Schienenbehandlung in der Handtherapie

von: Esther Bohli

Hogrefe AG, 2012

ISBN: 9783456950198 , 166 Seiten

Format: PDF, OL

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Preis: 57,99 EUR

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Schienenbehandlung in der Handtherapie


 

20 Der offizielle Beruf der «Handtherapeutin», wie er beispielsweise in den USA, England oder Kanada nach einer mindestens zweijährigen Zusatzausbildung zum Grundberuf Physiotherapie oder Ergotherapie verliehen wird, existiert in der Schweiz und Deutschland zwar informell und standespolitisch, aber nicht bildungspolitisch. Dem Einsatz der SGHR und der DAHT (Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie) und vieler anderer privater Bildungsanbieter ist es jedoch zu verdanken, dass sich die Handtherapie und insbesondere auch der Schienenbau in den letzten 20 Jahren aus ihrem Schattendasein befreit haben und das Herstellen von Schienen letztendlich zu den Schlüsselkompetenzen einer praktizierenden Handtherapeutin gehört.

2.2 Anatomische Vorbemerkungen

Eine gut geplante und angepasste Schiene nimmt auf die Anatomie der Hand, auf gelenkphysiologische und biomechanische Gegebenheiten Rücksicht. Dies ist notwendig, um unnötige Schmerzen, zu lange Immobilisation, Funktionsstörungen oder Kontrakturen zu verhindern.

In einer entspannten Ruhehaltung wird die Hand nicht günstig gelagert, weil in dieser Position bei längerer Ruhigstellung wichtige Strukturen schrumpfen können.

Alle in der Schiene erfassten Gelenke sollen daher, wenn möglich

, in derjenigen Stellung geschient werden, in der die stabilisierenden Kapseln/Bandanteile angespannt sind. Da einige Schienen dies aufgrund der zu behandelnden Verletzung (z.B. Beugesehnenverletzung) nicht ermöglichen, ist ein konsequentes Durchbewegen aller Gelenke zur Kontrakturprophylaxe unentbehrlich als Begleitung der Schienentherapie. Die folgenden anatomischen Strukturen müssen bei der Schienenbehandlung an der Hand besonders berücksichtigt werden:

Wölbungen
Die Form der Hand wird bestimmt durch drei Wölbungen, die von allergrößter Bedeutung für die Beweglichkeit der Hand sind (s. Abb. 2-1). Bei der Herstellung von Schienen müssen diese Wölbungen berücksichtigt und teilweise unterstützt werden – insbesondere beim Anpassen von Lagerungsschienen für Handgelenk und Finger (s. Abb. 2-2).

Beugefalten der Hand
Die Beugefalten liegen an den Langfingern und am Daumen im Bereich der Gelenke. In der Hohlhand sind sie jedoch versetzt. Es werden Finger-, Handund Handgelenkbeu gefalten unterschieden (s. Abb. 2-3).

Achsen
Die Achse des Vorderarms muss bei korrekter Ausrichtung mit dem Strahl des dritten Fingers verlaufen (s. Abb. 2-4) und darf nicht nach radial oder ulnar abweichen. Dies muss bereits bei der Herstellung des Schienenmusters berücksichtigt werden.

Handgelenk
Das Handgelenk ist ein Schlüsselgelenk für die Beweglichkeit und die Aktionen der Hand, es ist in seiner Komplexität einzigartig. Funktionell setzt es sich aus zwei Reihen zusammen, dem distalen und dem proximalen Handgelenk (s. Abb. 2-5). 2. Grundsätzliches zur Schienenbehandlung Im Schienenbau müssen Sie die Bewegungsmöglichkeiten im Handgelenk berücksichtigen:
• Flexion-Extension
• Radialduktion/Ulnarduktion.

Die Aufgabe der Bänder ist es, die Handwurzeln zu festigen und auszurichten. Zur Lagerung dieses komplexen Gelenkes und seiner Bandstrukturen soll das Handgelenk normalerweise in etwa 20 bis 30° Extension, 0° Ulnarduktion und 0° Pro-/Supination eingestellt werden (Ausnahme: Nachbehandlung von Operationen an den Beugesehnen).