Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 19. Vereint durch die Macht - Vereint durch die Macht

von: James Luceno

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077730 , 688 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 19. Vereint durch die Macht - Vereint durch die Macht


 

2


Kurz vor seiner öffentlichen Verbrennung in einer Feuergrube außerhalb der Gefängnistore hatte ein silberner Protokolldroide, der kurz Major Cracken gehört hatte, die Möglichkeit, von Selvaris zu entkommen, auf etwa eine Million zu eins berechnet. Aber der Droide hatte nichts über das Ryn-Syndikat gewusst, oder von dem, was die Untergrundgruppe auf dem Planeten in Bewegung gesetzt hatte, noch bevor die ersten Yorikkorallenbrocken gesät waren.

Cracken, Page und die anderen wussten noch etwas mehr: Sie wussten, dass Hoffnung gerade an den finstersten Orten blühte, und dass die Yuuzhan Vong sie zwar gefangen nehmen oder töten konnten, es aber keinen Soldaten im Lager gab, der nicht sein oder ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätte, um auch nur einen von ihnen zu retten.

Es würde noch eine Stunde bis zum Aufgang der ersten Sonne dauern, und Cracken, Page, die drei Bith und der Jenet hockten am Eingang zu einem Gang, den die Gefangenen mit Händen, Klauen und den Werkzeugen gegraben hatten, die sie bei der Herstellung der Feuergrube hatten anfertigen oder stehlen können, in der mehrere Droiden von den Priestern des Lagers verbrannt worden waren.

Alle Gefangenen im Lager waren wach, und viele hatten die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie sahen leise von den Palmwedeln und Gräsern aus zu, die ihre Betten darstellten, und wünschten sich nur, sie könnten den vieren persönlich Viel Glück wünschen, bevor sie ihr scheinbar hoffnungsloses Unternehmen begannen. Späher waren am Eingang postiert. Das Licht war grau und die Luft erträglich kühl. Vor der Hütte erreichten das Zwitschern und die grellen Pfiffe des Dschungellebens einen Höhepunkt.

»Wollt ihr es noch einmal durchgehen?«, fragte Cracken im Flüsterton.

»Nein, Sir«, antworteten die vier wie ein einziger Mann.

Cracken nickte nüchtern.

»Dann möge die Macht mit euch allen sein«, sagte Page für alle in der Hütte.

Der enge Eingang zum Tunnel wurde von Crackens eigenem Bett aus von vor Insekten strotzenden Palmwedeln gebildet. Unter einem Gitter fiel der von Hand gebaute Schacht sofort in vollkommene Dunkelheit. Er war von den ersten Gefangenen auf Selvaris begonnen und in den langen Monaten von vielen Gruppen von Neuankömmlingen erweitert worden. Oft hatten sie ihren Erfolg nur in Zentimetern messen können, etwa als die Gräber auf eine Masse von Yorikkorallen stießen, die sich in dem sandigen Boden verankert hatten. Aber nun reichte der Gang unter der Gefängnismauer und den Senelak-Gräsern dahinter bis zur fernen Baumlinie.

Der schlanke Jenet, sein Gesichtsfell mit Holzkohle geschwärzt, war der Erste, der in den Gang stieg. Nachdem die drei Bith sich hinter ihn gedrängt hatten, wurde der Eingang geschlossen und verdeckt.

Das wenige Licht, das sie gehabt hatten, verschwand.

Der nominelle Anführer der Möchtegern-Flüchtlinge, der Jenet, war bei Bilbringi gefangen genommen worden, während eines Überfalls auf eine feindliche Einrichtung. Die anderen Gefangenen kannten ihn als Thorsh, obwohl auf seiner Heimatwelt Gabran eine Reihe von Errungenschaften und Verfehlungen dem Namen beigefügt worden wären. Erkundung war seine Spezialität, also waren ihm Dunkelheit und enge Tunnel nicht fremd, nachdem er in viele Baue der Yuuzhan Vong und Grashals auf Duro, Gyndine und anderen Welten eingedrungen war. Der Tunnel auf Selvaris fühlte sich vertraut an. Die Bith hatten es wegen ihrer Größe schwerer, aber sie waren eine gut koordinierte Spezies, deren Gedächtnis und Geruchsfähigkeiten durchaus an die von Thorsh heranreichten.

Minuten stillen Kriechens brachten sie zur ersten einer Reihe von Kurven im rechten Winkel, wo die Hersteller des Ganges gezwungen worden waren, eine amorphe Masse von Yorikkorallen zu umgehen. Sie befanden sich jetzt direkt unterhalb der Gefängnismauern. Nun ging es nur noch darum, die lange Strecke unter den Senelaks zurückzulegen, die die Yuuzhan Vong außerhalb des Lagerrands kultiviert hatten.

Thorsh wusste es besser, als sich zu entspannen, aber seine nicht nachlassende Wachsamkeit zählte kaum.

Innerhalb von einer Woche hatten Senelak-Wurzeln die Decke des schlecht abgestützten Gangs durchdrungen, und die Wurzeln hatten ebenso ihre Stacheln ausgebreitet wie die Gräser, die draußen kniehoch wuchsen.

Meterweit war es einfach unmöglich, ihnen aus dem Weg zu gehen.

Die Stacheln zerfetzten die dünne Kleidung, die die vier getragen hatten, als man sie gefangen genommen hatte, und hinterließen blutende Furchen im Fleisch ihres Rückens.

Thorsh murmelte bei jeder Begegnung einen Fluch, aber die Bith, die selten Emotionen zeigten, ertrugen die Schmerzen schweigend.

