Star Wars. Young Jedi Knights 3. Die Verlorenen

von: Kevin J. Anderson

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077815 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars. Young Jedi Knights 3. Die Verlorenen


 

1


Als der smaragdgrüne Mond von Yavin 4 in den hinteren Sichtfenstern des Millennium Falken verschwand, seufzte Jaina Solo erleichtert auf. »Freust du dich auch schon auf zu Hause, Jacen?«, fragte sie und sah ihren Zwillingsbruder an.

Jacen strich sich mit seinen langen Fingern durch die zerzausten braunen Locken. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde«, räumte er ein, »aber der Gedanke an einen Monat auf Coruscant mit Mom und Dad und unserem kleinen Bruder gefällt mir gar nicht schlecht.«

»Muss wohl mit dem Erwachsenwerden zusammenhängen«, meinte Jaina spöttisch.

»Wer soll erwachsen werden, etwa ich?«, sagte Jacen und tat entrüstet. »Nie.« Er grinste ihr spitzbübisch zu, als nehme er seine Worte selbst nicht ganz ernst. In diesem Augenblick sah er aus wie eine jüngere Ausgabe ihres Vaters, Han Solo. »Soll ich dir einen Witz erzählen?«

Jaina verdrehte die Augen und zog sich eine Strähne ihres braunen Haars hinters Ohr. »Ein Nein akzeptierst du ja sowieso nicht.« Dann schnippte sie plötzlich mit den Fingern, als sei ihr gerade eine wirklich gute Idee gekommen. »Aber warum gehst du nicht rauf ins Cockpit und erzählst ihn Tenel Ka?«

Sie wusste nur allzu gut, dass die junge Kriegerin, eine ihrer engsten Freunde auf der Jedi-Akademie, noch nie über einen von Jacens Witzen auch nur gelächelt, geschweige denn gelacht hatte. Trotzdem verging kaum ein Tag, an dem er nicht versuchte, ihr zumindest ein Kichern zu entlocken.

»Ich möchte ihn zuerst an dir testen«, sagte er. »Danach probiere ich ihn bei Lowie aus — wo immer er auch gerade sein mag. Für einen Wookiee hat er einen ziemlich ausgeprägten Sinn für Humor.«

»Es sollte wohl nicht allzu schwer fallen, ihn zu finden«, meinte Jaina. »So groß ist der Falke nun auch wieder nicht. Außerdem hält er sich garantiert in der Nähe eines Computers auf.«

»He, du versuchst nur, mich davon abzulenken, dir den Witz zu erzählen«, sagte Jacen. »Bist du bereit?«

Jaina seufzte tief und ergab sich als gute Schwester ihrem Schicksal. »Na schön, wie geht er nun, dein Witz?«

»Also, wozu greift Onkel Luke, wenn es dunkel wird?«

Sie sah ihn fragend an. »Ich passe.«

»Zum Licht-Schwert natürlich.« Er lachte laut über seinen eigenen Witz.

Jaina stöhnte theatralisch auf. »Ich glaube, darüber lacht nicht mal Lowie.«

Jacen sah sie enttäuscht an. »Also ich fand, das war einer meiner besten Witze. Ich habe ihn mir selbst ausgedacht.« Doch dann hellte sich seine Miene auf. »He, auf Coruscant treffen wir bestimmt Zekk. Er hat immer über meine Witze gelacht.«

Als der Name ihres umtriebigen Freundes fiel, musste Jaina lächeln. Zekk war ein Straßenkind, das der alte Peckhum, der die Jedi-Akademie regelmäßig mit Vorräten belieferte, bei sich aufgenommen hatte. Er war zwei Jahre älter als die beiden Zwillinge, und trotz schwierigster Umstände hatte es stets verstanden, auch auf sich allein gestellt durchzukommen. Jaina konnte Zekk stundenlang zuhören, wenn er es ihr Geschichten von seiner Kindheit auf Ennth erzählte. Als die dortige Kolonie durch eine Naturkatastrophe zerstört wurde, war er mit einem Versorgungsschiff entkommen.

Jaina bewunderte Zekks Freiheitsdrang. Der wilde, dunkelhaarige Junge hatte nie etwas getan, das er nicht wollte. Als der Captain des Frachtschiffes anklingen ließ, dass Zekk in einem Waisenhaus oder einem Heim sicher besser aufgehoben sei, hatte sich der Junge beim nächsten Halt auf einen anderen Frachter geschlichen und sich dort als blinder Passagier versteckt. Seitdem war er von Planet zu Planet gereist. Manchmal hatte er sich als Kabinenjunge verdingt, manchmal war er auch umsonst mitgeflogen. Schließlich traf er eines Tages den alten Peckhum, der gerade auf dem Weg nach Coruscant war. Auch wenn sie beide Einzelgänger waren, so hatte sich doch eine Art Freundschaft zwischen ihnen entwickelt, und sie waren seither zusammengeblieben.

»Na ja, Zekk lacht vielleicht wirklich über deinen Witz«, meinte Jaina schließlich. »Er hat einen seltsamen Sinn für Humor.«

Die Jedi-Akademie auf Yavin 4 lag bereits weit hinter ihnen. Schweigend blickten Jacen und Jaina durch die Rückfenster, während sich die Sterne in Sternlinien verwandelten und der Millennium Falke mit Hypergeschwindigkeit auf Coruscant zusteuerte — ihre Heimat.

Jacen saß am Holotisch in der Entspannungszone und betrachtete nachdenklich das Spiel. Er zermarterte sich das Hirn, um eine Strategie gegen den Zug zu finden, den Lowie schon vor einer Weile gesetzt hatte.

»Du bist dran«, erinnerte ihn Tenel Ka mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme.

