Star Wars. X-Wing. Das letzte Gefecht

von: Aaron Allston

Blanvalet, 2012

ISBN: 9783641077471 , 320 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Star Wars. X-Wing. Das letzte Gefecht


 

1


Sie war schön und zart, und er wusste nicht, wie oft er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Aber er war mit dem Wissen hierher gekommen, dass er ihr sehr wehtun musste.

Ihr Name lautete Qwi Xux. Sie war kein Mensch. Das Blau der Haut, ein wenig heller als das ihrer Augen, und glänzendes, flaumig-weiches braunes Haar wiesen darauf hin, dass sie vom Planeten Omwat stammte. Bei dieser Begegnung trug sie ein weißes Abendkleid, dessen fließende Linien ihre geschmeidige Gestalt betonten.

Sie saßen am Tisch eines Balkonrestaurants, drei Kilometer über der Oberfläche des Planeten Coruscant, jener Welt, die eine einzige riesige Stadt war. Jenseits des Balkongeländers reichten Wolkenkratzer bis zum Horizont. Der orangefarbene Himmel kündigte Regen an, und die Sonne ging hinter den weiter entfernten Gewitterwolken unter. Ein leichter Wind trug ihnen den Geruch des kommenden Regens entgegen. So früh am Abend befanden sich keine anderen Gäste auf dem Balkon, und er war dankbar für die Privatsphäre.

Qwi sah von ihrem Hauptgericht auf — gezüchtetes Federwild von Coruscant —, und ihre Lippen formten ein sanftes Lächeln. »Ich muss dir etwas sagen, Wedge.«

Wedge Antilles, General der Neuen Republik und vielleicht noch immer der berühmteste Pilot der alten Rebellen-Allianz, hätte fast erleichtert geseufzt. Was auch immer Qwi zu sagen hatte — es gab ihm noch ein wenig Zeit, bis er seine schlechte Nachricht loswerden musste. »Was denn?«

Sie richtete den Blick auf ihn, holte tief Luft und hielt den Atem so lange an, dass er zu sehen glaubte, wie ihr Gesicht noch blauer wurde. Er wusste ihren Ausdruck zu deuten: Sie wollte ihn nicht verletzen. Mit einer sanften Geste bedeutete er ihr weiterzusprechen.

»Wedge ...«, sagte Qwi, und dann strömten die Worte plötzlich aus ihr heraus. »Ich glaube, unsere gemeinsame Zeit ist zu Ende.«

»Was?«

»Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, damit es nicht zu hart klingt.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich glaube, jeder von uns sollte seinen eigenen Weg gehen.«

Wedge schwieg und versuchte, das gerade Gehörte zu verarbeiten.

Es war nicht etwa so, dass ihn Qwis Worte verwirrten. Aber eigentlich hätten sie von ihm kommen sollen. Wie hatten diese Worte es fertig gebracht, sein Bewusstsein zu verlassen und das ihre zu erreichen?

Er versuchte, sich daran zu erinnern, welche Antwort er von ihr auf diese Worte erwartet hatte, aber er brachte nur ein »Warum?« hervor. Wenigstens gelang es ihm, neutral zu klingen, nicht vorwurfsvoll.

»Weil ich glaube, dass wir keine gemeinsame Zukunft haben.« Qwi sah ihn so an, als hielte sie in seinem Gesicht nach neuen Schnittwunden oder blauen Flecken Ausschau. »Wir kommen gut miteinander zurecht, Wedge. Du machst mich glücklich, und ich glaube, umgekehrt ist es ebenso. Aber wenn ich den Blick vom Jetzt abwende und in die Zukunft richte, so sehe ich kein Zuhause, keine Familie, keine Feiertage mit einer speziellen Bedeutung für uns. Ich sehe nur die beruflichen Laufbahnen von zwei Personen, die sich aus Notwendigkeit kreuzen. Wenn ich daran denke, was wir füreinander empfinden, fällt mir das Wort ›Zuneigung< und nicht unbedingt >Liebe< ein.«

Wedge saß wie erstarrt. Mit genau diesen Gedanken hatte er sich den ganzen Tag beschäftigt. »Wenn es keine Liebe ist, Qwi ... Was hat diese Beziehung für uns bedeutet?«

»Für mich war sie ein Bedürfnis. Als ich die Maw-Station verließ, wo ich Waffen für das Imperium entwickelte, als ich verstand, was für eine Art von Arbeit ich dort geleistet habe ... Da stand ich plötzlich vor dem Nichts. Ich suchte nach etwas, das mich in Richtung Sicherheit und Behaglichkeit ziehen konnte, und ich fand einen solchen Traktorstrahl: dich.« Qwi senkte den Blick. »Als Kyp Durron seine Machtkräfte benutzte, um dafür zu sorgen, dass ich nie wieder einen Todesstern oder Sonnenhammer entwickeln kann, wurde ich zu nichts und brauchte einen Traktorstrahl mehr als jemals zuvor.«

Sie sah Wedge wieder an. »Für dich war unsere Beziehung ein Testflug.«

»Ein was?«

»Bitte hör mich an.« Kummervoll wandte sie sich halb ab, sah zum wolkenverhangenen Himmel und zur fernen untergehenden Sonne. »Als wir uns trafen ... Ich glaube, dein Herz sagte dir, dass es Zeit für dich wurde zu lieben. Und du hast mich geliebt.« Qwis Stimme wurde zu einem Flüstern. »Inzwischen weiß ich, dass sich Menschen in ihren jungen Jahren verlieben, bevor sie verstehen, was es bedeutet. Jene Lieben sind normalerweise nicht von Dauer. Sie dienen dem Lernen. Vielleicht fehlen dir diese lehrreichen Erfahrungen — immerhin bist du von deiner Kindheit direkt in die Welt der Sternjäger, Laser und des Todes geraten. Aber das Bedürfnis nach dieser Art von Liebe blieb.

