John Sinclair 675 - Der falsche Buddha

von: Jason Dark

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838702803 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

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John Sinclair 675 - Der falsche Buddha


 

* * * (S. 44-45)

Gaya! Endlich war ich in der Stadt Buddhas, an dem vielen Menschen heiligen Ort, und ich befand mich zudem im Zentrum, denn der Mann war in die Altstadt gefahren, wo er sein Geflügel abladen wollte, damit es auf dem Markt angeboten werden konnte. Der Händler hatte schon auf ihn gewartet und ihn mit einer Flut von Schimpfworten begrüßt. Währenddessen war ich klammheimlich von der Ladefläche geklettert und am Rand des Marktes stehengeblieben. Selbstverständlich hatte ich auf dem Rest der Strecke meine Augen offengehalten und nach dem großen Truck Ausschau gehalten.

Daß wir ihn überholten, war unwahrscheinlich gewesen. Ich hatte darauf gehofft, ihn irgendwo am Rand der Straße entdecken zu können, leider war diese Hoffnung geplatzt wie eine Seifenblase. Es war später Nachmittag. Noch immer brannte die Sonne. Vom nicht weit entfernten Fluß trieben Dunstschleier durch die Hitze. Auch die Mauern strahlten die Wärme ab. Nie hatte ich sie während des vergangenen Tages so intensiv empfunden wie in dieser Stunde, als ich inmitten des Trubels stand und mich umschaute. Wenn ich mich nach links drehte, über den Marktplatz hinwegschaute, dann fiel mein Blick gegen einen Hang, in und an den Häuser gebaut waren.

Dahinter lag das andere Gaya. Die Neustadt, eine Ansammlung zahlreicher hoher Häuser, deren Skyline an einigen Stellen durch alte Tempel unterbrochen worden war. Da oben also lagen zahlreiche Betstätten. Ich stellte mir die Frage, ob ich dort auch das Grab Buddhas und damit meine Freunde finden konnte. Ich mußte fragen und dachte darüber nach, was man mir wohl antworten würde, wenn sich ein Fremder nach der heiligen Stätte erkundigte.

Daß der Beinlose und seine Diener damit beschäftigt waren, die Stadt einzunehmen, davon merkte ich nichts. Das quirlige Leben lief normal ab, jedenfalls nach meinem Geschmack. Zwei Männer zogen im Schweiße ihres Angesichts einen mit Gemüse beladenen Karren hinter sich her. Da ich ihnen im Weg stand, ging ich zur Seite. In der Nähe hockten zwei in Trance versunkene Männer auf dem Steinboden. Daß die heiße Sonne auf ihre nackten Oberkörper brannte, machte ihnen nichts aus. Sie besaßen kein Gramm Fett zuviel und schienen irgendwo alterlos zu sein.

Auch als ich an ihnen vorbeiging, hoben sie keinen Blick. Die Umgebung interessierte sie nicht. Die Stadt war fremd für mich. Ich konnte mich in dem Gewühl totsuchen, ohne eine Spur von Mandra und Suko zu finden. Meine Helferin Narina war mir genommen worden, auf sie konnte ich mich nicht mehr verlassen. Ich kannte auch keine Anlaufstelle, und nach Europäern hielt ich vergeblich Ausschau. Ich war der einzige, der sich auf dem Markt verirrt hatte. Zudem wußte ich nicht, ob Mandra Korab hier in Gaya bekannt war. Ich jedenfalls hatte mit ihm über das Thema nicht gesprochen. Wenn ich zu offen nach dem beinlosen Götzen fragte, machte ich mich erstens verdächtig und lief zweitens Gefahr, schon früh erkannt zu werden.

Dann konnte sich die andere Seite auf mich einstellen und ihre Helfer alarmieren. Wie ich es auch drehte und wendete, ich fand keinen Weg, um ans Ziel zu gelangen. Die Hitze drückte. Ich schwitzte unter meiner Kleidung. Meine Schritte waren schleppend, die Nachwirkungen dieser verdammten Hängefolter hatte ich noch nicht verdaut. Außerdem brannte meine Mundhöhle. Ich verspürte einen wahnsinnigen Durst. Daran trug auch der Staub einen Großteil der Schuld, den ich geschluckt hatte. Irgendwo mußte ich Wasser herbekommen, nur nicht aus einem der offenen Brunnen, wo die Einheimischen sich das Wasser holten.

Das wäre für einen europäischen Magen nicht gerade angenehm gewesen. Dennoch zog mich der Brunnen an. Dort konnte ich mich zumindest reinigen, denn das taten auch andere. Es war mir egal, ob sie meine Waffen sahen, ich zog die Jacke aus und ließ das Wasser, das aus dem Maul eines Fabeltieres rann, über meine Arme strömen. Auch wenn es nur lauwarm war, es erfrischte mich dennoch. Aus den Augenwinkeln beobachteten mich die anderen Wäscher.