Star Wars?: Dunkles Nest 3 - Der Schwarmkrieg

von: Troy Denning

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641078362 , 416 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars?: Dunkles Nest 3 - Der Schwarmkrieg


 

Prolog

Die Bombe steckte halb vergraben im roten Sand. Eine Manifestation der Brutalität und unmäßigen Angst ihrer Hersteller in Durastahl. Sie war in einem langen, flammenden Taumel aus dem Orbit gestürzt und hatte sich dann mit dem hinteren Ende voran in die Düne gegenüber dem Nest gebohrt. Ihr Hitzeschild glühte immer noch von der Eintrittsreibung, und das Gehäuse war so versengt, dass die Zeichen an der Seite nicht mehr zu lesen waren.

Doch Jaina und Zekk brauchten keine Typenbezeichnung, um zu wissen, dass sie eine Chiss-Megawaffe vor sich hatten. Das Ding war so groß wie ein Beldon, mit einer Ausbuchtung an der Nase, in der sich alles Mögliche befinden konnte, von einer Ladung, die sogar Baradium durchdrang, bis zum Zünder eines Sprengkopfs von planetenzerstörender Kraft.

Als sich abzeichnete, dass die Bombe nicht explodieren würde – jedenfalls noch nicht –, wagte Jaina schließlich auszuatmen.

»Wir müssen uns dieses Ding näher ansehen«, sagte sie.

Zusammen mit Jacen, Zekk und den anderen drei Jedi ihres Teams stand sie im Eingang des Iesei-Pfeilschiffhangars und starrte finster den dreihundert Meter entfernten steilen, sandigen Hang der gegenüberliegenden Düne hinauf zu der Bombe. Alle paar Sekunden schlug ein Turbolaserschuss aus dem Orbit ein, der einen rontogroßen Krater aus rosa Glas in die Düne schmolz und eine zehn Stockwerke hohe Staubwolke aufwirbelte, die ihnen die Sicht nahm.

»Wir müssen wissen, was die Chiss im Ärmel haben«, stimmte Zekk zu.

»Wir müssen nur eins: raus hier!«, entgegnete Jacen. »Oder bin ich der Einzige, der immer noch den Machtruf spürt?«

»Nein …«, begann Zekk.

»… wir spüren ihn auch«, beendete Jaina den Satz.

Der Ruf hatte vor ein paar Stunden eingesetzt, mitten in einem StealthX-Angriff, der die Einsatzgruppe der Chiss jedoch nicht hatte zurückschlagen können. Der Ruf kam aus Richtung der bekannten Galaxis, und seine Dringlichkeit wuchs mit jeder Stunde. Er rief die Jedi-Ritter nach Ossus und verlangte, dass sie sofort in die Akademie zurückkehrten.

»Wir spüren es alle«, sagte Tahiri. Sie runzelte die vernarbte Stirn, dann wandte sie sich Tesar und Lowbacca zu. »Zumindest denke ich das.«

Der Barabel und der Wookiee nickten zustimmend.

»Es ist schwer zu ignorieren«, bemerkte Tesar.

»Das sollten wir auch nicht«, erwiderte Jacen. »Es muss etwas Schlimmes passiert sein, wenn mein Onkel uns alle auf diese Weise ruft. Selbst Luke Skywalker kann nicht so fest an der Macht ziehen, ohne selbst darunter zu leiden.«

»Mag sein«, meldete sich Jaina zu Wort. »Aber es wird nur wenige Minuten dauern, sich die Bombe anzusehen. Ich denke, so viel Zeit haben wir noch.«

»Es muss eine Art Geheimwaffe sein«, fügte Zekk hinzu. »Wir brauchen eine R-9-Einheit …«

