Star Wars. Young Jedi Knights 2. Akademie der Verdammten

von: Kevin J. Anderson

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077839 , 192 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars. Young Jedi Knights 2. Akademie der Verdammten


 

1


Jacen packte das Lichtschwert und fühlte das angenehme Gewicht in seinen schweißnassen Händen. Seine Kopfhaut kribbelte unter dem wirren braunen Lockenschopf, als er spürte, wie sein Feind näher kam. Näher und immer näher ... Er atmete langsam ein und streckte einen leicht zitternden Finger aus, um den Knopf am Griff zu drücken.

Mit einem summenden Zischen erwachte der kalte Metallgriff zum Leben und verwandelte sich in ein Schwert aus glühender Energie. Das tödliche Lichtschwert pulsierte und vibrierte in seinen Händen wie ein lebendiges Wesen.

Jacens drahtige Gestalt wirkte angespannt, als er mit einer Mischung aus Furcht und Erregung auf den Angriff wartete. Er versuchte, sich seinen Gegner vorzustellen, und für einen Moment bedeckten seine zuckenden Lider die glänzenden braunen Augen.

Ohne Vorwarnung hörte er von oben das Brummen eines Lichtschwerts niederfahren.

Jacen wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um den Hieb mit seinem eigenen Lichtschwert zu parieren. Die tiefrot pulsierende Energie der gegnerischen Waffe erfüllte sein Sichtfeld, als die beiden glühenden Klingen um die Vorherrschaft stritten.

Jacen wußte, daß er in Kraft und Größe bei weitem unterlegen war und sein ganzes Geschick erforderlich sein würde, um dieses Zusammentreffen zu überleben. Seine Arme schmerzten von der Wucht des gegnerischen Hiebes, daher nutzte er kurz entschlossen den Vorteil seiner geringeren Größe, tauchte unter dem Arm seines Gegners weg und tänzelte außer Reichweite.

Der Angreifer kam auf ihn zu, aber Jacen war klug genug, ihn nicht noch einmal so nah heranzulassen. Das rubinrote Glühen zuckte in seine Richtung, doch diesmal war er vorbereitet. Er parierte den Schlag, lenkte ihn mit seiner eigenen Klinge nach links ab, bevor er zurückwich und den nächsten Hieb abblockte.

Angriff und Gegenangriff. Hieb. Parade. Blocken. Die Lichtschwerter knisterten und zischten, während sie immer wieder aufeinandertrafen.

Obwohl es in dem Raum kühl und feucht war, rann Jacen der Schweiß übers Gesicht, lief ihm in die Augen und machte ihn fast blind. Er sah den roten Lichtbogen gerade noch rechtzeitig und duckte sich weg, um ihm auszuweichen. Ein freches, schiefes Grinsen trat ihm auf die Lippen. Langsam begann ihm die Sache Spaß zu machen. Steinsplitter flogen ihm um die Ohren, als die tödliche rubinrote Klinge unmittelbar über seinem Kopf die niedrige Decke streifte.

Jacens Grinsen verblaßte, als er einen Schritt zurückweichen wollte und die kalten Steinblöcke spürte, die sich gegen seine Schulterblätter drückten. Er parierte einen weiteren Hieb, sprang zur Seite und prallte gegen die nächste Felswand.

Er saß in der Falle. Eine eisige Faust der Furcht umklammerte seinen Magen. Jacen sackte auf ein Knie und riß die Klinge hoch, um den nächsten Schlag abzuwehren. Ein Geräusch wie ein Donnerschlag echote durch die Kammer ...

Jacen schlug die Augen auf und sah seinen Onkel Luke in der Tür stehen, der sich gerade räusperte. Erschrocken fummelte Jacen am Lichtschwert herum, bis es ihm endlich gelang, es auszuschalten. Der erloschene Griff entglitt seinen fahrigen Händen und landete mit einem lauten Klirren auf den Steinfliesen.

