Perry Rhodan-Paket 18: Bardioc (Teil 2) / Pan-Thau-Ra - Perry Rhodan-Heftromane 850 bis 899

von: Perry Rhodan Redaktion

Perry Rhodan digital, 2011

ISBN: 9783845329574 , 3000 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 59,99 EUR

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Perry Rhodan-Paket 18: Bardioc (Teil 2) / Pan-Thau-Ra - Perry Rhodan-Heftromane 850 bis 899


 

DIE ENTSTEHUNG DER SUPERINTELLIGENZ BARDIOC


 

1. Der Verrat

 

Der Anblick war vertraut: Laire war da, der einäugige Roboter mit seinem Körper aus weichem Stahl. Er kauerte neben dem Sockel der Unberührbarkeit und hielt die Hand mit den viel zu kurzen und ausgeglühten Fingern vor die Höhle mit dem zerstörten Auge darin, als schäme er sich seiner körperlichen Unvollkommenheit.

Bardioc, der in einer Wolke aus blauem Wasserdampf in der Ebene materialisierte, sah die einsame Gestalt des Roboters ein paar Schritte von sich entfernt dahocken, und mit einemmal erschien ihm alles, was er in letzter Zeit geplant hatte, absurd und undurchführbar.

Bevor der Wasserdampf sich völlig verflüchtigte, schlug sich ein bisschen davon auf Laires dunkler Außenhülle nieder und verlieh ihr den vorübergehenden Anschein glänzender Neuheit.

Bardioc fühlte den Druck der unvollkommenen Sonnen draußen im Weltraum, ihre Gravitationsfelder umtosten die Ebene und zerrten an ihr, doch sie hing unverrückbar im Nichts, dort, wo sie einst von einer Macht errichtet worden war, von der Bardioc nicht einmal den Namen kannte.

Sicher war die Ebene nicht der ideale Treffpunkt, wenn man sie allein nach ihren technischen Gegebenheiten beurteilte, dazu war sie zu alt und zu unkalkulierbar. Die psychologische Wirkung dieser Umgebung war jedoch unvergleichlich.

Bardioc, der zum unzähligsten Male hierher kam, erschauerte immer wieder unter der Wucht des Eindrucks, den diese Umgebung auf ihn machte. In dieser schier endlosen Gerade mitten im Nichts schien die Zeit gefangen zu sein, dieses mächtige Gebilde schien im Rhythmus der Ewigkeit zu atmen.

Und doch würde die Ebene eines Tages zerfallen, zernagt und zermürbt von den Gewalten der nahen Sonnen, von ihren Strahlenschauern, ihren Gravitationsstürmen und ihren Hitzefluten.

Laire würde dann immer noch hier sein, zum robotischen Krüppel verstümmelt, einsam und schweigend, das eine Auge auf das Bild der Zerstörung gerichtet.

Und er würde das Geheimnis seiner Herkunft mit in den Untergang nehmen.

Ich kann es nicht tun!, dachte Bardioc.

Wahrscheinlich hätte er tatsächlich aufgegeben, wenn einer der sechs anderen bereits vor ihm dagewesen wäre. Doch er war allein.

Kaum, dass der RUF an ihn und die sechs anderen ergangen war, hatte Bardioc seinen normalen Lebensbereich verlassen und war zur Ebene aufgebrochen. Er hatte gewusst, wie ihm nach seiner Ankunft zumute sein würde, und sich entsprechend beeilt.

Nun war er allein hier und hatte Zeit, um seine Gedanken zu ordnen und die psychische Kraft zu sammeln, die er brauchte, wenn er seinen Plan realisieren wollte.

Nachdem er aus der Wasserdampfwolke hervorgetreten war, wurde Bardiocs imposantes Äußeres sichtbar. Er war eine riesige Gestalt mit wallenden Haaren und glühenden Augen, sein lichtdurchfluteter Körper ließ mit jeder Bewegung erkennen, dass sich in ihm Kraft, Mut, Intelligenz und ungezügelte Wildheit vereint hatten.

