Das Rasch-Modell - Eine verständliche Einführung für Studium und Praxis

von: Carolin Strobl

Rainer Hampp Verlag, 2010

ISBN: 9783866185609 , 115 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 17,99 EUR

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Das Rasch-Modell - Eine verständliche Einführung für Studium und Praxis


 

1 Bedeutung des Rasch-Modells für die Entwicklung psychologischer Tests (S. 1-2)

In vielen Situationen im schulischen, beruflichen und klinischen Alltag werden psychologische Tests verwendet, z.B. um die mathematische Kompetenz von Schülern, die Eignung von Bewerbern, die Kundenzufriedenheit, bestimmte Persönlichkeitseigenschaften oder die Neigung zu Depressionen zu messen. Bei den zu messenden Eigenschaften der Personen handelt es sich dabei um latente, d.h. nicht direkt beobachtbare, Merkmale. Um diese Merkmale zu erfassen, werden den Personen in einem psychologischen Test mehrere Aufgaben gestellt, deren Beantwortung Aufschluss über die interessierende Eigenschaft geben soll.

Bei einem Leistungs- oder Intelligenztest wird z.B. erfasst, welche bzw. wie viele Aufgaben die Person richtig beantwortet hat. Bei einem Test zur Messung einer Persönlichkeitseigenschaft wird hingegen die Zustimmung und Ablehnung zu vorgegebenen Aussagen protokolliert. Als Ergebnis des Tests erhält die Person eine Schätzung ihrer Fähigkeit bzw. ihrer Ausprägung der latenten Eigenschaft.

Vor der Verwendung des fertigen Tests liegt aber die Phase der Testkonstruktion: Ein Expertenteam generiert dafür zunächst einen Satz von Aufgaben, die z.B. mathematische Kompetenzen von Grundschülern der 1. und 2. Klasse abdecken. Diese Aufgaben werden dann einer kritischen Prüfung unterzogen, und oft müssen Aufgaben aussortiert werden, weil sie bestimmte Kriterien nicht erfüllen.

Eine der häufigsten Ursachen für den Ausschluss von Aufgaben ist, dass sie nicht nur die interessierende Eigenschaft messen, sondern noch weitere Eigenschaften sich auf die Beantwortung der Frage auswirken. Bei der Entwicklung eines Tests zur Messung der mathematischen Kompetenz von Grundschülern können z.B. Aufgaben vorkommen, die - neben der mathematischen Kompetenz - auch durch die verbale Kompetenz der Schüler beeinflusst werden: Da es sich bei vielen Mathematik-Aufgaben um Textaufgaben handelt, kann die Formulierung der Aufgabe z.B. Schüler mit Deutsch als Fremdsprache benachteiligen, so dass sie in dem Test schlechter abschneiden - obwohl sie genauso gut in Mathematik sind wie ihre Mitschüler.

So können einzelne Aufgaben, die bestimmte Gruppen von Personen bevorzugen oder benachteiligen, dazu führen, dass das gesamte Testergebnis verzerrt ist und faire Vergleiche zwischen den Personen nicht mehr möglich sind. Um das zu verhindern, müssen alle Test-Aufgaben in der Konstruktions-Phase des Tests einer strengen Prüfung unterzogen werden, z.B. mithilfe des Rasch- Modells. So können nachweislich unfaire Aufgaben aus dem Test ausgeschlossen bzw. durch andere Aufgaben ersetzt werden. Erst wenn der Test aus den restlichen Aufgaben alle Prüfungen erfüllt, ist er "fertig und kann sinnvoll zur Testung in der Praxis verwendet werden. Aus diesem Grund - und nicht etwa, um die Leser unnötig zu quälen - nimmt die statistische Überprüfung von psychologischen Tests in den Lehrbüchern zur Testtheorie und Testkonstruktion oft mehr Raum ein als die praktische Anwendung der fertigen Tests: Nur psychologische Tests, die eine strenge Überprüfung bestanden haben, erlauben objektive Messungen und faire Vergleiche.