Jacen hatte gehofft, ein oder zwei Spiele zu gewinnen und seine Freunde zu beeindrucken, aber es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, solange Tenel Ka neben ihm stand. Sie hatte die Arme über ihrer Tunika aus Schlangenleder verschränkt und beobachtete Jacen ganz genau. Ihr rotgolden glänzendes Haar, das zu einer Vielzahl von Zöpfen geflochten war, bewegte sich jedes Mal, wenn sie sprach oder sich bewegte.

Auf der anderen Seite des Tisches stand Jaina hinter Lowie und sprach flüsternd auf den Wookiee mit dem rotbraunen Fell ein. Sie deutete von einem der holographischen Spielsteine auf einen anderen. Die kleinen, flimmernden Figuren auf dem Tisch schienen schon ungeduldig darauf zu warten, dass Jacen seinen nächsten Zug machte. Ein dünner Schweißfilm bedeckte Jacens Stirn und seine Oberlippe. Er wusste, dass er gegen den Computerfreak keine Chance hatte — besonders nicht, wenn Jaina Lowie auch noch half.

»In etwa fünf Standardminuten verlassen wir den Hyperraum«, gab Han Solo aus dem Cockpit durch. »Alles klar, Kinder?«

»He, Dad, dürfen wir ein paar Zielübungen machen?« Jacen sprang auf. Die Unterbrechung kam ihm gerade recht. Endlich etwas, worin er gut war.

Jacen liebte dieses Spiel, das sich ihr Vater für sie ausgedacht hatte. Immer wenn er sie im Millennium Falken nach Coruscant brachte, durften die Zwillinge in den Geschütztürmen sitzen. Wenn das Schiff sich dem Orbit näherte, zielten Jacen und Jaina auf herumtreibende Metallstücke und anderen Schrott, der von den Raumschlachten übrig geblieben war, die vor Jahren über Coruscant getobt hatten, während der Niederwerfung des Imperiums.

»Wir finden ja doch nie genug Müll, damit wir beide darauf schießen können«, murrte Jaina.

»Ach ja?«, meinte Jacen und lächelte ihr herausfordernd zu. »Das sagst du doch nur, weil ich letztes Mal etwas getroffen habe und du nicht. Ich bin sicher, dass wir heute ein Wrackteil finden, auf das wir schießen können, glaub mir nur.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber wenn du meinst, du kannst es nicht...«

Jainas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ein Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Worauf warten wir noch?«, sagte sie, und mit diesen Worten rannte sie los und hatte bereits ihren Platz in einem der Geschütztürme eingenommen, als Jacen hinter ihr in den zweiten stolperte. Tenel Ka folgte ihm. Lowie lief Jaina hinterher, um ihr zu helfen.

Hinter ihnen ließen sich die flackernden kleinen Figuren auf dem Holospieltisch nieder und warteten auf neue Spieler.

Jacen setzte sich in den übergroßen Sitz des unteren Geschützturms. Er schnallte sich an und beugte sich nach vorn, um die Kontrollen über die Laserkanonen zu übernehmen, als sich Tenel Ka in den Sitz neben ihn fallen ließ. Ihre granitgrauen Augen betrachteten aufmerksam die Waffen. »Achte auf diesen Schirm dort«, sagte Jacen. »Du kannst mir helfen, ein Ziel zu finden. Es ist noch ziemlich viel Schrott da draußen, aber die Stücke sind alle sehr klein.«

»Aber selbst die kleinsten Stücke können für hereinkommende Schiffe tödlich sein«, sagte Tenel Ka.

»Das ist eine Tatsache«, meinte Jacen grinsend, den häufig benutzten Ausspruch Tenel Kas imitierend. »Deshalb versuchen wir ja auch, bei jeder Gelegenheit etwas wegzuräumen.« Aus dem anderen Geschützturm hörten sie laute Explosionen. Jaina hatte bereits begonnen, ihre Quadrolaser abzufeuern. Jacen hörte den Anfeuerungsruf des Wookiee.

»He, wieso hat sie so schnell ein Ziel gefunden?«, fragte er.

»Sie hat es eingekreist«, sagte Tenel Ka und deutete auf die leuchtenden Linien auf dem Suchschirm.

»Oh! Vielleicht sollte ich mich etwas konzentrieren — wollen doch mal sehen, wer hier der bessere Schütze ist!« Er schwang die vierläufige Waffe in Position und beobachtete, wie sich das Zielkreuz immer enger zusammenzog. Vielleicht eine alte Deckplatte von einem in die Luft gesprengten Sternenzerstörer oder eine leere Frachtkiste, die ein fliehender Schmuggler abgeworfen hatte. Er zoomte näher heran.

»Auf dem Ziel bleiben«, dirigierte Tenel Ka. »Auf dem Ziel bleiben ... Feuer! «

Jacen reagierte sofort, drückte die Feuerknöpfe, und alle vier Laserkanonen schossen gebündelte Strahlen ab, die das Stück Schrott pulverisierten. »Yippieh!«, rief er. Ein ähnlicher Freudenschrei ertönte aus der anderen Kanzel.

»Werdet bloß nicht übermütig, Leute!«, rief Han Solo schmunzelnd aus dem Cockpit. Sein Kopilot Chewbacca brummte zustimmend.

»Wir machen nur die Galaxie etwas sicherer für die friedliche Raumfahrt, Dad«, sagte Jacen.

»Es steht unentschieden«, schaltete sich Jaina ein. »Jeder einen Schuss noch, bitte, Daddy.«

»Zwischen euch steht es immer unentschieden«, entgegnete Han. »Wenn ich darauf warten wollte, bis der eine trifft und der andere nicht, würden wir das Solarsystem noch jahrelang umkreisen. Kommt hinein, wir sind fast zu Hause.«

 

Während der Millennium...