Ewig - Thriller

Ewig - Thriller

von: Gerd Schilddorfer, David G.L. Weiss

LangenMüller, 2011

ISBN: 9783784480015 , 529 Seiten

Format: PDF, ePUB, OL

Kopierschutz: DRM

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Preis: 7,99 EUR

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Ewig - Thriller


 

Kapitel 8 – 15.3.2008 (S. 277-279)

Eurocity 358 Wien–Dresden Der Schnellzug war pünktlich um 5:58 Uhr aus dem Wiener Südbahnhof gerollt und kaum eine Minute früher hatten Sina und Wagner es in ihr Abteil geschafft. Es war leer, überheizt und roch nach Bremsstaub und süßer Limonade. Sina schnüffelte und verzog das Gesicht. »So etwas schlägt sich bei mir immer sofort auf den Magen«, meinte der Wissenschaftler schlecht gelaunt. Wagner seufzte theatralisch und ließ sich in den weichen Sitz fallen. »Zusätzlich zu dem, was sich gestern auch noch auf deinen Kopf geschlagen hat, ergibt das eine explosive Mischung, Herr Professor.

Du hast gestern drei Flaschen Rotwein vernichtet.« »Wir haben«, korrigierte Sina nachsichtig. »Falsch, du hast«, erwiderte Wagner beharrlich, »meine drei hab ich gar nicht mitgezählt.« Georg Sina schaute seinen Freund erschrocken an. »Kaum bin ich wieder mit dir zusammen, reißen die alten Gewohnheiten ein. Kein Wunder, dass es mir so schlecht geht. Mit unserem Restalkohol könnten wir noch eine Party schmeißen.« »Dafür habe ich uns eigentlich ganz gut zum Bahnhof gebracht«, gab Wagner zu bedenken, »abgesehen von den paar Randsteinen und Straßenbegrenzungen, an denen wir entlanggeschrammt sind.« Er musste über Georgs entsetztes Gesicht lachen. »Ach was, glaub nicht alles, was ich am frühen Morgen erzähle. Du hast jedenfalls während der Fahrt noch tief geschlafen.« Sina nickte. »Und genau das werde ich jetzt fortsetzen, und zwar hingebungsvoll.« Der Wissenschaftler sah sich im leeren Abteil um. »Kann man die Schiebetür absperren? Wenn nicht, dann sollten wir abwechselnd wach bleiben. Ich möchte gerne auch wieder aufwa chen … Hast du eigentlich eine Waffe aus deinem Safe mitgenommen? « Wagner schüttelte den Kopf. »Wir fahren ins Ausland, Georg. Das wäre eher kontraproduktiv, weil höchst illegal.«

»Lieber illegal als tot«, grummelte Sina, verschränkte die Arme und lehnte sich genussvoll in die Polster zurück. »Sollten wir nicht zuerst das Pergament entziffern und dann schlafen? «, gab Wagner zu bedenken. Sina winkte ab und öffnete nicht einmal die Augen. »Das machen wir, bevor wir ankommen oder überhaupt erst an Ort und Stelle, das wird schon nicht so schwer sein«, beschloss er lässig. »Das klingt aber ganz anders als gestern Abend, als ein mir bekannter Professor nach dem Lesen feststellte, er verstehe kein Wort«, erinnerte ihn Wagner. »Da war der dir bekannte Professor auch voll wie eine Haubitze und seine grauen Zellen lagen im Koma«, feixte Sina, »und jetzt lass mich bitte schlafen. Wenn wir das Rätsel heute lösen wollen, dann brauche ich einen klaren Verstand und keine Alkoholnebel.«

Wagner schaute aus dem Fenster auf die vorbeiziehende niederösterreichische Hügellandschaft, über der langsam der Morgen dämmerte. Er fragte sich, ob sein Vorfahre jemals daran gedacht hatte, dass Generationen später wieder ein Wagner sich auf den Weg nach Chemnitz machen würde, um den »Höllenzwang« auszugraben. Seine kleinen Ritter hatten erst »sterben« müssen, bevor sie ihr Geheimnis preisgegeben hatten.

War es bei Friedrich nicht genauso? Einige Abteile weiter hinten im Zug zog ein Mann sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer, die auf die israelische Botschaft in Wien eingetragen war. Trotz der frühen Stunde hob schon nach dem ersten Läuten jemand ab, der sich nur unverbindlich mit »Hallo« meldete. Der Anrufer beherzigte den Rat des Experten, der ihm tags zuvor eindringlich immer wieder gesagt hatte: »Niemals Namen in Telefongesprächen!« »Wir sind gestern in dem grünen Mercedes nebeneinander gesessen und ich bin jetzt auf dem Heimweg.« Sein Gesprächspartner schwieg.