Die Hexe vom Niederrhein - Historischer Roman

von: Sebastian Thiel

Gmeiner-Verlag, 2010

ISBN: 9783839235140 , 267 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

Windows PC,Mac OSX für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen für: Windows PC,Mac OSX,Linux

Preis: 9,99 EUR

  • Zärtlicher Nachtwind - Roman
    Schweine züchten in Nazareth - Roman
    Erschieß die Apfelsine - Roman
    Sturmnächte - Roman
    Ein Vakuum ist ein großer leerer Raum, wo der Papst wohnt - Stilblüten aus Aufsätzen und andere Schülerweisheiten
    Der Gebieter - Erotischer Roman
  • Der schönste Fehler meines Lebens - Roman
    Und plötzlich ist es Glück - Roman
    Eine Klasse für sich - Roman

     

     

     

     

     

     

 

Mehr zum Inhalt

Die Hexe vom Niederrhein - Historischer Roman


 

Kapitel 8 (S. 155-156)

- Schattenspiele -

»Wie könnt ihr es wagen!« Mit einem mächtigen Fußtritt hatte Josef die Tür zum Zimmer der Brüder aufgetreten. Scheppernd fiel sie zu Boden. Durch Staub und Holzsplitter schoss der Hüne in einem Sturm aus Wut und Enttäuschung auf die schlafenden Brüder zu, packte erst Maximilian, dann Lorenz am Hals und wuchtete sie gegen die Wand. »Josef!« Nur Sekunden später setzte Marta ihrem Mann nach und zerrte verzweifelt an seinem muskulösen Oberarm.

Mit aufgerissenen Augen blickten die Brüder ängstlich in das Gesicht ihres Vaters. Die Adern an seinem Hals pulsierten. Zornig blitzte er sie an, und seine Zähne schlugen aufeinander. »Wie könnt ihr es wagen!«, wiederholte er brüllend. Maximilian wollte etwas antworten, doch die mächtige Pranke an seinem Hals erstickte jeden Laut. Innerhalb von Sekunden schoss das Blut in ihre Köpfe, verzweifelt sahen sie ihren Vater an und spürten, wie die Ohnmacht sich langsam, aber unaufhörlich über ihren Blick herabsenkte. Mit hochroten Köpfen versuchten sie, Vaters Hände zu lösen. Doch sie waren hart wie Stein.

Unerbittlich drückte er ihnen weiter die Kehle zu. Ihre Blicke wurden glasig. Hatten ihre Augen eben noch voller Panik in ihres Vaters Gesicht geblickt, wurden ihre Lider nun schwerer und begannen zu zittern. »Josef!«, durchzog ein weiteres Mal der schrille Schrei der Mutter den Raum. Von seinem Arm schnellten ihre Hände hinauf zum Kopf des Hünen und zwangen ihn, sie anzusehen. Aus ihren blauen Augen funkelte sie ihren Ehemann an. Ihr Gesicht zeigte keine Regung.

Das verrückte Rasen seiner Pupillen wandelte sich innerhalb von Sekunden in eine Milde, die nur sie zu kennen schien. Allmählich verlor sein Griff an Kraft. Keuchend fielen die Brüder zu Boden und rieben ihre malträtierten Kehlen. Während sie heftig Luft in ihre Lungen zogen, krochen sie gemeinsam auf Maximilians Bett. Lorenz spürte, wie sich mit jedem Atemzug der Schleier ein Stückchen weiter erhob, bis er schließlich die Umrisse seines Zimmers erkennen konnte. Lediglich ein leichtes Flackern von tanzenden Punkten schien seine Sicht noch zu verzerren.

Obwohl seine Eltern direkt neben ihm standen, schien es doch so, als würde Lorenz die Worte, die an sein Ohr drangen, durch eine dicke Glasscheibe wahrnehmen. »Was hat dich geritten, Josef?«, zischte Marta. Die Stimme, mit der Josef zu seiner Frau sprach, war liebevoll, beinahe zärtlich, und kein Vergleich zu dem donnernden Brüllen, womit er in das Zimmer gestürmt war. »Weißt du, was die Burschen gemacht haben? Sie haben sich freiwillig gemeldet, für die Partisanen des Kaisers.

Soeben wurde mir vom Wirt gratuliert, wie stolz ich auf die beiden sein könne. Dann vom Zimmermann und dann noch vom Kürschner. Sie alle wussten es, sie alle«, sagte Josef leise. Jetzt fiel auch der eiskalte Blick ihrer Mutter auf die Brüder nieder. Gemächlich trat sie einige Schritte an das Bett heran und kreuzte die Arme vor der Brust.