Wilde Nächte in Cancun - Caprice - Erotikserie

von: Karyna Leon

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2012

ISBN: 9783838721064 , 90 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 0,99 EUR

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Wilde Nächte in Cancun - Caprice - Erotikserie


 

 


Und dabei hat der Tag so entspannt angefangen, dachte Maren. Sie saß an ihrem Schreibtisch, ihr Kopf lag auf der Platte, und ihre Augen waren geschlossen. Ein penetranter Lärmpegel drang aus dem Telefonhörer, der neben ihrem Ohr auf dem Tisch lag.

Ihre Mutter.

Es war ihr gelungen, beinahe vier Wochen lang nicht mit ihr zu telefonieren. Doch heute hatte Mama sie auf der Arbeit erwischt.

»Du warst schon lange nicht mehr zu Hause«, drang die vorwurfsvolle Stimme durch den Hörer.

Und das bleibt auch so, fügte Maren im Geiste hinzu. »Ich hab viel zu tun, Mama. Das hab ich dir doch schon beim letzten Besuch erklärt.«

Maren machte sich gar nicht die Mühe, ihren Mund näher an die Muschel zu bringen. Ihre Mutter würde auch so alles verstehen. Oder einfach das, was sie wollte.

»Aber es ist Pfingsten. Da musst du doch frei haben. Dann könntest du vorbeikommen. Ich kenne da jemanden …«

Neben dem andauernden Gequengel ihrer Mutter hörte Maren auf einmal Schritte. Jetzt setzte sie sich wieder gerade hin und versuchte, hellwach auszusehen, damit ihr Chef keine falschen Schlüsse zog. Und einen von seinen Wutanfällen konnte sie jetzt nicht gebrauchen.

»Mama, ich muss auch an Feiertagen arbeiten. Da finden jede Menge Events statt, über die ich berichten muss.«

Maren sah sich um, nahm den Hörer auf und klemmte ihn sich zwischen Ohr und Schulter. Mit einem Bleistift begann sie nervös auf die weiche Unterlage zu schlagen.

»Hast du mir nicht zugehört?«, erwiderte ihre Mutter. »Ich habe einen netten jungen Mann hier in Nordhuusen. Der wäre genau richtig für dich.«

Maren stöhnte genervt auf. »Den brauche ich nicht, Mama. Danke. Ich habe schon jemanden.« Die Worte rutschten ihr heraus, ehe sie es verhindern konnte.

»Und das sagst du erst jetzt? Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie heißt er, und warum erfahre ich erst jetzt von ihm?«

Maren verdrehte die Augen. Ihr Blick flog über ihren gerade neu eingerichteten Schreibtisch und blieb an dem Bild der BLITZ-Ausgabe hängen, in der ihr erster Artikel erschienen war.

»Braune Haare, immer ein Lächeln im Gesicht und Augen wie ein sanfter Teddybär. Er ist Koch in einem portugiesischen Restaurant, wo ich ihn auch kennengelernt habe.« Zufrieden nickte Maren, als das Bild vor ihren Augen deutlicher wurde. Durchtrainierter Körper, intelligente Ausstrahlung. Ihre Hände hielten inne, als sie den Bleistift betrachtete. Ein verschmitztes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Ja, die Länge war genau richtig.

»Dann musst du auf jeden Fall über Pfingsten nach Hause kommen. Ich möchte ihn kennen …«

Walter Stein, der Chefredakteur, betrat gerade das Großraumbüro und stemmte die Hände in die beleibten Hüften. Erschrocken entglitt Maren der Bleistift, während sie geistesgegenwärtig die Sprechmuschel ihres Telefons zuhielt und ihrem Chef lauschte.

»So, alle mal herhören. Ich brauche jemanden, der Zeit und einen gültigen Reisepass hat.«

Ohne nachzudenken schoss Marens Hand nach oben. Da war ihr Ausweg. Ihre Flucht vor einem weiteren spießigen Wochenende voller geselliger Familieneintracht und dem verzweifelten Versuch ihrer Mutter, sie mit einem der ortsansässigen Bauern zu verkuppeln.

