Die drei !!!, 42, Das Geheimnis der alten Villa (drei Ausrufezeichen)

von: Maja von Vogel

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2013

ISBN: 9783440136775 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 5,99 EUR

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Die drei !!!, 42, Das Geheimnis der alten Villa (drei Ausrufezeichen)


 

Katastrophenalarm und Cake-Pops

Marie lag entspannt auf ihrem Schlafsofa. Sie hatte sich mehrere Kissen in den Rücken gestopft und eine kuschelige Wolldecke über die Beine gelegt. Draußen klatschte der Regen gegen die Fenster und ein heftiger Wind ließ die Baumwipfel im Garten hin und her schwanken. Für Mai war es eindeutig zu kalt. Darum hatte Marie beschlossen, heute zu Hause zu bleiben und es sich in ihrem Zimmer gemütlich zu machen. Auf dem kleinen Beistelltisch neben dem Sofa standen ein dampfendes Glas Chai-Tee Latte und eine Schale mit Nussplätzchen. Der Sound der neuen Boyzzzz-CD drang leise aus den Boxen der Stereoanlage und auf der Fensterbank brannte ein Räucherstäbchen, das einen intensiven Duft nach Pinienwäldern verbreitete.

Der Geruch rief in Marie Erinnerungen an die Reise nach Spanien wach, die sie mit ihren Freundinnen Kim und Franzi in den Osterferien unternommen hatte. Sie hatten einen Sprachkurs in dem wunderschönen Städtchen Cuenca gemacht und waren ganz nebenbei in einen spannenden Fall verwickelt worden. Als Die drei !!! gingen Kim, Franzi und Marie regelmäßig auf Verbrecherjagd und hatten bisher noch jeden Fall gelöst.

Marie griff nach ihrem iPad, um sich die Urlaubsfotos noch einmal anzuschauen. Ein Bild nach dem anderen erschien in leuchtenden Farben auf dem Display und Marie versank in Erinnerungen …

Plötzlich gellte ein spitzer Schrei durch das Haus. Marie zuckte zusammen. Lina! Es klang, als wäre sie direkt nebenan im Badezimmer. Sofort meldete sich Maries Detektivinstinkt. War ihrer Stiefschwester etwas passiert? Ein Unfall? Eine Entführung? Oder ein Mordversuch unter der Dusche wie in dem Film Psycho? Marie hatte sich den alten Klassiker erst vor Kurzem auf DVD angesehen und bekam eine Gänsehaut, als sie an das gezückte Messer und die Blutspritzer in der Badewanne dachte. Sie warf das iPad aufs Bett und sprang auf.

»Keine Angst, Lina, ich komme!« Marie stürmte ins Bad und blieb wie angewurzelt stehen. Fassungslos starrte sie auf die Szene, die sich ihr darbot. Lina war nicht verunglückt. Sie wurde auch nicht entführt oder ermordet. Stattdessen stand sie mitten in einer Wasserfontäne, die aus dem abgebrochenen Wasserhahn am Waschbecken schoss. Es sah aus wie ein riesiger Springbrunnen. Lina war klitschnass und schnappte nach Luft.

Marie konnte nicht anders, sie prustete los.

»Hilf mir lieber, du blöde Kuh!«, kreischte Lina wütend.

Doch da eilte auch schon Helmut Grevenbroich, Maries Vater, herbei, dicht gefolgt von seiner Lebensgefährtin Tessa, der Mutter von Lina.

»Was ist denn hier los?«, rief Tessa entsetzt.

Herr Grevenbroich blieb ganz ruhig. »Wir müssen den Haupthahn im Keller zudrehen.« Er spurtete die Treppe hinunter und kurze Zeit später versiegte die Fontäne.

»So ein Mist, ich hatte mir gerade die Haare geföhnt«, jammerte Lina. Ihre rotblonden Haare klebten klitschnass am Kopf, wodurch ihr rundliches Gesicht unvorteilhaft betont wurde.

