John Sinclair 635 - Das Grab der Sinclairs (2. Teil)

von: Jason Dark

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2010

ISBN: 9783838701806 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 1,99 EUR

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John Sinclair 635 - Das Grab der Sinclairs (2. Teil)


 

(S. 4-6)

Innerhalb von Sekunden kann sich Angst potentieren. Das hatte auch ich erlebt, aber ich war nicht tief gefallen, nur in eine normale Grababmessung hinein, dann hatte ich Kontakt mit dem Boden bekommen, sank zwar zusammen, konnte mich aber wieder unverletzt aufrichten. Ich schaute zurück. Suko hielt den Stein nicht mehr. Mit einem letzten Schwung hatte er es geschafft, ihn nach vorn zu schleudern. Er lag auf dem Inselboden. Suko stand am Grabrand. Er schaute hinein, schüttelte dabei den Kopf und grinste sogar. »Was ist?« »Springst du immer in fremde Gräber?« »Wer sagt mir denn, daß es fremd ist.

Wenn der Name Sinclair auf dem Grabstein steht, habe ich sogar ein gewisses Anrecht darauf. Ich schaue mich hier eben um.« »Wie schön für dich. Platz hast du ja genug.« »In der Tat, Suko, das ist ein großes Einzelgrab. Wahrscheinlich bin ich unter der ehemaligen Kapelle. Die Gräber müssen früher innen gelegen haben, das kennen wir ja von der alten Templer-Kirche in Soho.« Suko beugte sich vor. »Soll ich auch kommen?« »Nein, bleib mal da oben.« Ich hatte meinen ersten Schrecken verdaut und holte die Leuchte hervor, die ich eingeschaltet im Kreis schwenkte, um mich in der Gruft umzuschauen.

Erst jetzt konzentrierte ich mich auf die äußerlichen Scheußlichkeiten. Es war nicht angenehm, in einer Luft zu stehen, die von einem feuchten und modrigen Geruch geschwängert war. Hier stank es irgendwie nach Leichen und Verwesung. Verweste Körper sah ich nicht, dafür Reste davon. Alte, graubraune Knochenstücke, die im Halbdämmer lagen wie Zeugen einer blutigen Vergangenheit. Man hatte die Gestorbenen nicht erst in Särge gelegt, sondern sie einfach in der großen Gruft unter der Kirche bestattet. Kleintiere wie Käfer und Ameisen wirbelten davon, wenn der Lichtstrahl sie traf. Durch die Wände war im Laufe der Zeit Wasser gesickert, hatte Lücken hinterlassen, durch die sich Pflanzenreste ihren Weg bahnen konnten und die Innenwände des großen Grabes bedeckten.

Über den Geschmack in meinem Mund wollte ich nicht erst nachdenken. Zudem war der Gestank in meine Kleidung eingedrungen und hielt sich dort verdammt fest. Schädel, Knochen, die sich verteilten und die zu Staub zerfielen, wenn ich sie berührte. Nichts wies auf eine unterirdische Opferstätte hin. Ich stand tatsächlich in einer völlig normalen Gruft, in der einige Tote ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Vergeblich hielt ich nach Grabbeigaben Ausschau, wie alten Amuletten, Waffen oder persönlichen Dingen. Bis auf die Knochen war das große Grab leer. »Nichts?« fragte Suko.

»So ist es. Nur alte Templerknochen, alles andere kannst du vergessen. Hier ist nichts.« Sicherheitshalber schritt ich noch einmal die Wände ab und leuchtete sie auch an, aber einen Hinweis oder Spuren auf das Leben der hier Bestatteten fand ich nicht. Wenig später hatte ich das Grab verlassen. Suko zog mich an der ausgestreckten Hand hoch. Ich stand neben ihm und war froh, wieder die normale Luft atmen zu können.