus und ließen sich dann auf Maries riesiges Bett in die Kissen plumpsen.

»Soll ich die neueste CD der Boyzzzz auflegen? Dabei können wir bestimmt ganz ausgezeichnet entspannen«, fragte Marie.

Die ersten Klänge der Lieblingsband von Franzi, Kim und Marie hallten durch den Raum und Marie, die eben noch angespannt gewesen war, wurde ruhiger.

Marie verteilte Handtücher und stellte jedem ein Glas frisch gepressten Orangensaft hin. »Der gehört zum Wellnessprogramm. Und das auch! Danach ist unsere Haut gut durchblutet und sanft wie ein Babypopo – sie riecht aber entschieden besser!«, sagte Marie lachend und hielt Franzi und Kim die große Keramikschüssel mit einer grünlichen Pampe unter die Nase.

»Hmmm, riecht gut. So frisch!«, sagte Kim und steckte einen Finger in die Schüssel. »Und schmeckt sogar!«

»Das ist Nahrung für die Haut, nicht für den Speckring um deine Hüften«, neckte Marie Kim frech. Sie wusste genau, dass Kim sich zu dick fand, aber da Marie das überhaupt nicht so sah, erlaubte sie sich, Kim damit aufzuziehen.

Während sie ihren Freundinnen die Gesichtsmasken auftrug, erzählte sie von dem Gespräch mit Tessa und ihrem Vater.

»Dass unser Penthouse zu klein für alle ist, ist mir ja auch klar. Aber irgendwie möchte ich noch nicht ausziehen. Hier war Mama doch so glücklich. Ich habe Angst, dass ich alle Erinnerungen an sie verliere, wenn ich in einem anderen Haus wohne.«

»Das wird nicht...