Perry Rhodan-Paket 10: Die Cappins (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 450 bis 499

von: Perry Rhodan Redaktion

Perry Rhodan digital, 2011

ISBN: 9783845329499 , 3000 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 59,99 EUR

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Perry Rhodan-Paket 10: Die Cappins (Teil 2) - Perry Rhodan-Heftromane 450 bis 499


 

2.


 

Sie hatten etwa eineinhalb Kilometer unter der immer drohender wirkenden Rundung des Schiffskörpers zurücklegen müssen, ehe sie die kleine Mannschleuse am tiefstliegenden Punkt der Zelle erreicht hatten.

Zahlreiche Lastenfahrzeuge waren an ihnen vorbeigesurrt. Es waren nur noch kleinere Versorgungseinheiten gewesen, die jene Güter herbeibrachten, die zur so genannten Minimalausrüstung eines Ultraschlachtschiffes gehörten.

Eine tausendjährige Erfahrung in der Ausrüstung fernflugtauglicher Großraumschiffe sorgte dafür, dass selbst absurd wirkende Kleinigkeiten nicht vergessen wurden. Dazu zählten beispielsweise bestimmte Duftstoffe, die dem Wasser des bordeigenen Schwimmbades zugesetzt wurden. Die Galaktopsychologen wussten seit vielen Jahrhunderten, dass terrageborene Menschen hier und da nach dem Duft von Tannen verlangten.

Das bislang namenlose Großraumschiff hatte in den vergangenen Wochen etwa siebenhunderttausend Tonnen direkte Bedarfsgüter an Bord genommen. Darunter waren in erster Linie dehydrierte Lebensmittel aller Art, Frischwasser und lebensnotwendige Artikel zu verstehen.

Hätte man den Nahrungsmitteln die Wasser- und Knochenbestandteile nicht völlig entzogen, wäre das reine Verladungsgewicht unter irdischen Gravitationsbedingungen auf zirka fünfundachtzig Prozent angestiegen.

Dieser Wert wäre jedoch im Zeitalter der Antigravitationsfelder vernachlässigbar gewesen. Das Lagerungsvolumen, das von dehydrierten Nahrungsmitteln benötigt wurde, war infolge ausgereifter Methoden um durchschnittlich das Sechzigfache geringer als die Raumbeanspruchung solcher Nährstoffe, die in ihrer natürlichen Ausdehnung, auch im tiefgefrorenen Zustand, in den Magazinen hätten verstaut werden können.

Die wichtigste Voraussetzung zur Genießbarkeit staubtrockener und steinharter Dehydrate war ihre Anreicherung mit Wasser. Erst dann gewannen sie im Verlauf der Zubereitung ihr tatsächliches Volumen zurück. Eine Verschwendung des vorhandenen Lagerplatzes konnte man sich nicht erlauben. Ein Großraumschiff dieser Art musste in der Lage sein, drei Jahre lang, maximal vier Jahre lang, ohne Inanspruchnahme einer Versorgungsbasis operieren zu können.

Das unerlässlich notwendige Wasser jedoch konnte man auf zahllosen Planeten finden. Die chemisch absolut reine Regenerierung ausgeschiedener Flüssigkeiten aller Art gehörte zu jenem Wasserhaushalt-Kreislauf, der in akuten Notfällen sogar die Übernahme natürlicher Wasservorräte erübrigte.

An Bord moderner Großraumschiffe der Solaren Flotte ging kein Schweißtröpfchen und keine verwertbare Körperausscheidung verloren. Nur ein kleiner Prozentsatz musste als Totalverlust angesehen werden, was verschiedenartige Ursachen hatte.

Die exzellente Lösung einer langfristigen Versorgung weitab aller Nachschubhäfen bestand seit tausend Jahren in der höchstmöglichen Verringerung des Nahrungsmittel-Platzbedarfes. Konserven im althergebrachten Sinne waren nur in geringer Anzahl für dringende Bedarfsfälle der Bordklinik übernommen worden. Aus dieser technisch und ökonomisch bedingten Tatsache resultierte auch die Auffassung, auf terranischen Raumschiffen könnte man zwar niemals verhungern; aber der Gaumen eines Menschen würde unweigerlich veröden.

