Business Wargaming - Unternehmenswert schaffen und schützen

von: Daniel Oriesek, Jan Oliver Schwarz

Gabler Verlag, 2009

ISBN: 9783834982889 , 181 Seiten

Format: PDF, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 49,99 EUR

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Business Wargaming - Unternehmenswert schaffen und schützen


 

1 Die Geschichte des Wargaming (S. 9)

Wargaming wurde schon vor langer Zeit entwickelt und eingesetzt, und es ist vermutlich so alt wie der Krieg selbst (Perla 1990). Seinen Ursprung hat es wohl im militärischen Bedürfnis, Befehlshaber der Armee und ihre Offiziere besser auf unvorhergesehene Entwicklungen auf dem Schlachtfeld vorzubereiten.

Wer besser versteht, welche möglichen feindlichen Reaktionen die eigene Handlungsweise hervorrufen kann und wie diesen am besten zu begegnen ist, verfügt über eine Fähigkeit, die ihm einen Wettbewerbsvorteil verschafft, weil sie dem Befehlshaber hilft, verhängnisvolle Fehlentscheidungen und damit unnötige Verluste von Soldaten, Ausrüstung und Terrain zu vermeiden. Dies wiederum ermöglicht eine „ökonomischere“ Kriegsführung, welche die Nachhaltigkeit jeder militärischen Aktion maßgeblich erhöht und entscheidend dazu beiträgt, dass eine Armee nicht nur die Schlacht, sondern schließlich auch den Krieg gewinnt.

Der Erfolg des Wargaming liegt vermutlich auch darin begründet, dass damit neue Handlungsweisen und Taktiken erprobt werden können, ohne sich einer realen Kampfsituation aussetzen zu müssen. Dies hat sich als besonders nützlich für die Verfeinerung der Kriegskunst in Friedenszeiten und für die Heranbildung einer einheitlichen Denkweise bei Tausenden von jungen Offizieren erwiesen.

Natürlich bietet das Wargaming noch weitere Vorteile, aber die eben erwähnten bleiben bis heute die bedeutendsten. Die verfügbare Literatur zum Wargaming (z. B. Brewer und Shubik 1979, Perla 1990, Treat et al. 1996, Dunnigan 2000, Caffrey Jr. 2000, Oriesek und Friedrich 2003) beschäftigt sich hauptsächlich mit drei Anwendungsgebieten: Erstens mit dem Einsatz von Wargaming durch das US Militär, insbesondere am Naval War College, einer Ausbildung- und Forschungsstätte der US-Navy, zweitens mit der Weiterentwicklung des Wargaming in der preußischen Armee und drittens mit dem Wargaming als ziviles Freizeitvergnügen.

Der Einsatz von Wargaming im betriebswirtschaftlichen Umfeld, das so genannte Business Wargaming, ist angesichts der langen Entstehungsgeschichte der Methode eine vergleichsweise junge Entwicklung. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass bis vor kurzem nur wenig Literatur zu diesem Thema vorlag, eine erste Übersicht haben die Autoren dieses Buches mit einer englischsprachigen Version (Oriesek und Schwarz 2008) gegeben, die diesem Buch als Grundlage dient, gefolgt von zwei weiteren Büchern (Gilad 2009, Herman et al. 2009).

Die folgenden Abschnitte befassen sich mit der Entwicklung desWargaming von seinen Ursprüngen bis zur Gegenwart.

1.1 Wei-Hai und Go im alten China

Perla (1990) schreibt das erste Kriegsspiel dem chinesischen General und Mili tärphilosophen Sun Zi zu, der vor rund fünftausend Jahren das Spiel Wei-Hai, auf Deutsch „Einkesselung“, entwickelte. Wei-Hai bestand aus einer abstrakten Spieloberfläche, auf der jeder Spieler seine Armee aus farbigen Steinen bewegte.

Entsprechend Sun Zis Philosophie, dass der Kampf erst als letzter Ausweg zu ergreifen sei, ging der Sieg nicht an den Spieler, der den Gegner frontal schlagen, sondern an den ersten Spieler, der den Feind umzingeln konnte (Perla 1990). Es sind keine Abbildungen oder Fundstücke von diesem Spiel erhalten, es scheint jedoch dem um 2200 v. Chr. entstandenen und bis heute bekannten Go recht ähnlich gewesen zu sein. Go ist ein abstraktes Strategiespiel, das mit weißen und schwarzen Steinen auf einem hölzernen, mit je 19 horizontalen und vertikalen Linien versehenen Brett gespielt wird.

Es verbreitete sich im ganzen Orient und wurde in Japan unter dem Namen I-Go oder (dem heute allgemein verwendeten) Go und in Korea unter dem Namen Baduk weiterentwickelt. Das Ziel beim Go-Spiel ist es, ein möglichst großes Gebiet auf dem Spielbrett zu erobern.

1.2 Vom indischen Chaturanga zum Schach

Um 500 v. Chr. entstand in Indien ein Spiel namens Chaturanga. Wie beim Go wird auf einem Brett gespielt. Im Gegensatz zum Go haben die farbigen Spielsteine jedoch verschiedene Funktionen und stehen z. B. für Fußsoldaten, Streitwagen, Elefanten oder berittene Soldaten. Zwei bis vier Spieler bewegen jeweils vier Bauern, einen König, einen Elefanten, einen Springer und einen Wagen über das Spielbrett.