Wedge, ich war die Falsche für dich. Ganz gleich, was deine Absichten waren und wie ernst du es gemeint hast: Ich glaube, deine Empfindungen für mich waren eine Art Testlauf für einen späteren Zeitpunkt, für eine andere Frau. Eine, mit der du deine Zukunft teilen kannst.« Qwis Stimme wurde rau, und ihr Blick kehrte zu ihm zurück. Er sah den Glanz von Tränen in ihren Augen. »Ich wünschte, ich hätte sie sein können.«

Wedge sackte auf seinem Stuhl zurück. Zumindest waren jetzt Qwis Worte nicht mehr die, die er sich zurechtgelegt hatte.

»Es ist meine Schuld«, fuhr sie fort. »Ich habe ... Oh, es ist schwer, darüber zu reden.«

»Sprich nur, Qwi. Ich bin nicht böse auf dich. Und ich werde es dir nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist.«

Sie lächelte kurz. »Nein, das würdest du nicht. Wedge, als wir uns kennen lernten, war ich eine andere Frau. Und dann, als ich meine Erinnerungen verlor, wurde ich zu der Frau, die ich jetzt bin. Und du warst da ... tapfer, bescheiden und bewundernswert, mein Beschützer in einem mir unvertrauten Universum. Als mir das klar geworden war, konnte ich mich nicht dazu durchringen, dir zu sagen ...«

»Du kannst ganz offen sein.« Instinktiv beugte sich Wedge vor und griff nach Qwis Hand.

»Ich hatte das Gefühl, dich geerbt zu haben. Von einer verstorbenen Freundin. Du warst ihre Wahl, und ich weiß nicht, ob du auch meine Wahl gewesen wärst. Ich hatte nie die Chance, es herauszufinden.«

Er starrte sie einige Sekunden lang an und lachte plötzlich. »Mal sehen, ob ich das richtig verstehe. Ich halte dich für eine Art Simulator, und du siehst in mir so etwas wie ein Erbstück, das nicht zum Rest der Einrichtung passt.«

Qwi wirkte erst betroffen, aber dann lachte sie ebenfalls, hielt sich mit der freien Hand den Mund zu und nickte.

»Qwi, zu den Dingen, die ich wirklich bewundere, zählt Mut. Es war mutig von dir, das zu sagen, was du mir gesagt hast. Und es wäre unverantwortlich und sogar gemein von mir, nicht darauf hinzuweisen, dass ich mich heute Abend von dir trennen wollte.«

Qwi ließ die Hand wieder sinken. Ihr Gesicht zeigte keine Überraschung; sie wirkte vielmehr verwundert und auch ein wenig amüsiert. »Warum?«

»Nun, ich glaube, mir fehlt deine Wortgewandtheit, und vielleicht habe ich das Ganze nicht so gründlich durchdacht wie du. Aber der eigentliche Grund ist der gleiche: die Zukunft. Wenn ich in die Zukunft blicke, sehe ich dich dort nicht. Manchmal sehe ich nicht einmal mich selbst.«

Qwi nickte. »Bis eben hat ein Teil von mir befürchtet, dass ich mich irre und vielleicht einen Fehler mache. Jetzt kann ich sicher sein, dass das nicht der Fall ist. Danke dafür, dass du mich darauf hingewiesen hast. Es wäre ganz leicht für dich gewesen, es nicht zu sagen.«

»Nein«, widersprach Wedge.

»Nun, für Wedge Antilles wäre es vielleicht nicht leicht gewesen, aber für viele andere Männer schon.« Qwi sah ihn an und lächelte. »Was hast du jetzt vor?«

»Ich habe lange darüber nachgedacht und die beiden Seiten meines Lebens betrachtet, meine berufliche Laufbahn und mein Privatleben. Abgesehen davon, dass ich nicht so oft fliege, wie ich möchte, kann ich mich über das Berufliche kaum beklagen.« Das stimmte nicht ganz, seit man ihn dazu überredet hatte, den Rang eines Generals zu akzeptieren. Aber Wedge wollte Qwi nicht mit Enttäuschungen belasten, von denen er glaubte, dass sie auf seinen Egoismus zurückgingen. »Ich leiste wichtige Arbeit und bekomme Anerkennung dafür. Doch mein Privatleben ...« Er schüttelte den Kopf. »Du bist der letzte Teil meines Privatlebens gewesen, Qwi. Jetzt ist nichts mehr übrig — ein Vakuum, leerer als die Leere des Alls. Nun, ich schätze, in einigen Wochen nehme ich Urlaub. Dann reise ich ein wenig und versuche, einen Abstecher nach Corellia zu machen, nicht an die Arbeit zu denken. Dann gelingt es mir vielleicht festzustellen, ob es in meinem Leben noch etwas anderes gibt als nur den Beruf.«

»Es gibt noch etwas anderes.«

»Das glaube ich, wenn ich es sehe.«

»Dann lass die visuellen Sensoren eingeschaltet.«

Wedge lachte. »Was ist mit dir?«

»Ich habe Freunde. Ich habe Arbeit. Ich lege mir Hobbys zu. Denk dran: Die neue Qwi ist weniger als zwei Jahre alt. In gewisser Weise bin ich noch ein kleines Mädchen, das zum ersten Mal das Universum sieht.« Sie blickte Wedge entschuldigend an. »Ich lerne, arbeite und beobachte, zu wem ich werde.«

»Ich hoffe, du hältst mich weiterhin für deinen Freund«, sagte er.

»Immer.«

»Was bedeutet, dass du auf mich zählen kannst. Schick...