Star Trek - Vanguard 5 - Vor dem Fall

von: David Mack

Cross Cult, 2011

ISBN: 9783942649650 , 378 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 4,99 EUR

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Star Trek - Vanguard 5 - Vor dem Fall


 

Kapitel 3


18. Februar 2267


Rote Wüste erstreckte sich bis jenseits des Horizonts und erfüllte Tim Pennington mit schmerzender Einsamkeit.

Er stand allein im Schatten einer automatisierten Wassersammelstation am Rande der Wüste vor ShiKahr, der Hauptstadt Vulkans.

Hinter ihm verschwand der riesige Primärstern von 40-Eridani – der, wie Pennington während seines monatelangen Aufenthalts auf Vulkan erfahren hatte, Nevasa genannt wurde – hinter den gezackten Gipfeln der L-langon-Bergkette, während seine binären Gefährten ein paar Grade darüber ihre Bahnen zogen. Im Süden dominierte die gigantische Kugel von Vulkans Schwesterplanet, T’Khut, den Himmel.

Seine Reise zu diesem abgelegenen Knotenpunkt in ShiKahrs städtischem Wasserversorgungsnetzwerk war nicht leicht gewesen. Er hatte seine Kurzzeitunterkunft vor Sonnenaufgang verlassen. Die Stadt, die sich ringförmig erstreckte, mit Alleen, die sich wie ein Speichennetz aus ihrem Zentrum her ausbreiteten, hatte ein Massenverkehrssystem, das leicht zu benutzen war, und es hatte Pennington bis an den äußeren Rand gebracht. Dort war er von einem Hovercraft mitgenommen worden, das zu ein paar kleinen Siedlungen in den Shival-Ebenen unterwegs war. Der Fahrer hatte ihn ungefähr zehn Kilometer vor der Sammelstation aussteigen lassen. Von dort war Pennington allein über die felsigen Gebirgsausläufer gewandert.

Eine nörgelnde innere Stimme sagte ihm, dass er seine Zeit verschwendete. Dass er nicht alleine hätte gehen sollen, ganz egal, was von ihm verlangt worden war. Dass er vielleicht besser jemandem hätte Bescheid sagen sollen, bevor er ShiKahr verlassen hatte.

Jetzt ist es sowieso zu spät, dachte er.

Ein trockener Wüstenwind peitschte Sand auf der Ebene unter seinem Ausgangspunkt auf. Schon bald würde daraus ein Sandsturm werden, der immer weiter anwuchs, während er sich ostwärts bewegen und in der Nacht die Stadt heimsuchen würde.

Er schüttelte seinen Kopf, war enttäuscht von sich selbst. Na toll, jetzt hänge ich hier draußen fest. Warum lerne ich nie dazu? Ich folge immer meinem Bauchgefühl und benutze nie meinen Kopf. So gerate ich ständig in diese Schlamassel.

Pennington hätte Vulkan vor Wochen verlassen sollen. Nun begann er sich zu wünschen, dass er es auch getan hätte.

Dann fühlte er den Zettel in seiner Jackentasche und erinnerte sich an die sonderbare Begegnung vor drei Wochen im Raumhafen von ShiKahr, die ihn dazu gebracht hatte, zu bleiben ...

„Ich habe gute und schlechte Neuigkeiten, Tim“, sagte Dr. Jabilo M’Benga, als er im ShiKahr-Raumhafen aus der geschäftigen Masse aus Vulkaniern und allerlei Fremden auftauchte.

Pennington riss seinen Blick vom Datenlesegerät, auf dem er die neuesten Überschriften der Föderationsnachrichten überflogen hatte. „Was gibt es denn?“

Der Sternenflottenarzt runzelte leicht seine Stirn. „Die schlechte Nachricht: Ich kann nicht mit dir nach Vanguard zurück.“ Ein begeistertes Lächeln brach durch seine Maske geheuchelten Trübsinns. „Der Grund dafür ist die gute Nachricht. Ich wurde zur Medizinischen Abteilung der Sternenflotte auf die Erde zurückbeordert und warte dort auf eine Anstellung auf einem Raumschiff.“

Mit einem brüderlichen Klaps auf M’Bengas Schulter sagte Pennington: „Das sind ja tolle Neuigkeiten, Kumpel! Falls wir auf diesem Staubball eine Kneipe finden, geht die erste Runde auf mich.“

M’Benga schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, ich kann nicht.“ Er zeigte mit seinem Daumen über seine Schulter. „Ich habe weniger als eine Stunde Zeit, meine Ausrüstung einzupacken und mich zur Tremina hochzubeamen, bevor sie ausläuft.“

„Dann beeilst du dich besser mal, was?“, sagte Pennington. „Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Schiff verpasst.“

Sie schüttelten die Hände. „Danke, dass du mit mir nach Vulkan gekommen bist“, sagte M’Benga.

