Das Geheimnis der Masken

von: Ken Follett

Baumhaus, 2011

ISBN: 9783838707662 , 108 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: DRM

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Preis: 4,99 EUR

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Das Geheimnis der Masken


 

"Kapitel Sechs (S. 86-87)

Mick raffte sich auf. Er hatte sich den Kopf angeschlagen und das Bein aufgeschrammt, doch ansonsten schien er unverletzt geblieben zu sein. Ein Autofahrer hatte angehalten und war ausgestiegen. „Alles in Ordnung, Junge?“, fragte der Mann fürsorglich. „Ja, danke, dass Sie meinetwegen angehalten haben“, sagte Mick. „Du musst vorsichtiger fahren auf der nassen Straße“, sagte der Mann noch, dann stieg er wieder ein und fuhr weiter. Mick hob sein Fahrrad auf und schob es auf den Bürgersteig. Er biss die Zähne zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Den Lieferwagen hatte er zweifellos verloren.

Der Schmerz in seinem Bein ließ nach. Mick überquerte die Straße und radelte langsam zurück zur Canal Street. Erneut überlegte er, die Polizei einzuschalten. Doch das schien jetzt wenig erfolgversprechend zu sein. Er würde Schwierigkeiten bekommen, weil er in das Studio eingedrungen war, und sie würden Izzie dort ja auch nicht finden. Er fragte sich, was die Bande mit Izzie machen würde. Vielleicht musste er schwören, den Mund zu halten, und sie ließen ihn gehen.

Nein, so naiv konnten sie nicht sein. Izzie mochte vielleicht dumm genug sein, den Mund zu halten, wenn sie ihm das Versprechen abnahmen, doch sie würden ihm kaum vertrauen. Langsam fuhr Mick die Canal Street hinauf. Er ließ sein Fahrrad vor dem Haus stehen und ging nach oben. Vor der Wohnungstür zog er die nassen Schuhe aus und trat auf Socken ein. Seine Mutter saß am Küchentisch und las ein Buch. „Hoffentlich erwartest du nicht von mir, dass ich dir so spät noch dein Abendessen hinstelle“, sagte sie, ohne aufzublicken.

„Es ist erst sieben Uhr“, murmelte Mick kleinlaut, doch er hatte keine Lust auf einen Streit und noch viel weniger Lust auf Essen, was das anging. Er ließ seine Schuhe zu Boden fallen und ging ins andere Zimmer. Seine beiden Versuche, Detektiv zu spielen, waren gründlich in die Hose gegangen. Nachdenklich holte er das Blatt aus der Schublade, das er in Wheelers Garage gefunden hatte. Ratlos drehte und wendete er es. Deprimiert. Was nutzte es jetzt? Gar nichts. Schließlich legte er es zurück in die Schublade. Er fühlte sich selbst nutzlos. Er hatte die Bande entkommen lassen.

Deprimiert wandte er sich ab und schaltete den Fernseher ein. Plötzlich klingelte es in seinem Kopf. Irgendetwas war seltsam an den Worten auf dem Zettel aus Wheelers Garage. Er stand auf, ging zur Schublade und zog das Blatt noch einmal hervor. Sorgfältig las er den Einzahlungsbeleg durch. Dort stand: National Westminster Bank, 25 Purley Street, Hinchley. Er hatte diese Adresse schon einmal gesehen. Aber wo? Er zermarterte sich das Gehirn. Eine Bank – woher sollte er irgendetwas über Banken wissen? Dann fiel es ihm ein. Er holte den Zeitungsausschnitt mit der Zusammenfassung der Überfälle durch die Maskenbande wieder aus der Schublade. Und tatsächlich, sie hatten die National Westminster Bank in der Purley Street überfallen.

Zufall, scheinbar. Dann sah Mick auf das Datum des Einzahlungsbelegs. Es war der Tag, an dem die Bank überfallen worden war. Das war eindeutig zu viel Zufall. Doch wenn es kein Zufall war, was war es dann? Es bedeutete nichts weiter, als dass Mr Norton Wheeler seine Bankgeschäfte bei der Bank tätigte, die überfallen worden war – und dass er am Tag des Überfalls dort gewesen war. Aber wenn er nur Geld eingezahlt hatte – warum hatte er dann den kompletten Beleg mitgenommen? Es sei denn … Natürlich! Das musste es sein! Die Bande verkleidete sich jedes Mal als gewöhnliche Kunden, bevor sie zuschlug. Also musste einer aus der Bande einen Beleg ausgefüllt haben, während er auf eine Chance gelauert hatte, irgendwie hinter den Schalter zu kommen."