Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 2. Die schwarze Flut - - Die schwarze Flut

von: Michael A. Stackpole

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641078034 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

Mehr zum Inhalt

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 2. Die schwarze Flut - - Die schwarze Flut


 

Prolog


Der Pirat Urias Xhaxin stand auf der Brücke seiner Nebulon-B-Fregatte und umspannte mit der Rechten seine ins Kreuz geschmiegte kybernetische linke Hand. Er starrte geradeaus in den Tunnel aus Licht, in den sich sein Schiff, die Free Lance, soeben stürzte. In Anbetracht der Bauweise der Fregatte, deren Brücke weit vorragte, kam es ihm so vor, als würde er ganz allein in die Tiefen der Äußeren Randterritorien vorstoßen, in die sich niemand bei gesundem Verstand freiwillig begeben würde.

Er warf einen Blick über die Schulter zu dem Twi’lek an der Navigationskonsole. »Wie lange noch bis zum Rücksturz, Khwir?«

Die langen Lekku des Twi’lek zuckten. »Fünf Minuten.«

Xhaxin aktivierte das am Kragen seiner Jacke befestigte Komlink.

»An alle, an alle, hier spricht Xhaxin. Staffeln Rot und Blau, bereitmachen zum Start. Sie werden die äußeren Vektoren ansteuern und die kleineren Raumjachten ausschalten. Kanoniere, wir nehmen die Geleitschiffe aufs Korn. Wenn alle die Augen offen halten, ist das hier vielleicht der letzte Überfall, den wir machen müssen. Rein, raus. Saubere, schnelle Arbeit. Ich weiß, Sie werden alle Ihr Bestes geben. Xhaxin Ende.«

Eine dunkelhaarige Frau trat neben Xhaxin. »Glauben Sie wirklich, dass uns dieser Fang genug einbringt, um uns zur Ruhe setzen zu können?«

»Das hängt ganz davon ab, was Sie sich unter Ihrem Ruhestand vorstellen, Doktor Karl.« Der Mann mit dem weißen Haar und Bart drehte sich zu ihr um und lächelte. »Ihre Talente werden Ihnen fast überall in der Neuen Republik einen guten Lebensunterhalt ermöglichen, und mit Ihrem Anteil an diesem Überfall können Sie sich leicht ein oder zwei neue Identitäten leisten.«

Anet Karl legte die Stirn in Falten. »Seit dem Frieden zwischen den Imperialen Restwelten und der Neuen Republik vor sechs Jahren waren wir gezwungen, uns immer kleinere Ziele auszusuchen. Die Neue Republik hat unsere Aktivitäten nie gebilligt, aber solange die Imperialen noch eine Bedrohung darstellten, haben sie ein Auge zugedrückt. Dann haben wir unseren Schnitt gemacht, als die versprengten Imperialen hierher flohen, um sich neu zu formieren, aber da war in letzter Zeit nicht mehr viel zu holen. Ist dieser Überfall irgendwie anders?«

Xhaxin schürzte einen Augenblick die Lippen, dann senkte er die Stimme. »Ihre Frage verdient eine offene Antwort: Ja, ich kann es in meinen Knochen spüren. Dieser Überfall wird mit nichts zu vergleichen sein, das wir in den letzten fünf Jahren erlebt haben.«

Anet lächelte verschmitzt, ihre braunen Augen funkelten. »Sie geben mir hier doch nicht den Jedi und erzählen mir, dass die Macht Ihnen verrät, wie dieser Überfall ablaufen wird?«

»Nein, ich bin viel praktischer veranlagt als die Jedi und außerdem viel gefährlicher.« Er breitete die Arme aus. »Wir haben fast neunhundert Mann Besatzung auf diesem Schiff – neunmal so viel, wie es Jedi-Ritter in der ganzen Galaxis gibt. Und wo denen ihre Macht hilft, habe ich zwei mächtige Verbündete auf meiner Seite – die Gier und den Hochmut.«