Der strohblonde, schwarzgewandete Jedi-Meister schritt in das Privatzimmer, das ihm in der Akademie sowohl als Büro wie als Meditationsraum diente. Er streckte die Hand nach dem Lichtschwert aus, und die Waffe flog, wie von einem Magnet angezogen, in seine Handfläche.

Jacen schluckte, als Master Luke Skywalker ihn mit einem ernsten Blick ansah. »Entschuldige, Onkel Luke«, plapperte Jacen hervor. »Ich bin hergekommen, um dich um Hilfe zu bitten, und weil du nicht hier warst, dachte ich mir, ich warte auf dich, und dann sah ich dein Lichtschwert auf dem Schreibtisch liegen, und du hast mir ja gesagt, daß ich noch nicht soweit bin, da habe ich mir gedacht, es kann nicht schaden, wenn ich ein bißchen übe. Also habe ich es mir genommen, und dann ist es wohl einfach mit mir durchgegangen ...«

Luke hob eine Hand, um jede weitere Rechtfertigung zu unterbinden. »Die Waffe eines Jedi sollte nicht leichtfertig in die Hand genommen werden«, sagte er.

Jacen spürte, wie sich bei diesem milden Tadel seine Wangen röteten. »Aber ich bin mir ganz sicher, daß ich lernen könnte, mit einem Lichtschwert umzugehen«, verteidigte er sich. »Ich bin alt genug, und ich bin groß genug, und ich habe in meinem Zimmer mit einem Stück Rohr geübt, das mir Jaina gegeben hat – ich bin sicher, ich könnte es schaffen.«

Luke schien einen Moment lang darüber nachzudenken, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Dafür ist noch Zeit genug, wenn du bereit bist.«

»Aber ich bin jetzt bereit«, protestierte Jacen.

»Noch nicht«, sagte Luke mit einem traurigen Lächeln. »Die Zeit kommt noch früh genug.«

Jacen stöhnte vor Ungeduld. Es hieß immer Später, immer Irgendwann einmal, immer Wenn du älter bist vielleicht. Er seufzte. »Du bist der Lehrer. Ich bin der Student, also muß ich wohl auf dich hören.«

Luke lächelte und schüttelte den Kopf. »Na, sei vorsichtig – du darfst nicht einfach davon ausgehen, daß ein Lehrer immer recht hat. Du mußt selbst denken. Manchmal machen auch wir Lehrer Fehler. Aber in diesem Fall habe ich recht: Du bist noch nicht bereit für ein Lichtschwert.«

»Glaub mir, ich weiß, wie es ist, zu warten«, fuhr Luke fort. »Aber Geduld kann ein ebenso starker Verbündeter sein wie eine Waffe.« Er zwinkerte mit den Augen. »Solltest du dir im Moment nicht über wichtigere Dinge Gedanken machen als über imaginäre Lichtschwert-Duelle - zum Beispiel über deine Reisevorbereitungen? Müssen deine Haustiere nicht gefüttert werden?«

»Ich habe schon gepackt, und die Tiere werde ich kurz vor unserer Abreise füttern«, sagte Jacen und dachte an die Menagerie von Haustieren, die er seit seiner Ankunft auf dem Dschungelmond gesammelt hatte. »Aber eigentlich bin ich ja auch hergekommen, um mit dir über die Reise zu reden.«

Luke hob die Augenbrauen. »Ja?«

»Ich ... ich dachte, du könntest vielleicht mit Tenel Ka reden und sie davon überzeugen, daß sie uns zu Lando Calrissians Förderstation begleiten muß.«

Luke zog die Stirn in Falten und wählte seine Worte mit Bedacht. »Warum ist es so wichtig, daß sie ihre Meinung ändert?«

»Weil Jaina und Lowbacca und ich auch mitkommen«, sagte Jacen, »und ... und weil es einfach nicht dasselbe wäre ohne sie«, fügte er mit leiser Stimme hinzu.