»Wenigstens brauchst du heute nicht mehr zu duschen.« Marie grinste, doch dann wurde sie ernst. »Und jetzt kannst du mir vielleicht mal erklären, was du in meinem Badezimmer zu suchen hast!«

Lina lief rot an. »Äh … ich … na ja … ich wollte mir bloß deinen Lockenstab ausleihen, sonst nichts.«

»Sonst nichts?« Marie stemmte empört die Hände in die Hüften. »Du weißt ganz genau, dass du die Finger von meinen Sachen lassen sollst! Jetzt hast du mein Bad komplett verwüstet – vielen Dank auch!«

Das kleine Bad neben Maries Zimmer gehörte ihr allein und war ihr ganzer Stolz. Sie hatte es mit Kerzen, Muscheln und kleinen Holzfischen liebevoll dekoriert. Hier verbrachte sie Stunden, um sich zu schminken, zu stylen oder ungestört in der Badewanne zu liegen und sich mit einer erfrischenden Gesichtsmaske zu verwöhnen. Doch jetzt stand das Wasser knöcheltief auf den edlen anthrazitfarbenen Fliesen. Mehrere kleine Holzfische dümpelten traurig im Wasser herum.

Lina schob trotzig die Unterlippe vor. »Was kann ich dafür, dass der Wasserhahn einfach abbricht? Ich wollte mir nur schnell die Hände waschen …«

Marie setzte zu einer empörten Antwort an, als ihr Vater aus dem Keller zurückkam. »Reg dich nicht auf, Prinzessin«, beruhigte er seine Tochter. »Ich sage gleich dem Klempner Bescheid, bis heute Abend ist der Schaden bestimmt behoben.«

»Na hoffentlich«, murmelte Marie. »Ich wollte nachher nämlich noch ein Entspannungsbad nehmen.« Dass ihr Vater ihren alten Kosenamen benutzte, besänftigte sie wieder etwas. Seit Herr Grevenbroich mit Tessa zusammen war, hatte sich in Maries Leben einiges geändert. Früher hatte sie ihren Vater ganz für sich allein gehabt, nun musste sie ihn mit Tessa und Lina teilen. Das fiel ihr nicht leicht, zumal sie und ihr Vater sich durch den frühen Tod von Maries Mutter sehr nahestanden.

Vor einer Weile hatte die Patchworkfamilie eine alte, schlossähnliche Villa im Ostviertel bezogen. Marie bewohnte ein wunderschönes, geräumiges Erkerzimmer mit Balkon, in dem sie sich rundum wohlfühlte. Mit Tessa verstand sie sich inzwischen ganz gut. Wenn nur Lina nicht gewesen wäre! Ihre jüngere Stiefschwester konnte manchmal furchtbar nerven …

Tessa seufzte. »Wie ärgerlich, dass wir ausgerechnet heute die Handwerker im Haus haben. Ich wollte mich eigentlich noch ein bisschen hinlegen. Ich bin schrecklich müde.« Sie strich über den Bauch, der sich sanft unter ihrem weiten Shirt wölbte. Tessa war schwanger und würde im Herbst ein Baby bekommen. Marie wusste noch nicht so richtig, was sie davon halten sollte. Einerseits freute sie sich auf das neue Geschwisterchen, andererseits würde ihr Vater dann bestimmt noch weniger Zeit für sie haben …

»Mach dir keine Sorgen, Liebling, ich kümmere mich um alles.« Herr Grevenbroich legte seiner Lebensgefährtin liebevoll den Arm um die Schulter und führte sie zum Schlafzimmer. »Ruh dich aus, du solltest dich in deinem Zustand auf keinen Fall überanstrengen.«

»Ich bin wirklich froh, dass wir diese Woche drehfrei haben. Ich könnte den ganzen Tag schlafen«, hörte Marie Tessa sagen, bevor sie im Schlafzimmer verschwand.