»Oh, und Sie hatten eine gute Idee.«

»Ich korrigiere: eine brillante Idee.« Xhaxin lachte. »Wir haben zuerst ein paar Schiffe durchgelassen, die im Verband unterwegs waren, anschließend hat ein Typ in meinem Auftrag verbreitet, dass er Tiefraumkonvois organisieren kann, um die Imperialen Restwelten anzufliegen. Darauf haben eine Menge Leute einen Platz im ersten Geleitzug verlangt und für das Privileg, sicher zu reisen, gut bezahlt.«

»Aber ohne Rückerstattungsklausel, richtig?« Doktor Karl lächelte. »Die Credits, die sie hinblättern mussten, waren vermutlich nur eine Anzahlung.«

»Ganz genau. Die Schiffe haben sich bei Garqi versammelt und sind aufgebrochen. Das letzte müsste in ungefähr zehn Minuten bei den Rendezvouskoordinaten eintreffen. Wir treiben alles zusammen, was schon da ist, sammeln die Nachzügler ein und verschwinden.« Xhaxin strich sich mit der rechten, aus Fleisch und Blut bestehenden Hand sanft über den Schnurrbart. »Dieser Konvoi war der Hauptgewinn. Dieser letzte Überfall … wird in die Geschichte eingehen. Ich hätte mich dem Gedächtnis der Völker lieber auf eine andere Weise eingeprägt, aber das hier wird genügen, vor allem da alle hier den Lohn für ihre harte Arbeit erhalten werden.«

Anet Karl betrachtete die Menschen und Nichtmenschen unterschiedlicher Spezies, die an ihren Konsolen auf der Brücke beschäftigt waren. »Wir hatten auch nicht viel für das Imperium übrig, Captain. Wir schulden Ihnen Dank, weil Sie uns heil durchgebracht und uns die Möglichkeit gegeben haben, denen die vergangenen Jahre heimzuzahlen. Wir hätten auch weitergemacht, aber …«

»Ich weiß, aber die Neue Republik hat ihren Frieden mit den Imperialen Restwelten gemacht.« Xhaxin seufzte. »Man sollte die Verlockungen des Friedens niemals unterschätzen. Ich denke, wir haben uns auch ein wenig Ruhe und Frieden verdient.«

»Zehn Sekunden bis zum Rücksturz, Captain.«

»Danke, Khwir.« Xhaxin deutete mit einer Geste auf das Panoramafenster. »Dort sehen Sie unser Ziel, Doktor.«

Der Tunnel aus Licht zerbarst zu zahllosen Einzelsternen unterschiedlicher Färbung. Sie waren buchstäblich am Ende der Welt herausgekommen – an einem Punkt im Weltraum, den sie nur aufgrund der besonderen Schwerkraftverhältnisse ausgewählt hatten, die ihnen die schnellstmögliche Passage von Garqi nach Bastion im Gebiet der Imperialen Restwelten ermöglichen würden. Dieser Ort hier müsste vollkommen verwaist sein.

Aber das war er nicht. Neben den brennenden Trümmern eines zerfetzten Frachters, der sich unkontrolliert im Raum drehte, sowie hin und her sausenden Rettungskapseln und Raumjachten, hing ein großes Objekt im All. Das Aussehen des Objekts, seine unregelmäßige Oberfläche und träge Drift ließen Xhaxin zuerst an einen Asteroiden denken. Es wurde jedoch von kleineren Asteroiden umkreist, die immer wieder zu Angriffen auf die Raumjachten ausbrachen.

