Der dunkle Thron - Historischer Roman

von: Rebecca Gablé

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2011

ISBN: 9783838710273 , 1000 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 11,99 EUR

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Der dunkle Thron - Historischer Roman


 

Vierter Teil 1553 (S. 731-732)

Waringham, Mai 1553 »So, so. Das habe ich mir also darunter vorzustellen, wenn Francis of Waringham und Millicent Howard zusammen Homer lesen …« Das junge Paar fuhr erschrocken auseinander. »Vater! Ihr seid wieder da …« Francis sprang von der Bank im Rosengarten auf und schloss seinen Vater ungestüm in die Arme. Seine Wangen waren gerötet – wobei nicht auszumachen war, ob die Frühsommerhitze, die Nähe seiner Liebsten oder Verlegenheit über das unverhoffte Auftauchen seines Vaters dies hervorgerufen hatte –, und seine blauen Augen strahlten. Auch mit achtzehn hatte Francis seinen vorbehaltlosen Enthusiasmus für alles, was die Welt ihm zu bieten hatte, noch nicht abgelegt. »Grundgütiger, Francis.

Du trägst einen Ohrring?« Der junge Mann griff sich an den kleinen Goldreif, der sein rechtes Ohrläppchen zierte. »Oh, das tragen jetzt alle, weißt du.« »Aber du hast beschlossen, dich dem Diktat der Mode zu unterwerfen, solange du mich auf dem Kontinent wusstest. Sicherheitshalber.« Francis lachte. »Wie war die Überfahrt?« »Fürchterlich«, gestand Nick mit einer kleinen Grimasse. »Ich möchte diese Reise um nichts in der Welt missen. Sie war alle Strapazen wert, sogar die Überfahrt. Aber ich sage dir ehrlich, Francis, wenn ich nie wieder im Leben einen Fuß auf eine Schiffsplanke setzen muss, werde ich nicht unglücklich sein.«

»Warum muss England auch eine Insel sein«, warf Millicent mit einem kleinen Koboldlächeln ein und erhob sich ebenfalls von der Bank, die von einem Rosenbogen überschattet war, der schon die ersten Blüten aufwies. Sie knickste. »Willkommen daheim, Mylord.« »Danke, mein Kind.« »Lady Waringham ist wohl?« Er nickte. »Ich denke, sie hat es noch mehr genossen als ich, Paris und Florenz und Rom zu sehen.« »Das glaube ich gern. Zu reisen war immer ihr sehnlichster Wunsch.«

Millicent schien nichts Besonderes daran zu finden, dass sie von dieser heimlichen Sehnsucht gewusst hatte, denn sie nahm nicht nur in Francis’ Herz einen großen Platz ein, wusste Nick. Auch seine Frau liebte das Howard-Mädchen sehr, hatte sie in Millicent doch die Schülerin gefunden, auf die sie immer gewartet hatte: eine verwandte Seele, die es genauso nach Wissen und nach Poesie dürstete wie sie selbst. »Geh nur hinein«, schlug Nick vor.

»Sie wird sich freuen, dich zu sehen, denn sie hat euch alle schrecklich vermisst. Und sicher will sie auf der Stelle hören, welchen Schabernack die Mädchen mit ihrer neuen Lehrerin getrieben haben …« »Sie waren folgsam und fleißig wie immer, Mylord«, behauptete Millicent, die unbändig stolz gewesen war, als Janis ihr für die Dauer ihrer Reise den Unterricht der Mädchen übertragen hatte. »Ja, das glaub ich aufs Wort«, gab Nick trocken zurück. Millicent lächelte ihm zu und lief dann eilig und leichtfüßig den Pfad entlang, so als könne sie es kaum erwarten. Nick sah ihr einen Moment nach. »Ich kann dich verstehen, mein Sohn. Sie ist wahrhaftig ein schönes Kind.«