Das erdgebundene Gewicht der so genannten indirekten Bedarfsgüter lag bei einskommaeins Millionen Tonnen.

Hierbei handelte es sich um Ersatzteile aller Art; angefangen vom Mikroschraubenzieher bis hinauf zum Waringschen Kompakt-Kompensationskonverter, mit denen ausgelaufene Aggregate der Beiboote ersetzt wurden.

Das reine Beladungsgewicht schloss die Werft- und Werkstattausrüstungen der bordeigenen Anlagen nicht in sich ein. Die einzige Unvollkommenheit der Ersatzteilgüter und Werkzeuge bestand darin, dass man sie im Volumen nicht ebenfalls so verkleinern konnte wie Lebensmittel.

Ihr tatsächlicher Vorteil bestand in ihrer hohen Materialdichte, die wiederum das Hauptproblem »Laderaumvolumen« sehr günstig beeinflusste. Ein Reaktor von zweihundert Tonnen beanspruchte bei exakter Lagerung wesentlich weniger Raum als normales Frischfleisch von gleicher Gewichtsordnung.

Verantwortlich für die Verstauung dieser Güter war ein hochspezialisiertes Positronikgehirn, das jeden Laderaumwinkel des Schiffes »kannte«. Die Spezialisten des Ersten Lademeisters waren Männer und Frauen, die ein langjähriges Studium für verschiedenartige Schiffstypen absolviert hatten. Sie waren Kapazitäten.

Hinsichtlich all dieser Größenordnungen war es bedeutsam, dass die unerlässlich notwendigen Kernbrennstoffe nur einen Bruchteil des Ladevolumens beanspruchten.

Ultrakatalysiertes Deuterium, dessen Fusionsprozess im kalten Verschmelzungsvorgang schon bei knapp über dreitausend Grad Celsius erreichbar war; KATALY-D-ULTRA, das den einzigartigen Kohlenstoffzyklus der Sterne exakt kopierte, versorgte die Hochenergiereaktoren der Kraftwerke, die Direktstrahlmeiler der Korpuskulartriebwerke und die Autarkversorger der Überlichtflugkonverter mit nur winzigen Mengen verschmelzungsfreudiger Einspritznebel.

Kernbrennstoffe dieser Art konnten überdies auf jedem wasserhaltigen Himmelskörper mit bordeigenen Anlagen hergestellt werden. Es hatte in der Geschichte der Solaren Flotte nur wenige Fälle gegeben, in denen Kommandanten mit ihren Kernbrennstoffen in Schwierigkeiten gekommen waren. Niemals aber war ein Schiff durch den totalen Verbrauch seiner Vorräte manövrierunfähig geworden.

Besonders die neuartigen Schwarzschild-Reaktoren solarer Raumschiffe verwerteten notfalls auch andere Elemente.

All diese Dinge hatten so erfahrene Männer wie Kosum und Kuruzin stillschweigend als selbstverständlich vorausgesetzt. Sie sahen mit offenen Augen und bemerkten mit geschärften Sinnen, dass dieser Schiffsriese startklar war. Die Restbeladung betraf nur noch Luxusgüter, auf die man hätte verzichten können.

»Langfristiges Fernflugunternehmen!«, hatte Kuruzin behauptet, ehe er zusammen mit Kosum in das Antigravfeld der Mannschleuse gesprungen und nach oben geschwebt war.

Beide kannten derartige Vorbereitungen aus tausend gleichartigen Einsätzen. In diesem Falle sah die Lage aber noch komplizierter aus. Hier wurde an alles gedacht.

Als sie vom Wachoffizier der Polschleuse empfangen und nochmals kontrolliert worden waren, hatten sie hinsichtlich des Flugziels keine besonderen Fragen mehr gehabt. Es musste weit entfernt sein – sehr weit sogar!