Und jetzt werden sie auf uns aufmerksam! Xhaxin wirbelte vor dem Panoramafenster herum. »Alle Schilde hoch, sofort! Setzen Sie die Jäger aus. Ich habe keine Ahnung, welcher Irre einen Asteroiden mit einem Hyperantriebskern ausrüsten konnte, aber unsere Schiffe wird er nicht kriegen! Kanoniere, erfassen Sie diesen Riesenfelsbrocken und sprengen Sie ihn auseinander!«

»Zu Befehl, Captain.«

Noch während Xhaxin seine Befehle erteilte und darüber nachdachte, wie man einen kompletten Planetoiden in Bewegung setzen konnte, ging ihm auf, dass seine Überlegungen keine ausreichende Erklärung für die kleineren Felsbrocken lieferten, die ringsum wie Sternjäger durchs All schossen. »Sensoren, was geht da draußen vor?«

Ein Duros hob hinter seinen holografischen Datendisplays den Blick, und der Ausdruck seines langen Gesichts war noch mürrischer als gewöhnlich. »Es gibt hier jede Menge Schwerkraftanomalien, Sir.«

»Traktorstrahlen? Projektoren, die Schwerkrafttrichter erzeugen?«

»Nein, Sir.« Der Duros runzelte die Stirn, als seine Holokonsole von überlappenden farbigen Feldern überflutet wurde. »Gebündelte, dichtere Strahlen. Mächtiger als Traktorstrahlen.«

Die Turbolaserbatterien der Free Lance eröffneten das Feuer und schossen lange, knisternde rote Blitze auf den Asteroiden ab. Die Feuerstöße schienen ihr Ziel zunächst genau treffen zu wollen, knickten dann jedoch mitten im Flug ab. Die Laserblitze trafen im Abstand von fast einem halben Kilometer vor dem Asteroiden aufeinander. Xhaxin erwartete, dass die Blitze den Schnittpunkt ihrer Bahnen ungehindert passieren und ihr Ziel trotzdem treffen würden, doch stattdessen verschwanden sie einfach nur.

»Was ist jetzt passiert? Geschütze, Sensoren, was ist passiert?«

Sein Kanonier, ein Iotraner namens Mirip Pag, schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir hatten das Ziel genau erfasst, Captain.«

Der Duros, Lun Deverin, stieß mit einem zitternden Finger nach einem kleinen Feld seiner Holografie. »Die Feuerstöße wurden von einer Schwerkraftanomalie angezogen. Es ist, als würden sie zu ihrem Schutz ein Schwarzes Loch einsetzen.«

Xhaxin wandte sich um und warf einen Blick auf die Daten. Er sah zu, wie sich das fragliche Feld ausdehnte und sich seiner Fregatte näherte. Im Moment der Berührung lief eine Erschütterung durch das Raumschiff. Alarmsignale schrillten und verkündeten, dass der Steuerbordschild zusammengebrochen war.

»Gehen Sie auf 57 Strich 12. Volle Kraft voraus. Schütteln Sie diesen Strahl oder was auch immer ab.«

»Ein zweiter Strahl nähert sich uns, Captain. Er wird sich den Achterschild vornehmen …«

Pen Grasha, der für die Sternjäger der Free Lance verantwortliche Offizier, brüllte durch das Heulen der Sirenen: »Captain, unsere Jäger sind ohne Schutzschilde, und ihre Blaster und Laser können dem Gegner nichts anhaben.«

Der Duros hob eine Hand und winkte, dann griff er nach seiner Sensorkonsole und hielt sich daran fest. »Bereitmachen zum Aufprall. Sie haben auf uns geschossen.«

Aufprall? Xhaxin drehte sich wieder zum Panoramafenster um und sah eine knisternde goldene Kugel aus einem unbekannten Material – Plasma? – blitzartig vorübersausen. Die Kugel traf die Free Lance mitten in der Bewegung und ein wenig links von der Rumpfmitte. Der Backbordschild fing die Detonation zunächst auf, brach jedoch nach wenigen Sekunden zusammen. Ein Funkenregen prasselte über die Brücke, der ein Besatzungsmitglied von den Füßen riss und über den Boden schlittern ließ. Einen Herzschlag später prallte das, was die...