Obwohl Bardioc sicher sein konnte, zuerst auf der Ebene materialisiert zu sein, sah er sich nach allen Seiten um. Er durfte keinen Fehler begehen, denn wenn die anderen zu früh von seinen Absichten erfuhren, würden sie sie durchkreuzen und ihn gnadenlos bestrafen.

Ein ketzerischer Gedanke kam ihm in den Sinn.

Ob jemals einer der anderen einen solchen Plan ins Auge gefasst hatte?

Vielleicht der kleine Ganerc?

Oder der düstere Partoc?

Nein!, dachte Bardioc überzeugt. Keiner der anderen hätte je so viel Mut und Initiative aufgebracht. Sie lebten für sich in ihren kosmischen Burgen und meditieren, bis zu dem Augenblick, da der RUF an sie erging und sie ihren Auftrag ausführen mussten.

Bardioc machte Laire ein Zeichen.

Der einäugige Roboter erhob sich.

Er legte eine Hand auf Bardiocs Körper. Unwillkürlich zuckte Bardioc bei dieser Berührung zusammen. Vielleicht konnte Laire Gedanken lesen!

»Du bist Bardioc. Ich habe dich erkannt«, sprach Laire die Begrüßungsformel.

Bardioc nickte, ganz gegen seine frühere Gewohnheit versuchte er nicht, den Roboter in ein Gespräch zu verwickeln, denn er fürchtete, dass er sich durch eine winzige Kleinigkeit verraten könnte. Dabei hätte es ihn auch jetzt noch interessiert zu erfahren, ob jene, die den RUF ergehen ließen, Laire und die Ebene selbst erschaffen oder nur von einer anderen Macht übernommen hatten.

Bardioc wusste nichts über die Macht, der er diente, vielleicht existierte sie sogar nur jenseits der Materiequellen und würde für ihn und die sechs anderen immer unerreichbar bleiben.

Im Vergleich zu den Heimstätten der sechs anderen war Bardiocs kosmische Burg ziemlich armselig, und wenn auch nie darüber gesprochen wurde, so hatte Bardioc doch oft den Eindruck, dass er bei den sechs anderen deshalb als minderwertig galt.

Ich werde es ihnen zeigen!, dachte er grimmig.

Er war nicht gern in seiner Burg, sie beengte ihn und gab ihm ein Gefühl des Gefangenseins, so dass seine Pflichtmeditationen eher düstere Visionen als heitere Gedankenspielereien waren.

Doch nun war der RUF erneut an ihn und die sechs anderen ergangen, und Bardioc war entschlossen, niemals in seine Burg zurückzukehren.

Bardioc wandte sich von Laire ab und schritt die Ebene hinab. Sobald die anderen eintrafen, würde er schnell wieder zurück sein, um sie zu begrüßen.

Er war sich darüber im klaren, dass er zur Realisierung seines Planes unendlich viel Zeit und Geduld aufbringen musste, aber das verheißungsvolle Ziel rechtfertigte alle noch so großen Anstrengungen.

Als er zurückblickte, konnte er Laire nur noch verschwommen erkennen, die Gestalt des Roboters bildete zusammen mit dem Sockel der Unberührbarkeit einen schattenähnlichen Komplex.

Lorvorc, einer der sechs anderen, hatte oft behauptet, die Ebene sei weiter nichts als eine optische Täuschung, eine im Raum manifestierte Illusion, an der nur Laire echt sei.

Jetzt, da er die Ebene hinabschritt, erschien sie Bardioc alles andere als illusionär.

Bardioc blickte zu den brodelnden und wogenden Sonnenmassen im Weltraum hinaus.

In ein kosmisches Gebiet ähnlich wie dieses würden Bardioc und seine sechs Artgenossen demnächst aufbrechen, jeder für sich an Bord seines mächtigen Sporenschiffs.

