Perry Rhodan-Paket 21: Die Kosmische Hanse (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 1000 bis 1049

von: Perry Rhodan Redaktion

Perry Rhodan digital, 2012

ISBN: 9783845329604 , 3000 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 59,99 EUR

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Perry Rhodan-Paket 21: Die Kosmische Hanse (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 1000 bis 1049


 

2.


Die Suche – Teil I

 

Im Grunde genommen führten Berritz und Charruta ein schönes Leben, und sie hatten es – zumindest am Anfang – auch genossen. Irgendwann jedoch war die Saat der Unzufriedenheit in ihren Herzen aufgegangen, und seither vergrößerte jeder Fehlschlag die Frustrationen der beiden Gargamanen.

Dabei mangelte es ihnen an nichts. Ihr Schiff, mit dem sie den ihnen zugeteilten Sektor seit einigen Jahrzehnten absuchten, war jedem anderen Raumfahrzeug überlegen. Innerhalb des Suchgebiets gab es herrliche Welten, auf denen sie sich amüsieren und ausspannen konnten.

Allmählich war ihnen jedoch bewusst geworden, dass vor ihnen unzählige andere Wesen diesen Sektor durchstreift hatten und dass nach ihnen vermutlich weitere Generationen von Suchern erfolglos an der Arbeit sein würden. Diese niederschmetternde Vorstellung wurde noch durch die Tatsache verstärkt, dass der Sektor, in dem Berritz und Charruta suchten, nur einer von unvorstellbar vielen war. Die ganze Aktion war in ihrer Ausdehnung weder räumlich noch zeitlich überschaubar, jedenfalls nicht für Wesen wie die beiden Gargamanen. Das stempelte sie zu bloßen Mechanismen und ließ sie ihre Aufgabe nur mit immer stärker werdendem Widerwillen erfüllen.

Auch diesmal hatten sie ein Sonnensystem abgesucht. Sie benutzten dazu komplizierte Peil- und Messgeräte, die zur Ausrüstung ihres Schiffes gehörten. Es kam darauf an, ein bestimmtes Muster von zellularen Individualschwingungen zu orten.

Berritz glaubte, dass sie schon Tausende von Lebewesen untersucht hatten (Charruta sprach gar von einer Million), ohne auch nur ein annähernd richtiges Ergebnis zu erhalten.

Nach ihrem jüngsten Fehlschlag saßen sie sich in den Schalensitzen vor den Kontrollen in der Schiffszentrale gegenüber, und Charruta hieb vor Zorn und Enttäuschung mit der schnabelähnlichen Aufstülpung seines Mundes auf die Seitenlehne seines Sitzes.

»Der Ablauf, den wir gerade erlebt haben, wird sich bis an unser Lebensende immer wiederholen«, krächzte er mit seiner rauen Stimme. »Wir dringen in ein Sonnensystem ein, sehen uns nach belebten Welten um und messen die Individualschwingungen der Eingeborenen.«

Berritz, älter und weitaus weniger impulsiv, wiegte den blaugefiederten Kopf nachdenklich hin und her. Die Ausbrüche seines Mitarbeiters wurden in letzter Zeit immer heftiger und bereiteten ihm Sorgen.

»Wir kennen nicht einmal unseren Auftraggeber und dessen Pläne«, fuhr Charruta fort. »Ich bin es einfach leid, mein Leben für diese Suche zu verschwenden.«

Berritz äugte zu ihm hinüber.

»Was sollten wir deiner Ansicht nach tun?«

Charruta beugte sich weit im Sitz vor, sein Gefieder an der Halskrause sträubte sich dabei zu einem farbenprächtigen Kranz. Er klopfte auf die Kontrollen.

»Besitzen wir nicht ein prächtiges Schiff, und steht uns nicht der Weltraum offen? Warum, so frage ich dich, verschwinden wir nicht von hier und machen uns auf die Suche nach unserem Volk?«

»Das wäre Desertion!«

»Desertion wovon? Was ist das für eine Armee, der wir angehören? Wir bekommen weder sie noch ihren Anführer je zu sehen.«

»Das Schiff hört dich«, ermahnte ihn Berritz.

Charruta sprang auf. Er war ein großer, muskulöser Gargamane, intelligent und mit ungewöhnlichen Körperkräften ausgerüstet.

»Natürlich hörst du mich!«, schrie er in die Zentrale. »Du seelenloses Ding von einem Schiff! Aber ich habe keine Furcht vor dir. Du wirst mir gehorchen, wenn ich dir Befehle erteile.«

Berritz lauschte in die Tiefe des Schiffes und vermeinte seinen Atem zu hören, aber es reagierte nicht.

Charruta trat zum Sitz seines Partners und umfasste Berritz' schmale Armgelenke.

»Lass uns damit aufhören«, beschwor er Berritz eindringlich. »Auch wenn wir eine Bestrafung herausfordern. Die Sinnlosigkeit unserer Suche macht mich krank, ich halte das nicht länger durch.«

Früher, dachte Berritz, während er sich von Charrutas Griff zu befreien suchte, hatten sie sich als Teil eines galaxienumspannenden Planes gefühlt und waren zufrieden gewesen. Je mehr sie über ihre Arbeit nachgedacht hatten, desto mehr war ihre Unzufriedenheit gewachsen. Es war die Erfolglosigkeit, die sie so verzweifelt machte.

Charruta verlegte sich aufs Flehen.

»Du bist mein Freund, Berritz. Haben wir nicht all die Jahre gut zusammengearbeitet und uns in allen schweren Situationen beigestanden? Du darfst dich jetzt nicht von mir trennen.«

»Du bist es, der von Trennung spricht.«

Charruta ließ ihn los. In seinem Gesicht stand geschrieben, dass er gerade einen unwiderruflichen Entschluss gefasst hatte.