„Ich hab doch gar nichts getan“, sagte Pennington mit einem kleinen Lächeln. „Jedenfalls nichts Nützliches.“

„Das weiß man nie.“ M’Benga ließ Penningtons Hand los und trat einen Schritt zurück. Er schien sehr darauf erpicht zu sein, seine Reise anzutreten. „Ich schreibe dir, sobald ich weiß, wo ich stationiert werde.“

Pennington nickte. „Ich werde erst in ein paar Monaten wieder zurück auf Vanguard sein. Könnte schwer werden, mich unterwegs zu erreichen.“

„Na klar“, sagte M’Benga und trat einen weiteren Schritt zurück. „Aber wir bleiben in Verbindung?“

„Auf jeden Fall“, erwiderte Pennington und wusste doch, dass es sich um ein leeres Versprechen handelte. Er winkte M’Benga zu. „Gute Reise, Jabilo.“

„Auf Wiedersehen, Tim.“

M’Benga drehte sich um und eilte auf seinem Weg zum Ausgang durch die Menge. Das tat er so schwungvoll, dass man ihm ansah, dass er ein freudiges Ziel vor Augen hatte.

Pennington seufzte schwer und kämpfte sich durch die breite Vorhalle des Raumhafens. Die hohe Gewölbedecke ließ den jungen Journalisten an rote, steinerne Rippen denken, die mit einer Kristallmembran verbunden waren, die wie rosa Champagner wirkte. Es war kurz vor Mittag und alle drei Sonnen Vulkans waren hoch oben am Himmel sichtbar.

Die Luft im Inneren des Raumhafens war nach vulkanischen Maßstäben kühl, aber immer noch wärmer, als Pennington lieb war. Dennoch war er dankbar für die fehlende Feuchtigkeit. Der Vulkan hatte ihn die Redewendung zu schätzen gelehrt: „Ja, aber es ist eine trockene Hitze.“

Während er auf eine Reihe von Reisebuchungsautomaten zuging, dachte er darüber nach, wie es ihn vor Monaten nach Vulkan verschlagen hatte. Es war fast ein Jahr her, seit er den psychischen Zusammenbruch T’Prynns, der früheren Geheimdienstagentin von Sternenbasis 47, miterlebt hatte, kurz nach einem terroristischen Bombenattentat auf den Frachttransporter Malacca. Augenblicke nachdem das Frachtschiff in Flammen aufgegangen war, hatte T’Prynn einen schmerzerfüllten Schrei ausgestoßen und war zusammengebrochen.

Sie war in Dr. M’Bengas medizinische Obhut übergeben worden, einem menschlichen Arzt, der sich auf vulkanische Medizin spezialisiert hatte. T’Prynn hatte monatelang im Koma gelegen. Schließlich hatte M’Benga die Sternenflotte davon überzeugt, ihm zu erlauben, T’Prynn zurück nach Vulkan zu bringen, in der Hoffnung, dass ein antikes Ritual, das in vulkanischer Telepathie wurzelte, den Schlüssel zur Heilung bedeutete.

Aus Gründen, die ihm selbst immer noch unklar waren, hatte Pennington darum gebeten, M’Benga und T’Prynn nach Vulkan begleiten zu dürfen. Er hatte sich immer wieder gefragt, was er da wirklich tat, aber die Antwort hatte sich ihm jedes Mal entzogen.

Sein Handeln hatte nichts mit Zuneigung zu tun – da war er sich sicher. Mehrere Monate vor ihrem Zusammenbruch hatte T’Prynn ihn hintergangen. Sie hatte erfundene Quellen dazu benutzt, um ihm eine Story über den tholianischen Hinterhalt auf die U.S.S. Bombay unterzujubeln, die, obwohl sie gestimmt hatte, mit genügend manipulierten Beweisen gespickt gewesen war, um ihn in Misskredit zu bringen. Und da es ihr offenbar nicht gereicht hatte, seine Karriere zu sabotieren, hatte sie auch noch versucht, ihn mit Beweisen seiner außerehelichen Affäre mit einem weiblichen Offizier, der auf der Bombay gestorben war, zu erpressen.

Er schuldete ihr keinen Gefallen, keine Loyalität und keine Vergebung. Also warum in Gottes Namen war er Hunderte von Lichtjahren gereist, um an ihrem Krankenbett zu sitzen, während irgendein vulkanischer Mystiker sie aus ihrer persönlichen Hölle herauszog? Er verstand immer noch nicht, wie sie das Opfer einer seltenen Form von psychischer Besessenheit durch ihren ehemaligen Verlobten geworden war, den sie Jahrzehnte zuvor getötet hatte.

Pennington hielt das Mandala, das sie ihm aus Dankbarkeit geschenkt hatte und das er nun an einer groben Hanfschnur trug, fest mit der Hand umschlossen. Immer noch hatte er keine Antworten.

Eine männliche Stimme sagte: „Das ist ein interessantes Medaillon.“

Pennington hielt an und drehte sich zum Sprecher um. Es handelte sich um einen vulkanischen Mann, der in ein sandfarbendes Kapuzengewand gehüllt war. Sein Gesicht war gebräunt und hatte dennoch einen grünlichen Schimmer. Er war kein junger Mann mehr, aber noch nicht in mittleren Jahren. Darüber hinaus fand Pennington es schwer, das Alter von erwachsenen Vulkaniern allein durch ihr Aussehen zu schätzen.

„Entschuldigung“, sagte Pennington, der versuchte, den Mann...