In diesem Augenblick erschien Kemoauc!

Obwohl die Materialisation sich in erheblicher Entfernung abspielte, ließ die Aura an goldenem Licht keinen Zweifel daran, dass es Kemoauc war, der da ankam.

Bardioc spürte, dass sich in seinem Innern alles verkrampfte. Wieso, überlegte er unbehaglich, kam ausgerechnet Kemoauc so früh, der stille und selbstbewusste Kemoauc, den alle anderen stillschweigend als Anführer akzeptierten?

Kemoauc war kleiner als Bardioc, aber es lag etwas in den Blicken seiner Augen, was ihn überlegen machte. Tiefer als Kemoauc, sagten die anderen, war noch keiner bei der Beladung der Sporenschiffe in die Materiequellen eingedrungen, und Kemoauc hatte dabei Dinge erblickt, die ihn gestärkt und verändert hatten.

Die Tiefe und Dunkelheit von Kemoaucs Augen war von Murcon einst mit der von Zeitbrunnen verglichen worden, und Bardioc konnte sich nicht vorstellen, dass jemand einst einen besseren Vergleich finden würde.

Bardioc beobachtete, wie Kemoauc zu Laire ging und die Begrüßungszeremonie absolvierte. Es war tröstlich für Bardioc zu wissen, dass auch der große Kemoauc sich dieser Pflichten nicht zu entziehen vermochte.

Da er wusste, dass er seine Anwesenheit nun nicht länger verborgen halten konnte, begab Bardioc sich wieder zum Sockel der Unberührbarkeit, um Kemoauc zu begrüßen.

»Seit unserem letzten Hiersein ist alles noch ein bisschen brüchiger geworden«, beklagte Kemoauc den Zustand der Ebene. Er warf einen besorgten Blick in Richtung der Sonnenwirbel. »Irgendwann werden wir uns einen anderen Treffpunkt suchen müssen.«

Erst dann kam er auf Bardiocs frühes Hiersein zu sprechen, ein Umstand, der seine Gefährlichkeit nur noch unterstrich und Bardiocs Wachsamkeit in unerträgliche Spannung steigerte.

»Täusche ich mich oder hast du den weitesten Weg von uns allen?«, fragte Kemoauc.

»Du täuschst dich nicht«, erwiderte Bardioc gelassen, obwohl er innerlich vibrierte. »Aber die Länge des Weges sagt nichts über die Geschwindigkeit aus, mit der man sich bewegt. Und Geschwindigkeit ist motivierbar.«

Ein Lächeln entstand auf Kemoaucs Gesicht.

»Kann man den Grund deiner Motivation erfahren?«

»Er entspringt einer ureigenen Meditation!«, sagte Bardioc.

Kemoauc fragte nicht weiter, denn es galt als unschicklich, über die ureigenen Meditationen eines anderen zu reden. Bardioc war zwar erleichtert, dass das Thema damit erledigt war, aber er kam sich auch nicht besonders schlau vor, denn bestimmt hatte er nun das Interesse des anderen auf sich gelenkt – und das war das letzte, was er gewollt hatte.

Bardioc war froh, als ein Schatten auf die Ebene fiel. Ariolc glitt aus dieser dunklen Wolke, eingehüllt in ein Gewand aus rotem Samt, zu dem seine hellen Haare einen reizvollen Kontrast bildeten. Die Auftritte Ariolcs waren stets Spiegelbilder seiner Eitelkeit, und als Bardioc einmal Ariolcs Burg besucht hatte, war er, angewidert von dem dort herrschenden Prunk, schnell wieder heimgekehrt.

Dabei war Ariolc selbst umgänglich und humorvoll.

Die Wolke fiel schnell in sich zusammen, während Ariolc zu Laire ging, um sich zu identifizieren.

»Wie ich sehe, hätte ich mich nicht so sehr zu beeilen brauchen«, sagte er, dann fiel sein Blick auf Bardioc. »Du bist schon hier?«

»Er war der...