Lukes Gesicht entspannte sich, und seine Augen funkelten vor Heiterkeit. »Weißt du, es ist nicht so einfach, eine Kriegerin von Dathomir umzustimmen, die über die Macht verfügt«, sagte er.

»Aber es ergibt doch keinen Sinn, daß sie zurückbleiben will«, rief Jacen. »Sie hat die dumme Entschuldigung vorgeschoben, daß es langweilig wäre – sie sagte, sie sei sicher, daß Corusca-Gemmen um keinen Deut schöner sind als Regenbogensteine von Gallinore, und von denen hat sie jede Menge gesehen. Aber sie klang überhaupt nicht gelangweilt; sie klang besorgt oder nervös.«

»Wir müssen selbständig denken«, sagte Luke, »und manchmal bedeutet das, schwierige oder unpopuläre Entscheidungen zu fällen.« Luke legte Jacen einen Arm um die Schulter und führte ihn zur Tür. »Geh jetzt deine Tiere füttern. Ich wünsche dir eine gute Reise zur Gemmentaucher-Station - und mach dir keine Gedanken, Tenel Ka hat gute Gründe.«

 

Tenel Ka schreckte aus dem Schlaf. Zitternd und schweißgebadet starrte sie auf die grobgehauenen Steinwände ihres kühlen Quartiers. Strähnen ihres kupferroten, sonst so ordentlich geflochtenen Haars hingen ihr ins Gesicht. Die Bettlaken waren um ihre Beine gewickelt, als hätte sie im Schlaf zu laufen versucht.

Schließlich erinnerte sie sich an ihren Traum. Sie war wirklich gelaufen – vor schwarzgewandeten, schattenhaften Gestalten mit purpurrot gesprenkelten Gesichtern davongelaufen. Verschwommene Erinnerungen an Geschichten, die ihre Mutter ihr als Kind erzählt hatte, wirbelten durch ihr vom Schlaf benebeltes Hirn. Sie hatte diese furchterregenden Gestalten nie zuvor gesehen, aber sie wußte, was sie waren — Hexen von Dathomir, die sich auf die dunkle Seite der Macht geschlagen hatten, um ihre finsteren Absichten zu verfolgen.

Die Schwestern der Nacht.

Aber die letzte der Schwestern der Nacht war lange vor Tenel Kas Geburt unschädlich gemacht und vertrieben worden. Warum sollte sie jetzt von ihnen träumen? Die einzigen, die auf Dathomir noch über die Macht geboten, nutzten die Mächte der hellen Seite.

Warum diese Alpträume? Warum jetzt?

Stöhnend schloß sie die Augen und sank in ihr Kissen zurück, als ihr klar wurde, welcher Tag heute war. Heute würde die Matriarchin des Königlichen Hauses von Hapes ihrer Enkelin Tenel Ka, rechtmäßige Erbin des Throns, eine Gesandte zu Besuch schicken. Und es war ihr nicht recht, wenn ihre Freunde erfuhren, daß sie eine Prinzessin war ...

Die Gesandte Yfra ... Tenel Ka lief es kalt den Rücken herunter, wenn sie an den eisernen Willen ihrer Großmutter und deren Gesandte dachte, Frauen, die lügen oder sogar töten würden, um ihre Macht zu behaupten — auch wenn ihre Großmutter nicht mehr über Hapes herrschte. Tenel Ka schüttelte in schmerzlicher Belustigung den Kopf. Kein Wunder, daß sie von den Schwestern der Nacht geträumt hatte.

Obwohl die Bewohner von Dathomir, dem unterentwickelten Heimatplaneten ihrer Mutter, und von Hapes, der feudalen Heimatwelt ihres Vaters, Lichtjahre trennten, waren die Parallelen zwischen den Politikerinnen von Hapes und Dathomirs Schwestern der Nacht...