Das brutale Kriechen fand ein Ende, als der Gang sich am Ende des Senelak-Felds leicht nach oben zog. Bald schon erschienen die vier innerhalb des mit einer Art Strebepfeilern versehenen Fußes eines riesigen Hartholzbaums. Der Baum mit dem dicken Stamm sah den Gnarlbäumen auf Dagobah erstaunlich ähnlich, gehörte aber tatsächlich einer vollkommen anderen Familie an. Hundert Meter entfernt schimmerte die Gefängnismauer leicht aufgrund ihrer Biolumineszenz. Zwei schläfrige Wachen hielten sich im nächstgelegenen Wachturm auf, ihre Amphistäbe steif wie Speere, und ein Dritter war in dem anliegenden Turm sichtbar. Die Krieger, die nicht anderswo im Lager eingesetzt wurden, befanden sich zum Gebet im Tempel.

Die Rezitationen der Letzteren waren im Dschungel zu hören und bildeten einen Kontrapunkt zu den wilden Rufen von Vögeln und Insekten. Nebelschwaden zogen wie Erscheinungen durch die Baumwipfel.

Einer der Bith schob sich auf den Ellbogen neben Thorsh und zeigte mit dem schlanken Finger nach Westen. »Dorthin.«

Thorsh schnupperte mehrmals und nickte. »Dorthin.«

Als sie tiefer zwischen die Bäume gelangten, ging knöcheltiefer Schlamm in Sumpf über, und es dauerte nicht lange, bis die vier taillentief durch schwarzes Wasser wateten. Sie hatten es kaum einen halben Kilometer geschafft, als der Alarm losging. Es handelte sich weder um das Heulen einer Sirene noch um das laute Blöken einer Hupe auf einem Sternenschiff, sondern um ein lang gezogenes, immer intensiver werdendes Dröhnen, das aus allen Richtungen kam.

»Wächterkäfer«, sagte einer der Bith mit knirschender Stimme.

Die Wächter waren kleine Geschöpfe, die an Grashüpfer erinnerten und mit schnellem Schlagen ihrer gezähnten Flügel auf Eindringlinge oder Gefahr reagierten. Diese Spezies war nicht auf Selvaris beheimatet und stammte auch von keinem anderen Planeten dieser Galaxis.

Thorsh grub die Klauenfüße in den dicken organischen Dreck, rannte schneller und winkte den Bith, ihm zu folgen.

»Beeilt euch!«

Sie brauchten nun nicht mehr vorsichtig zu sein. Sie rannten durch die Dunkelheit, bedeckt von dreckigem Wasser, stolperten vorwärts, krachten gegen Stelzwurzeln und rissen sich an Ästen mit Stacheln und an gewundenen Lianen mit rauer Oberfläche die Uniformen auf. Das Dröhnen der Wächterkäfer wurde zu einem ohrenbetäubenden Schwirren, und die Lichtstrahlen von Leuchtkristalllampen spielten und kreuzen sich über ihren Köpfen.

Aus der Richtung des Gefängnisses erklang das laute Bellen der Bissops, der Eidechsen-Hunde der Yuuzhan Vong. Und etwas stieg auch in die Luft auf: ein Korallenskipper-Kanonenboot oder einer von den seevogelartigen Fliegern, die als Tsik Vai bekannt waren.

Ein lautes Schwirren zerriss den Himmel, und die Flüchtigen warfen sich ins Wasser, um nicht gesehen zu werden. Thorsh tauchte einen Augenblick später wieder auf, triefend und nach Luft schnappend. Das Bellen der Bissops wurde lauter, und nun konnte man in der feuchten Luft auch schnelle Schritte und zornige Stimmen hören.

Der Tempel leerte sich; Suchtrupps wurden organisiert.

Thorsh richtete sich zur vollen Höhe auf und spornte alle an, sich wieder zu bewegen.

Sie rutschten und glitten und erkämpften sich ihren Weg durch dichte Vegetation zum Ostufer der weiten Flussmündung. Inzwischen hatte eine der Sonnen von Selvaris den Horizont erreicht. Lange, horizontale Strahlen von rosafarbenem Sonnenlicht fielen durch die Bäume und versahen den sich immer mehr verflüchtigenden Nebel mit Farbe. Einer der Bith eilte zum Wasser und sank bis zur Taille im Sand ein.

Sie brauchten die Kraft aller drei Teamkameraden, um ihn herauszuziehen, und mehr Zeit, als sie hatten.

Der Korallenskipper erschien erneut, schaukelte über der Mündung und stieß superheiße Projektile aus. Feuer brannte über den Wipfeln und schickte tausende von nistenden Geschöpfen in wilde Flucht.

»Captain Page hat uns nie versprochen, dass es einfach sein würde«, sagte Thorsh.

»Oder trocken«, fügte der von Treibsand bedeckte Bith hinzu.

Thorshs lange Nase zuckte, und sein scharfes Auge besah sich die Küstenlinie. »Wir haben es jetzt nicht mehr weit.« Er wies auf eine Insel inmitten der Mündung. »Dort.«

Sie warfen sich ins Brackwasser und begannen, um ihr Leben zu schwimmen. Der Morgenhimmel war schwarz vor verschreckten Vögeln. Der Korallenskipper flog ein weiteres Mal vorbei und zwang sich durch das Chaos in der Luft. Vogelleichen fielen herunter, schlugen auf der Oberfläche des ruhigen Wassers auf und färbten es rot.

Thorsh und die anderen kletterten auf den schmalen Strand der Insel. Sie kamen auf die Beine und eilten in Deckung, wanden sich zwischen die skelettförmigen Bäume und Dornbüsche der Insel. Sie blieben oft stehen, um sich zu orientieren. Die Geruchsorgane der Bith befanden sich zwischen den parallelen Hautstreifen ihrer Wangen, aber es war Thorshs lange Nase, die sie direkt zu dem brachte, was die Ryn hier zwei Monate vorher bereitgestellt hatten:...