Tessa und Herr Grevenbroich arbeiteten in der Filmbranche. Tessa war Kamerafrau und Maries Vater ein angesehener Schauspieler. Er war einem breiten Fernsehpublikum durch seine Rolle als Kommissar Brockmeier in der Vorabendserie Vorstadtwache bekannt geworden, spielte aber auch in anderen Fernsehfilmen mit. Durch seinen Job war er viel unterwegs, doch seit Tessa schwanger war, versuchte er, häufiger zu Hause zu sein oder zumindest in der Stadt zu drehen.

Herr Grevenbroich schloss leise die Schlafzimmertür. »Ich rufe jetzt den Klempner an. Ihr wischt bitte das Wasser im Bad auf.« Eilig lief er ins Erdgeschoss.

»Also, ich muss mich erst mal umziehen«, erklärte Lina. »Sonst erkälte ich mich. Das Aufwischen schaffst du doch auch alleine, oder?« Sie huschte an Marie vorbei in ihr Zimmer.

Marie starrte sprachlos auf die nasse Spur, die Lina auf dem glänzenden Parkett hinterlassen hatte. Wie dreist war das denn? Erst wollte sie hinter ihrer Stiefschwester herstürmen und sie zur Rede stellen, aber dann zuckte sie nur mit den Schultern. Für einen weiteren Streit mit Lina war sie heute nicht in der richtigen Stimmung. Außerdem wollte sie so schnell wie möglich zurück zu ihrem Chai Latte, den Nussplätzchen und den Urlaubsfotos. Seufzend machte sich Marie auf den Weg nach unten, um den Wischmopp zu holen.

Zwei Tage später saß Marie im Lotussitz auf ihrer Yogamatte. Ihr Rücken war gerade, ihre Augen geschlossen. Sie versuchte, ihren Kopf zu leeren und eins mit dem kosmischen Bewusstsein zu werden. Allmählich kam ihr Geist zur Ruhe. Sie spürte, wie sich eine angenehme Leere in ihr ausbreitete …

KLONG! KLONG! KLONG!

Laute Hammerschläge rissen Marie aus ihrer Meditation. Seufzend öffnete sie die Augen und starrte auf die Zimmerwand, hinter der die Handwerker nun schon seit zwei Tagen arbeiteten. Leider hatte sich Herrn Grevenbroichs Hoffnung auf eine zügige Behebung des Schadens nicht bestätigt. Den Wasserhahn hatte der Klempner vorgestern zwar schnell ausgetauscht, dabei jedoch Lochfraß an einem Wasserrohr festgestellt. Nun musste das Rohr ausgetauscht werden und so lange konnte Marie ihr Bad nicht benutzen. Als wäre das nicht schon ärgerlich genug, machten die Handwerker auch noch furchtbaren Krach, der im ganzen Haus zu hören war.

Die Hammerschläge verstummten, dafür setzte das Kreischen einer Bohrmaschine ein. Marie verzog das Gesicht. Sie überlegte gerade, ob sie ihre Meditation mit Ohrstöpseln fortsetzen sollte, da klingelte es dreimal hintereinander an der Haustür. Auch das noch! Leise vor sich hin schimpfend erhob sich Marie von ihrer Yogamatte und lief nach unten. Wahrscheinlich war das schon wieder so ein nerviger Handwerker. Aber musste der gleich Sturm klingeln? Ärgerlich riss Marie die Haustür auf.

»Überraschung!«, schallte es ihr entgegen.

Marie sah in die strahlenden Gesichter von Kim und Franzi. »Was macht ihr denn hier?«, fragte sie verdutzt.

»Da staunst du, was?« Franzi kicherte gut gelaunt.

»Wir wollten dich mit einem spontanen Besuch überraschen«, fügte Kim erklärend hinzu. Sie hielt einen großen Korb hoch. »Es gibt selbst gemachte Cake-Pops. Wir stören doch nicht, oder?«

»Quatsch!« Marie machte...