»Maren? Du bist frei?«

Sie nickte hastig, ohne zu wissen, auf welchen Job sie sich gerade einließ. Alles war besser als Nordhuusen.

»Dann pack deine Sachen und sei in drei Stunden am Flughafen. Lori, ich schick Ihnen gleich die Daten; buchen Sie bitte den Flug für Maren. Maren, du bekommst eine E-Mail mit allen Infos.«

Maren ignorierte den herrischen Ton, den sie, wie alle anderen, von Walter gewohnt war. Sie wollte ihn nicht verärgern, aus Angst, er könnte ihr die Story wieder wegnehmen, und nickte daher nur, anstatt ihm einen gepfefferten Kommentar an den Kopf zu werfen.

Sodann widmete sie sich wieder ihrer Mutter. Diese hatte immer noch nicht aufgehört zu reden. »… sicherlich ein guter Junge, aber wenn du schon jemanden hast, wird er Verständnis haben.«

»Entschuldige, ich muss Schluss machen, Mama. Die Arbeit ruft. Berichterstattung. Das ganze Wochenende. Bis demnächst.«

Maren hörte noch das hastige Luftholen ihrer Mutter am anderen Ende der Leitung, ehe sie auflegte.

Geschafft, dachte sie erleichtert und erhob sich aus ihrem Stuhl. Sie warf noch einen letzten Blick auf das Cover. Der Braunhaarige mit den Teddyaugen war ihr Typ, nur war er ganz sicher kein Koch. Soweit sie wusste, war er Rennsportler gewesen, aber schon seit ein oder zwei Jahren nicht mehr im Geschäft. So oder so würde ihre Mutter ihn niemals kennenlernen.

»Lori, weißt du schon, wohin es geht?«, fragte sie, als sie den Platz der Sekretärin passierte. Während sie auf eine Antwort wartete, schlüpfte sie in ihre dünne Strickjacke. Es war Anfang Mai in Hamburg, aber schon wärmer als im Hochsommer.

»Mexiko. Du solltest ein paar Kleider einpacken, Kleines.« Lori lächelte ihr mit ihren knallrot geschminkten Lippen freundlich zu.

Maren riss die Augen auf und fuhr sich mehrmals durch die kurzen Haare. »Mexiko? Das wird ein langer Flug.«

»Nimm dir ein Buch mit.«

Maren nickte und machte sich auf den Heimweg. Viel Zeit blieb ihr nicht, wenn sie rechtzeitig einchecken wollte, daher rief sie sich gleich ein Taxi, das sie zur Wohnung brachte.

Ihr Blick flog zur Uhr. Sie hatte noch zwei Stunden, ehe ihr Flug gehen sollte. Lori hatte sie in der Zwischenzeit angerufen und ihr die Flugdaten mitgeteilt. Maren warf noch hastig ein Abendkleid in ihren Trolley, ehe sie in ihre High Heels schlüpfte. Sie passten hervorragend zu dem leichten beigen Leinenkleid, für das sie sie sich wohlweislich entschieden hatte. Ein letzter Blick über ihre Habseligkeiten, dann noch einer durchs Zimmer.

Maren nickte. Sie hatte an alles gedacht. Mit dem Trolley im Schlepptau trat sie wieder vor die Tür. Das Taxi wartete schon auf sie; sie hatte es gleich nach dem Heimkommen vorbestellt.

Als Maren gerade die Tür hinter sich zuzog, sah sie, wie ein Mann schnurstracks auf das gelbe Gefährt zuging und den Wagenschlag aufriss.

»Hej!«, rief Maren verwirrt. Der lässig gekleidete Mann blickte kurz auf, lächelte ihr zu und verschwand dann mit einer eleganten Drehung im Auto.

