Perry Rhodan-Paket 9: Die Cappins (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 400 bis 449

von: Perry Rhodan Redaktion

Perry Rhodan digital, 2011

ISBN: 9783845329482 , 3000 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 59,99 EUR

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Perry Rhodan-Paket 9: Die Cappins (Teil 1) - Perry Rhodan-Heftromane 400 bis 449


 

1.


 

Wenn du hörst, dass sich ein Berg bewegt habe,

so glaube es;

hörst du jedoch, dass jemand seinen Charakter geändert habe,

so glaube es nicht.

Mohammedanische Philosophie,

Alt-Terra.

 

*

 

Im Jahre 3430 nach Christus, neunhundertdreiundneunzig Jahre nach der Überwindung der Gefahr, die durch die Erstkonditionierten und Schwingungswächter drohte, erhob sich die außersolare Menschheit gegen die Mutterwelt Terra.

Die terranischen Altkolonisten, in den Jahren zwischen 2000 und 2300 ausgewandert, bildeten autarke Staatenbünde und Interessengemeinschaften, deren Autarkiebestrebungen allein durch den Vorhalt der Vernunft nicht mehr zu verhindern waren.

Perry Rhodan, Großadministrator und Regierungschef des Solaren Imperiums, sah sich vor die Wahl gestellt, die Freiheitsbestrebungen der neuen Menschheitsvölker entweder mit Waffengewalt zu unterdrücken, oder dem Gesetz der Einsicht und Toleranz zu folgen.

Das Solare Parlament, an seiner Spitze der demokratisch gewählte und von der Regierung bevollmächtigte Großadministrator, fasste den Entschluss, den Autarkiewünschen zuzustimmen und den neuen Völkern die politische, wirtschaftliche und militärische Selbständigkeit zu gewähren. Ein galaktischer Krieg wurde somit verhindert.

Bereits zu dieser Zeit, fünfhundert Jahre nach den Erlebnissen in den Magellanschen Wolken, zeichneten sich jedoch jene Ereignisse ab, die für das Krisenjahr 3430 bestimmend wurden.

Drei große Sternenreiche, von Kolonistennachkommen gegründet, aufgebaut und zu unübersehbaren Machtfaktoren erhoben, wendeten sich gegen Terra. Die nach wie vor bestehende Überlegenheit der Mutterwelt aller Menschen wurde zum Anlass eines tiefgreifenden Zerwürfnisses, und schließlich sah sich die Solare Menschheit gezwungen, für den Fall einer ernsthaften Auseinandersetzung Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Ende Oktober des Jahres 3430 sah sich Perry Rhodan erneut mit der Gewissensfrage konfrontiert, entweder die geballte Macht der Solaren Flotte auf angreifende Neuvölker menschlicher Abstammung zu richten, oder ein zweites Mal den Rückzug anzutreten. Der Großadministrator verzichtete auf einen Waffengang.

So geschah es, dass achtzigtausend Großraumschiffe der Antiterranischen Koalition ins Leere stießen. Der Mann, dem die neue Menschheit ihre ursprüngliche Einigung und bevorzugte galaktische Stellung verdankte, hatte mit gewohnter Genialität einen anderen Weg gefunden. Sein Name war Perry Rhodan.

Die Machthaber des Carsualschen Bundes, des Imperiums Dabrifa und der Zentralgalaktischen Union hatten den größten Terraner der Menschheitsgeschichte ebenso unterschätzt, wie lange vor ihnen die Kommandeure nichtirdischer Völker.

Die Krise begann am 1. Oktober 3430 nach Christi Geburt ...

 

*

 

Der Mann auf dem Bildschirm wiegte zweifelnd den Kopf. Seine Stimme wurde von Geräuschen überlagert, die nur ein Spezialist auf Anhieb enträtseln konnte.

Sie glichen dem Donnern eines auf Vollschub laufenden Raumschifftriebwerks, vermischten sich jedoch mit einem Heulen und Rauschen, das wiederum nicht zu einem Raumschiff passte.

Der Anrufer trug eine Kombination, die halbwegs einem Froschmannanzug, andererseits einer modernen Kampfmontur der Solaren Flotte ähnelte.

»Ausgeschlossen ist überhaupt nichts«, schrie er in sein Mikrophon. »Unter uns kann alles Mögliche liegen. Ich wollte Ihnen lediglich mitteilen, dass wir in den nächsten zwei Stunden fündig werden. Sie sollten sich die Sache ansehen.«

Der Anrufer war Dr.-Ing. Kleym Hasselet, Terras bester Fachmann für Unterwasser-Tiefenbohrungen.

Galbraith Deighton, Erster Gefühlsmechaniker des Imperiums und neuer Chef der Solaren Abwehr, lauschte einen Augenblick auf die fremdartigen Geräusche. Deighton befand sich im wiederaufgebauten Terrania.

»Für einen hundertzwanzigjährigen Mann sind Sie mir fast etwas zu munter, Doc«, stellte Deighton mit einer Spur von gutmütigem Spott fest. »Wenn Sie auf einen Sprengkörper stoßen, wird der Tonga-Graben in die Luft fliegen.«

»Ins Wasser«, korrigierte Hasselet trocken. »Und nicht nur das! Wir dürften in diesem Fall einen unterseeischen Vulkanausbruch erleben, der die Erde erschüttern wird. Soll ich nun weiterbohren, oder wollen Sie das Unternehmen abblasen? Das Ding unter uns wird weiterhin ticken, tacken, strahlen oder Gott weiß was tun. Vielleicht explodiert es auch eines Tages. Sir, meine Zeit ist kostbar!«

»Ich komme«, entschied der Erste Gefühlsmechaniker. »Wie weit sind Sie unter den Meeresgrund vorgestoßen?«

»Knapp zehntausend Meter. Da die Meeressohle im Tonga-Graben achttausendsiebenhundert Meter unter der Wasseroberfläche liegt, haben wir uns demnach schon fast neunzehntausend Meter vom Licht der Sonne entfernt. Die Temperaturen sind vor Ort auf hundertzwanzig Grad Celsius angestiegen. Der Materieaushub und seine Ablagerung wird schwierig. Bringen Sie sich einen guten Schutzanzug mit. Ich erwarte Sie, Sir. Die letzte Entscheidung müssen Sie treffen. Ich ... Augenblick bitte, hier kommen neue Meldungen.«

Der Ingenieur drehte der Bildaufnahme den Rücken zu. Lautsprecher sprachen an. Die Stimme des Sprechers war bei dem ständigen Heulen und Rauschen nicht zu verstehen.

Hasselet wendete sich wieder der Aufnahme zu. Das Mikrophon hielt er dicht vor die Lippen.

»Da haben wir den wunden Punkt. Fünfzig Meter tiefer wird ein riesiger Hohlraum geortet. Anscheinend ein Labyrinth. Die vulkanische Tätigkeit nimmt zu. Ich befürchte, dass wir magmaführende Schichten oder unter Hochdruck stehende Blasen anschneiden. Ich werde die beiden in Reserve gehaltenen Feldzonentürme zusätzlich einsetzen.«

»Ich weiß zwar nicht, was Sie darunter verstehen, aber ich hege keine Zweifel an der Richtigkeit Ihrer Maßnahme. Haben Sie noch andere beglückende Nachrichten vierzehn Tage vor der Wahl des neuen Solaren Parlaments und des Regierungschefs?«

Hasselet lachte. Seine Gesichtshaut bildete tausend Runzeln und Fältchen.