»… und ein paar Prüfgeräte«, schloss Tesar. Er und Lowbacca wandten sich zum Hangar um, wo sich ein paar Dutzend Killiks mit rosigen Thoraxen und grün gefleckten Bäuchen den ramponierten StealthXs des Teams widmeten. Sie reparierten sie und tankten sie auf, bewaffneten sie aber nicht wieder. Die StealthX hatten schon seit dem Vortag keine Schattenbomben mehr, und der Vorrat des Nestes an Gas, das die Bomben antrieb, war seit dem Morgen ebenfalls erschöpft. »Wir suchen zusammen, was wir brauchen, und holen euch dann ein.«

Jacen trat ihnen rasch in den Weg. »Nein.«

Tesars Nackenschuppen richteten sich auf, und Lowbacca sträubte sich sein Fell. Beide Jedi starrten wortlos auf Jacen hinunter.

»Denkt doch mal nach – es sind Chiss«, sagte Jacen. »Es könnte eine Falle sein. Diese Bombe soll vielleicht gar nicht explodieren, bis wir versuchen sie uns näher anzusehen.«

Tesar und Lowbacca klackten in den Kehlen und sahen dann über ihre Schultern hinweg zu der Bombe. Sie waren noch keine Angehörigen des Nestes, aber Jaina und Zekk konnten ihre Gedanken deutlich genug wahrnehmen, um zu erkennen, dass Jacens Argument bei den beiden wirkte. Ebenso wie natürlich bei Tahiri. Sie brauchte keine Geistesgefährtin zu sein – Jaina und Zekk wussten ohnehin, dass Jacen sie in seinen Bann gezogen hatte. Sie rieb immer wieder ihre Unterarme über ihm, und wenn er sie ansah, musste sie plötzlich blinzeln.

Zekk gab ein mürrisches Knurren von sich, dann sagte Jaina: »Wir wünschten, du hättest am Nachschubdepot Thrago so klar gedacht.«

»Wir wissen nicht, ob mein Denken tatsächlich so unklar war«, sagte Jacen. »Jedenfalls noch nicht.«

Zekk runzelte die Stirn. »Unser Überfall sollte den Krieg verzögern …«

»… und nicht auslösen«, beendete Jaina den Satz.

Jacen zuckte die Achseln. »Die Zukunft ist ständig in Bewegung.« Er sah weg, dann fügte er hinzu: »Es ist zu spät, um ungeschehen zu machen, was nach dem Überfall passierte. Wir sollten Onkel Lukes Ruf respektieren und sofort nach Ossus zurückkehren.«

»Und Iesei im Stich lassen?«, fragte Zekk. Jaina und Zekk waren noch nicht lange genug bei Iesei, um sich seinem Kollektivgeist anzuschließen – tatsächlich schien es ihre geistige Verbindung zueinander sogar zu schwächen, bei einem anderen Nest als Taat zu leben –, aber Iesei fühlte sich für sie wie ein Nest von Geschwistern an, und sie waren durch den Willen der Kolonie an diese Insekten gebunden. »Während die Chiss sich darauf vorbereiten, hier zu landen?«

»Auch wenn wir bleiben würden, könnten wir das Nest nicht retten«, wandte Jacen ein. »Es ist besser zu gehen, solange wir das noch können.«

»Warum hast du es so eilig?«, fragte Jaina.

Als Jacens einzige Reaktion in einem Aufflackern von Zorn bestand, versuchte sie die Antwort durch die Machtverbindung zu erspüren, die sie als Zwillinge teilten, aber sie konnte auch dort nichts wahrnehmen. Ebenso wenig wie Zekk, der immer noch das meiste von dem teilte, was sie dachte und spürte. Seit dem Überfall auf Thrago hatte Jacen sie beide ausgeschlossen. Vielleicht weil Jaina und Zekk so wütend auf ihn geworden waren, als er einen rücksichtslosen Schuss abgesetzt und damit den Überfall beinahe in ein Massaker verwandelt hatte. Oder Jacen verbarg etwas – Jaina und Zekk wussten es nicht. Sie wussten nur, dass sein Rückzug aus der Zwillingsverbindung einer der schwerwiegendsten Gründe war, wieso sie ihm nicht mehr trauten.