Sie hätten um ihre Köpfe wetten mögen, dass dieser Ynkelonium-Terkonit-Gigant ein Dimetranstriebwerk zum Anflug fremder Galaxien besaß. An Lineartriebwerke für den normalen Überlichtflug in der Heimatgalaxis dachten sie keine Sekunde lang. Das war seit tausend Jahren üblich. Bestenfalls hätten sie noch an eine Vervollkommnung der Waringschen Kompensationskonverter geglaubt; den wesentlich besseren und leistungsstärkeren technischen Nachkommen der ehemaligen Kalups.

Was jedoch tatsächlich auf sie wartete, hatten sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen erahnen können. Dieses Schiff war ein Raumfahrzeug der Superlative.

 

*

 

Der Ertruser erhob sich. Der Empfangsraum lag dicht hinter der Mannschleuse. Er war klein, spartanisch eingerichtet und mit Kommunikationsgeräten überfüllt. Der umweltangepasste Mensch füllte den Raum nahezu aus. Er trug die einfache Borduniform der Flotte. Seine Rangabzeichen wiesen ihn als Oberst des Solaren Imperiums aus. Weitere Symbole, klein, kaum zu bemerken, verrieten, dass er dem Stabsführungskommando angehörte.

Der über zweieinhalb Meter große und etwa zwei Meter fünfzehn breite Gigant trug die sichelförmig geschnittene Haartracht seines Volkes. Die übrigen Schädelpartien waren enthaart. Seine Stimme klang dröhnend und überlaut.

»Oberst Toronar Kasom, Zweiter Stellvertretender Kommandant des Schiffes, nebenbei Sonderoffizier der Raumflotte«, stellte er sich vor. »Willkommen, meine Herren, nehmen Sie Platz.«

Er deutete einladend auf zwei Schwenkschemel. Sie waren an der Wand befestigt.

»Es ist meine Aufgabe, neu eintreffende Besatzungsmitglieder zu begrüßen und sie oberflächlich mit den bisher streng geheimen Einzelheiten bekanntzumachen. Dieser Raumflugkörper ist der Prototyp einer neuartigen Großserie. Die exakte Bezeichnung lautet ›Ultraschlachtschiff der Trägerklasse‹. Aufgebaut auf der bewährten Kugelzelle eines Raumers der Galaxisklasse, führt das Schiff außer den üblichen fünfzig Beiboot-Korvetten und den fünfhundert Lightning-Space-Jets noch fünfzig Hundertmeter-Kreuzer der völlig neuentwickelten Planetenklasse mit. Daher der Begriff ›Trägerklasse‹. Sie werden den umgestalteten Äquatorialwulst bemerkt haben. Die Normaltriebwerke sind kompakter und dennoch leistungsfähiger geworden. Die äußere Ringwulstzone enthält fünfzig Großhangars zur Aufnahme und Ausschleusung der fünfzig Kreuzer. Sie, Oberstleutnant Kuruzin, sind als Chef der Ersten Kreuzerflottille vorgesehen. Sie werden später den Ihnen unterstehenden Kommandanten vorgestellt. Jede Flottille besteht nach dem altbewährten Muster der Trägerkorvetten aus zehn Einheiten.«

Menesh Kuruzin atmete schwer. Er hatte viel erwartet; das aber nicht.

Kasom, der Urenkel des in die Menschheitsgeschichte eingegangenen Ertrusers Melbar Kasom, verlor keine Zeit. Er sah geflissentlich über die verstörten Blicke des Afroterraners hinweg.

»Übrigens wird Ihr Schweigegebot ab sofort aufgehoben. Sind Sie mit Ihrem neuen Kommando einverstanden, Mr. Kuruzin?«

»Ja – aber ich – ich ...!«

»Wir wissen natürlich, dass Sie bisher als Kommandant des Schlachtkreuzers GONAPALA...