»Ja«, sagte er dumpf. »Wenn du nicht bereit bist, mit mir an Bord dieses Schiffes weiterzuziehen und irgend etwas Vernünftiges zu tun, werde ich allein aufbrechen.«

»Und was soll mit mir geschehen?«

»Ich werde dich auf einem Planeten, auf dem du überleben kannst, absetzen.«

Da Charruta seinem Partner an Kräften weit überlegen war, zweifelte Berritz nicht daran, dass dies keine leere Drohung war. Seltsamerweise machte der Gedanke an ein einsames Leben auf einer unbekannten Welt Berritz kein Kopfzerbrechen. Er würde die Einsamkeit an Bord dieses Schiffes mit der auf einer Planetenoberfläche tauschen.

Sein Protest fiel entsprechend schwach aus.

»Es wäre doppelter Verrat«, warf er Charruta vor. »An mir und an unserer Arbeit.«

Aber vielleicht will ich es, fügte er in Gedanken hinzu. Vielleicht will ich es, dass endlich einmal irgend etwas geschieht.

Charruta beugte sich über ihn und drückte ihn in den Sitz zurück. Er löste den mehrfach verschlungenen Gürtel von seinen Hüften und begann Berritz damit zu fesseln. Berritz ließ es widerstandslos geschehen und wunderte sich, dass das Schiff nicht eingriff. Vielleicht besaßen seine robotischen Einrichtungen keine Reaktionsprogrammierung für den Fall einer Meuterei.

»Du kannst sicher verstehen, dass ich dich so schnell wie möglich loswerden möchte«, sagte Charruta, nachdem er sich von der Haltbarkeit der Fesseln überzeugt hatte. »Wenn du zu lange mein Gefangener bist, wird mich das Mitleid übermannen, und wir werden wieder in den alten Trott verfallen.«

»Ja«, sagte Berritz traurig. »Ich kann dich verstehen.«

Seine Blicke waren ins Leere gerichtet, und in einer Vision von unglaublicher Einsicht schaute er all die Dramen, die sich vermutlich an Bord der Schiffe abspielten, die an dieser Suche beteiligt waren. Es waren Bilder der verzweifelten Anstrengung und bitterer Niederlagen, aber auch solche von heroischer Größe. Und plötzlich begriff er, dass bei aller Aussichtslosigkeit dieses ungeheuerliche Unternehmen, das von einer unbegreiflichen Macht initiiert worden war, eine tiefe Bedeutung besaß. Diese Erkenntnis ließ ihn die Arbeit der vergangenen Jahre in einem völlig anderen Licht erscheinen, und plötzlich begriff er, dass sie etwas Großartiges taten.

Unwillkürlich kehrten seine Gedanken in die Gegenwart zurück, und er sah Charruta an, weil er dachte, dass auch sein Partner dies alles spüren und entsprechend reagieren würde.

Doch Charruta war über die Kontrollen gebeugt, seine Augen suchten den großen Bildschirm nach einem geeigneten Sonnensystem ab, zu dem er Berritz transportieren konnte.

Erst am Ende der Suche stand die Einsicht!, durchfuhr es Berritz.

Und die Suche war nur für ihn zu Ende – nicht aber für seinen Partner.

 

*

 

Charruta öffnete die verklebten Augen und rührte sich in seinem Sitz. In letzter Zeit brauchte er nach dem Erwachen immer ein paar Minuten, um sich zu orientieren. Mit zunehmendem Alter ließ seine Konzentrationsfähigkeit immer stärker nach, und eines nicht mehr allzu fernen Tages würde er nicht mehr aus dem Schlaf erwachen.

Wie würde sich das Schiff dann verhalten?, fragte er sich immer wieder.

Er kannte die Antwort, aber er wollte sich diese Wahrheit nicht eingestehen. Die Wahrheit, die nur so aussehen konnte, dass anstelle von Charruta eine neue Suchmannschaft an Bord kommen würde.

»Schiff«, sagte er matt. »Hörst du mich, Schiff?«

»Ja«, kam sofort die Antwort aus unsichtbaren Lautsprechern. »Ich höre dich, Charruta.«

Der Gargamane überprüfte die Kontrollsysteme. Es passierte ihm jetzt immer häufiger, dass er vergaß, die Arbeiten, die früher einmal Berritz getan hatte, ebenfalls zu erledigen. Manchmal ging das so weit, dass er dachte, Berritz befände sich noch an Bord.

»Wo befinden wir uns, Schiff?«, erkundigte er sich, viel zu müde, um eine eigene Feststellung zu treffen.

Das Schiff nannte alle Koordinaten. Es trieb in freiem Fall in einem Außenrandbezirk des Suchgebiets, mindestens 150 Lichtjahre vom nächsten Sonnensystem entfernt.

»Warum hast du mich geweckt?«, fragte Charruta gereizt. »Hier werden wir kaum etwas aufspüren, was einer Untersuchung lohnt.«

»Warte«, erwiderte das Schiff. »Beobachte die Bildschirme, es gibt ein Phänomen zu untersuchen.«

Charruta blinzelte träge in die angegebene Richtung. Seine Gedanken schweiften ab. Ein paar Mal hatte er versucht, jene Welt, auf der er Berritz vor langer Zeit abgesetzt hatte, erneut anzufliegen, um Berritz wieder an Bord zu nehmen. Doch das Schiff hatte das verhindert, ebenso wie seinen Plan, das Suchgebiet auf eigene Faust zu verlassen. Inzwischen erübrigte sich ein Besuch bei Berritz, denn dieser musste schon lange gestorben sein.

»Was für ein Phänomen?« Diese sprunghafte Art, sich mit den verschiedensten Dingen zu befassen, war für sein Verhalten typisch...