Empört beobachtete sie, wie das Taxi anfuhr. Kurz war sie versucht, hinter dem Gefährt herzulaufen, aber dann fiel ihr ein, dass diese Schuhe keinesfalls dazu geeignet waren.

Maren kramte in ihrer hellbraunen Handtasche nach dem Handy. Dank dieses dreisten Idioten musste sie nun ein neues Taxi rufen.

Zwanzig Minuten später war sie endlich auf dem Weg zum Airport. Ihre Finger trommelten nervös auf ihrem Oberschenkel. Das war so nicht geplant. Sie schaute alle paar Minuten auf ihre Uhr, bis sie endlich am Flughafen ankam. Sie wartete gar nicht erst darauf, dass der Taxifahrer ihr das Wechselgeld wiedergab. Nicht einmal darauf, dass er ihr mit dem Gepäck half. Mit einem kräftigen Ruck wuchtete sie ihren Trolley aus dem Kofferraum und machte sich auf den Weg.

Maren hetzte an Menschen vorbei, die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben schienen, ihr den Weg zu versperren. In ihrer Handtasche klimperte es, als sie einem beleibten Mann auswich und diesen mit ihrer Tasche traf. Seine Flüche folgten ihr nur kurz. Die Ansage, dass der Check-In-Schalter 64 nach Mexiko in wenigen Minuten geschlossen werden würde, erforderte ihre gesamte Aufmerksamkeit.

Maren sah sich panisch um. Sie war im falschen Terminal. Ohne lange zu überlegen, zog sie ihre High Heels aus und begann zu laufen.

Die Maschine, die ihr Ticket ausdruckte, musste eine Antiquität sein.

Vermutlich sitzt jemand im Innern, der das per Hand erledigt, dachte Maren, während sie das Zittern in ihrem Fuß unter Kontrolle zu bringen versuchte.

Endlich! Das Ticket kam heraus.

Das Schild mit der 64 leuchtete vor ihr auf. Maren rannte, ohne auf ihre Umgebung zu achten, kreuzte einige andere Schlangen und fuhr einigen Leuten mit ihrem Koffer über die Füße.

Als sie endlich den Schalter erreichte, musste sie sich mit der Hand am Tresen bremsen, um nicht dagegen zu laufen. »Hallo«, stieß sie atemlos hervor, bevor sie ihren Reisepass und das frisch gedruckte Ticket auf den Tisch knallte.

Aus dem Augenwinkel bekam sie die hochgezogene Augenbraue der Schalterdame mit, als sie sich ihre Schuhe wieder anzog.

»Das war knapp, Frau Janson. Ich wollte gerade den Schalter schließen.«

»Ja, vielen Dank.« Maren keuchte immer noch, aber ihr Herzschlag regulierte sich schon wieder. Jahrelanges Sporttraining zahlte sich eben doch aus.

»Fenster oder Gang?«

»Mir egal, solange ich das Flugzeug noch kriege.«

Maren war unfreundlicher, als die Frau es verdient hatte, aber ihr war gerade nicht nach Höflichkeit. Sie atmete einige Male tief durch, redete sich ein, dass sie während des Flugs genügend Zeit hatte, um sich auszuruhen und gab ihren Koffer auf.

Sie sah auf die Uhr. Wenn sie sich beeilte, blieb ihr noch kurz Zeit, um sich einen Milchshake und ein Brötchen zu holen, ehe sie die Sicherheitskontrolle passieren musste.

Maren betrat als Letzte das Flugzeug und suchte ihren Sitz.

Sie hatte einen Fensterplatz erhalten, wie sie zu ihrem Erstaunen bemerkte. Wenigstens etwas, was heute rund läuft, dachte sie und nickte zufrieden. Als sie ihre Reihe erreichte, stellte sie fest, dass ein Mann neben ihr auf dem Sitz saß. Er lehnte sich gerade auf ihre Seite hinüber und sah aus dem Fenster auf die Startbahn hinaus.

Maren musterte ihn einen Moment, versuchte ihn einzuschätzen, auch wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte....