Star Wars. Ein Sturm zieht auf. Roman

von: Alan Dean Foster

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077532 , 432 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 9,99 EUR

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Star Wars. Ein Sturm zieht auf. Roman


 

1

»Es kommt mir so vor, als wäre mein Planet auf einmal sehr wichtig, Ehrenwerte Shu Mai.«

Die Präsidentin der Handelsgilde lächelte dünn. »Kleine Schlüssel können sehr große Türen öffnen, Senator Mousul.«

Während sie so sprachen, bewegte sich das würdevolle Quartett langsam durch die Galaxis – selbstverständlich nicht durch die wirkliche Galaxis, sondern eine gewaltige dreidimensionale Darstellung davon. Sie erfüllte den gesamten Raum. Sterne leuchteten und umgaben die vier mit einem Schleier weichen, vielfarbigen Strahlens. Wenn einer der Besucher die Hand ausstreckte und ein Planetensystem berührte, erhielt er eine ausführliche Beschreibung dieses Systems und seiner einzelnen Planeten: alles von der herrschenden Spezies und deren Population über Einzelheiten von Flora und Fauna bis hin zu Wirtschaftsstatistiken und Zukunftsaussichten.

Zu den Besuchern gehörte eine blauhäutige Twi’lek, die eher ruhig und nachdenklich wirkte. Ihr Begleiter war ein sehr wichtiger corellianischer Industrieller, der in der Öffentlichkeit oft erkannt wurde. Die Präsidentin der Handelsgilde war klein und schlank und hatte die grünliche Haut und die typische Frisur einer Gossam: nach hinten gekämmt und dann nach vorne in einen Kringel auslaufend. Der vierte Angehörige der Gruppe, der ein kunstvolles Gewand aus den exotischsten Materialien trug, die es auf seinem Heimatplaneten gab, war der Senator von Ansion. Trotz seines hohen Amtes wirkte er nervös, wie jemand, der befürchtet, beobachtet zu werden. Die Twi’lek und der Corellianer waren eindeutig Herrin und Untergebener, wenn auch ein sehr mächtiger Untergebener.

Die Präsidentin der Handelsgilde blieb stehen. Erstaunlich, dachte sie, wie Billionen denkender Wesen und ganze Zivilisationen zu kleinen Staubkörnern reduziert werden konnten, die in einem einzigen Raum Platz fanden. Wenn die Wirklichkeit doch nur ebenso leicht zu organisieren und zu lenken wäre wie diese beeindruckende Nachbildung!

Aber mit einiger Zeit und der Hilfe sorgfältig gepflegter Bündnisse, dachte sie selbstsicher, würde sie genau das bewerkstelligen.

»Ich bitte um Verzeihung, edle Dame«, murmelte der Corellianer, »aber meine Geschäftspartner und ich verstehen nicht, wieso dieser Planet namens Ansion so wichtig sein soll.«

Shu Mai klatschte leise in die Hände. »Hervorragend!«

»Es freut Euch, dass wir nicht wissen, warum diese Welt so bedeutend ist?«, fragte die Twi’lek verwirrt.

»So ist es.« Ein nachlässiges Lächeln erhellte die Miene der Gossam. »Wenn Ihr es nicht erkennt, wird es unseren Feinden ebenso ergehen. Passt auf, und ich werde es Euch mehr als deutlich machen – ich mache es sichtbar.«

Sie drehte sich um und griff in das pulsierende Spiel der Planeten und Sonnen nach einem kleinen, aber zentral liegenden Stern.

In Reaktion darauf erschienen drei laserhelle blaue Linien und verbanden das System mit drei anderen. »Das Malarianische Bündnis. Oberflächlich gesehen nur eines von Hunderten solch eher beiläufig eingegangener Bündnisse.« Ihre schlanken Finger bewegten sich abermals. Gelbe Linien erschienen und verbanden den ersten Stern mit sechs weiteren Systemen. »Der Vertrag mit den Keitumiten zur gegenseitigen militärischen Verteidigung. Er ist nie zur Anwendung gekommen, besteht aber weiterhin.« Ihr Lächeln wurde strahlender. Was sie gerade tat, gefiel ihr sehr. »Und nun seht Euch das an.« Sie manipulierte die Galographiken der Umgebung weiter, wie eine Musikerin, die ein teures Quintolium spielt.

Als Shu Mai fertig war, betrachteten ihre drei Begleiter schweigend das Ergebnis ihrer Arbeit. Die vier Personen waren von einem Netz aus Linien umgeben: blau, gelb, golden, leuchtend rot – alle Farben des Spektrums. Vielleicht sogar die Farben eines Imperiums.

Und inmitten dieses Netzes heller, regloser Linien, die für Verträge und Bündnisse, Pakte und planetare Partnerschaften standen, befand sich ein einzelner, plötzlich erheblich weniger unbedeutend wirkender Planet.

Ansion.

Mit einer Handbewegung und einem Wort von Shu Mai verschwand das komplizierte Netz wieder. Es wäre nicht gut gewesen, wenn jemand, der nicht zu diesem Quartett gehörte, unangemeldet hereingekommen wäre und gesehen hätte, worüber hier gesprochen wurde. Das hätte unter Umständen zu unbequemen Fragen geführt.

»Wer vermutet schon, dass ein solch unbedeutender Planet der Dreh- und Angelpunkt so vieler einander überschneidender Verträge sein könnte?« Die blauhäutige Frau war angemessen beeindruckt.

»Und genau darum geht es.« Shu Mai nickte der Twilek zu. »Es gibt Planeten mit strategisch vergleichbar wichtigeren Positionen, Welten mit größerer Bevölkerung und mit einer für die Republik durchaus wichtigen Industrie. Wenn es um größere Zusammenhänge geht, denkt niemand an Ansion. Das ist das Schöne daran.« Sie legte die Fingerspitzen aneinander und warf Senator Mousul einen bedeutungsvollen Blick zu.

»Wenn es uns gelingt, die Ansionianer dazu zu bringen, sich aus der Republik zurückzuziehen, wird das niemanden sonderlich interessieren. Aber da diese Planeten alle in engen Bündnissen zueinander stehen, wird das Loslösen Ansions von der Republik dazu führen, dass auch jene anderen Planeten, die schon in dieser Frage schwankend sind, dem Beispiel der Ansionianer folgen, wie etwa die Mitgliedsplaneten der Malarianischen Allianz oder jene, deren Führer den Vertrag mit den Keitumiten unterschrieben haben. Und Ihr seht selbst, wie viele Planeten in anderen Systemen diesen beiden Pakten angehören. Es wird sein wie eine Lawine: Es beginnt ganz klein, doch es wird aus eigener Kraft immer größer und immer schneller. Bis der Senat merkt, was passiert, werden sich schon vierzig Systeme oder mehr aus der Republik gelöst haben, und wir werden in der Zwischenzeit die Art von Veränderungen festigen, die wir uns wünschen.«

Mousul verschränkte die Finger fester ineinander, bis die Haut an den Knöcheln weiß wurde. »In der gegenwärtigen sehr verfahrenen Situation braucht es nur einen Funken, um das alles in Gang zu bringen.«

Der corellianische Industrielle tanzte beinahe vor Aufregung. »Was für einen wunderbar heimtückischen Plan Ihr da entwickelt habt! Die Kräfte, deren Interessen ich repräsentiere, werden dem sofort zustimmen und eine Streitmacht nach Ansion schicken, um die Einwohner dort zu zwingen, aus der Republik auszuscheiden.«

Senator Mousul riss erschrocken die Augen auf.

»Das ist genau das, was wir nicht von Euch wollen«, erklärte Shu Mai streng. »Wenn ich mich recht erinnere, hat die Handelsföderation schon anderswo Ähnliches versucht. Die Ergebnisse waren – wie soll ich sagen? – nicht besonders überzeugend.«

»Nun gut.« Der Corellianer hüstelte nervös in die Faust. »Es gab unvorhergesehene Komplikationen.«

»Mit deren Folgen wir bis heute zu kämpfen haben.« Shu Mai war unnachgiebig. »Seht Ihr es denn nicht? Das Schöne an diesem Plan ist die scheinbare Bedeutungslosigkeit seines Dreh- und Angelpunkts. Schickt eine Flotte oder auch nur ein paar Schiffe nach Ansion, und Ihr werdet sofort die Aufmerksamkeit jener Kräfte wecken, die unsere Pläne bisher immer wieder durchkreuzt haben. Das ist ganz klar das Letzte, was wir wollen. Wir wollen, dass die Loslösung Ansions von der Republik vollkommen natürlich wirkt, wie das Ergebnis interner Entscheidungen, die ohne jeden Einfluss von außen erreicht wurden.« Sie lächelte Mousul wohlwollend an.

»Und das wird tatsächlich gelingen?«, fragte die Twi’lek neugierig.

Shu Mai sah sie anerkennend an. Diese Frau würde sich noch als nützlich erweisen, das wusste sie. Ebenso wie die anderen, an die sie sich gewandt hatte – wenn sie weiterhin vernünftig blieben.

Sie überließ es Senator Mousul zu antworten: »Wie viele Spezies sind auch die Ansionianer gespalten in der Frage, ob sie in der Republik bleiben oder der Korruption und dem Filz, die dieses politische Gebilde durchdringen, den Rücken kehren sollen. Seid versichert, dass es auf unserem Planeten viele Bürger gibt, die unserer Sache sehr wohlwollend gegenüberstehen. Ich habe mich persönlich darum gekümmert und beträchtliches politisches Kapital aufgewandt, um dafür zu sorgen, dass diese Elemente angemessen ermutigt werden.«

»Wie lange?«, wollte die Twi’lek wissen.

»Bis Ansion sich entscheidet?«, fragte der Senator nachdenklich. »Wenn man einmal davon ausgeht, dass die Spaltung im Inneren ständig größer wird, erwarte ich ein förmliches Votum darüber, ob wir in der Republik bleiben oder nicht, innerhalb eines halben Standardjahrs.«

Die Präsidentin der Handelsgilde nickte anerkennend. »Und dann können wir in aller Ruhe darauf warten, dass jene, die traditionell mit Ansion verbündet sind, diesem Beispiel folgen und ihre anderen Verbündeten mit sich ziehen. Ihr habt doch sicher als Kinder alle mit Bauklötzen gespielt. Es gibt unweigerlich immer einen Schlüsselbaustein nahe dem Boden, der, wenn man ihn wegnimmt, das ganze Gebäude zum Einsturz bringt.

Ansion ist dieser Schlüssel. Wenn dieser einzelne Baustein entfernt wird, wird der Rest der Systeme in sich zusammenbrechen.« Ihre Gedanken schienen sich ebenso wie ihr Blick auf etwas außerhalb des Sichtfelds ihrer Begleiter zu konzentrieren. »Aus den Ruinen der alten, verfallenen Republik werden jene von uns, die über Voraussicht verfügen, eine neue politische Struktur errichten, perfekt und strahlend. Ein politisches Gebilde ohne Schwachstellen, frei...