Einen Augenblick später gab Jacen schließlich eine Antwort. »Ich habe es eilig, weil es einfach das Vernünftigste ist. Wenn wir bleiben, können wir höchstens ein paar Dutzend Chiss töten – und was würde das nützen?«

Jaina und Zekk wussten nicht, was sie antworten sollten. Ihnen war ebenso klar wie Jacen, dass Iesei bis auf die letzte Larve ausgelöscht würde. Die Angriffsstreitmacht der Chiss war einfach zu groß und zu gut ausgerüstet, als dass sie sie hätten aufhalten können.

Doch da war immer noch die Bombe. Wenn sie herausfanden, um was es sich dabei handelte, könnten sie vielleicht unzählige Nester retten.

»Jacen, niemand hält dich hier«, sagte Jaina. »Geh, wann immer du willst.«

»Wir werden uns diese Bombe ansehen«, fügte Zekk hinzu.

Jaina wandte sich an Tesar. »Gib uns eine Minute Vorsprung. Wenn Jacen recht hat und es wirklich eine Falle ist …«

»… werden wir das früh genug erfahren«, schloss Tesar. »Geht.«

Lowbacca heulte zustimmend, um ihnen zu versichern, dass er und Tesar dicht hinter ihnen sein würden.

Nun öffnete Jacen die Zwillingsverbindung und überflutete die Macht mit seinem Schrecken und seiner Sorge. »Jaina! Tu das nicht …«

Jaina und Zekk ignorierten ihn. Jacen aktivierte die Zwillingsverbindung nur dann, wenn er etwas wollte, und im Augenblick wollte er, dass sie die Bombe liegen ließen und nach Hause flogen. Sie wandten sich ab, sprangen vom Hangareingang und ließen sich fünf Meter den Hang der Nestdüne hinunterrutschen. Beinahe unmittelbar wurde ihnen klar, dass die Bombe kein Trick war. Ihr Gefahrensinn meldete sich, indem sich ihre Nackenhaare sträubten, dann krachte eine Turbolasersalve aus dem Orbit, und heißer Sand spritzte ihnen ins Gesicht. Sie warfen sich in unterschiedliche Richtungen und rollten in Purzelbäumen weiter den Hang hinunter, dann kamen sie wieder auf die Beine und sprangen mithilfe der Macht über den fünf Meter breiten Graben hinweg auf die gegenüberliegende Düne.

Die Turbolaserschüsse folgten ihnen und erfüllten die Luft mit frischem Ozongeruch. Die Düne verwandelte sich in eine wirbelnde Sandmasse. Die Hälfte davon flog durch die Luft, während der Rest in mehreren unheimlich grummelnden Lawinen den Hang hinabrollte. Jaina und Zekk stemmten sich gegen die Schwerkraft und arbeiteten sich jetzt mittels unregelmäßiger Machtsprünge zu der Bombe hinauf. Sand kratzte in ihren Augen und füllte ihre Nase und Kehle, aber sie blieben in der wirbelnden Wolke und versuchten sich vor den Chiss-Sensoren zu verbergen, um schwerer zu treffen zu sein.

Sie hatten kaum den halben Weg zur Bombe zurückgelegt, als sie spürten, dass Jacen, Tahiri und was vom Iesei-Nest übrig geblieben war, hinter ihnen den Hang heraufrannte. Die Intensität des Beschusses auf sie ließ plötzlich nach, als die Chiss-Schützen ihr Feuer großflächiger verteilten, und die Silhouetten von Hunderten von Iesei erschienen im trüben Licht. Die Insekten kletterten auf allen sechsen den Hügel herauf, und ihre Fühler wackelten, als sie Jaina und Zekk überholten.

Einen Augenblick später...