»Nein, ich lasse Sie in Ruhe. Was hört man vom Großadministrator?«

»Wenig. Wenn aber eine Nachricht ankommt, könnte man weinen. Die Bewohner der freien Systemplaneten scheinen von Rhodans Rundreise des guten Willens nicht viel zu halten. Außerdem durchkreuzt er mir ständig die ausgeklügelten Sicherheitsmaßnahmen. Würden Sie vergleichsweise einem Tiefseeungeheuer die Hand schütteln? Na also. Ich bin in einer Stunde bei Ihnen, Doc. Ende ...«

Der SolAb-Chef schaltete ab. Er trat zu dem Panoramafenster seines Arbeitszimmers und schaute über das neue Terrania hinweg. Weit westlich startete ein Kurierkreuzer der Flotte. Es war die AGANON; ein schnelles Verbindungsschiff für Nachrichten, die man dem Hyperfunk nicht anvertrauen konnte.

Galbraith Deighton, ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann mit markanten Gesichtszügen, lauschte mit seinen biophysikalisch hochgezüchteten Extrasinnen auf die emotionellen Schwingungen der Menschenmassen, die weit unter ihm die Hochstraße der solaren Hauptstadt bevölkerten.

Deighton war als Gefühlsmechaniker in der Lage, die Schwingungsimpulse menschlicher Gehirne zu erfassen und aus ihnen die jeweilige Gemütsstimmung herauszulesen. Dennoch war er kein Mutant, sondern nur ein Mensch, der von Geburt an die Veranlagung zur Schulung auf der Emotioakademie nachgewiesen hatte.

Zehn Minuten später saß der Abwehrchef in seinem Luftgleiter. Ziel war ein Sektor des Pazifischen Ozeans. Die Bohrstelle lag auf hundertvierundsiebzig Grad westlicher Länge und zweiundzwanzig Grad südlicher Breite, südsüdöstlich der Tonga-Inselgruppe.

Es war seit fast einem Jahrtausend bekannt, dass dort die ehemalige Westküste des versunkenen Erdteils Lemuria gelegen hatte.

Als daher vor Monatsfrist ein Forschungs-U-Boot mit einem neuentwickelten Thermolot in der Tiefsee auffallende Temperaturunterschiede feststellen konnte, war Deighton hellhörig geworden. Die alten Lemurer hatten der neuen Menschheit schon mehr als einmal Erbstücke präsentiert, die sich bei näherer Begutachtung als äußerst gefährlich erwiesen hatten.

Niemand wusste genau, was sich in den Abgründen des Meeres verbarg. Die Lemurer hatten während der halutischen Großoffensive vor etwa fünfzigtausend Jahren wahrhaft gigantische Untergrundbauten errichtet. Dabei waren sie bis zu zehntausend Meter in die Tiefen ihres Erdteils vorgedrungen.

Man hatte Bunkeranlagen aller Art, Waffenmagazine, unterirdische Fabrikationsanlagen und Materialdepots von enormen Ausmaßen entdeckt.

Nun hatte der Meeresboden, ehemals stabiles Festland, im Tonga-Graben zu strahlen begonnen. Nach der ersten Thermoortung waren geringfügige Energieechos aufgefangen worden. Sie waren um so lautstärker geworden, je weiter die von Deighton angeordnete Bohrung fortgeschritten war. Ende September 3430 hatte man gewusst, dass etwa neunzehntausend Meter unter dem Meeresspiegel Dinge geschahen, die jeder logischen Überlegung widersprachen.

Mindestens eine atomare Kraftmaschine der alten Lemurer hatte nach zirka fünfzigtausend Jahren die Arbeit wieder aufgenommen. Es konnte sich aber auch um andere Dinge handeln, die dort aus unerfindlichen Gründen zum Leben erwacht waren.

Dies war Anlass genug für den Nachfolger des unvergessenen Solarmarschalls und Abwehrchefs Allan D. Mercant, den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Auf der Erde lebten fünfzehn Milliarden Menschen. Viele von ihnen hatten den erschlossenen Meeresboden als Wohnstätte...